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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Oder das Bild dieses achtjährigen Mädchens vor drei Monaten, das aus einem eingedrückten Viertürer hatte herausgeschnitten werden müssen, während die fast unverletzte Mutter dabeistand und schreiend zu erklären versuchte, dass sie sich nur kurz nach ihrer weinenden Tochter umgeschaut habe …
    Ich kenne all das. Und daran erinnerte ich mich, als ich im stockenden Verkehr mit Blaulicht und Sirene so schnell wie möglich nach Hause zu kommen versuchte.
    Eine halbe Stunde später hielt ich vor unserer Garage an. Dass mein Wagen den Gehweg blockierte und mit dem Heck in die Straße hinausragte, kümmerte mich nicht weiter. Ohne das Blaulicht auszuschalten, sprang ich nach draußen, rannte die dick mit Schnee bepackten Stufen zur Eingangsveranda hoch und rutschte auf eisigem Untergrund aus. Hätte ich mich nicht im letzten Augenblick am Geländer festhalten können, wäre ich runter auf die Straße gestürzt. Meine Hände zitterten, als ich mit der einen nach den Schlüsseln suchte, mit der anderen gegen die Tür hämmerte, obwohl mir die dunklen Fenster verrieten, was ich nicht wissen wollte.
    Endlich fand der Schlüssel das Loch. Ich sperrte auf und warf mich gegen die Tür.
    In der Küche war niemand, im Wohnzimmer auch nicht. Ich rannte nach oben. Nichts.
    Mein Einsatzkoppel klapperte an meiner Taille, als ich die Treppe wieder hinunterhastete. In der Küche angekommen, blieb ich stehen, atmete tief durch und erinnerte mich, eine ausgebildete Polizistin zu sein. Weniger Adrenalin, mehr Intelligenz. So löste man Probleme. So bewahrte man Kontrolle.
    «Mommy? Mommy, da bist du ja!»
    Mein Herz setzte kurz aus. Ich drehte mich um und sah Sophie auf mich zufliegen. Sie warf sich mir in die Arme und schwärmte ohne Punkt und Komma vom vielen Schnee.
    Es dauerte eine Weile, bis mir auffiel, dass Sophie nicht allein war. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft stand in der Tür und hob grüßend eine Hand.
    «Mrs. Leoni?» Sie errötete. «Verzeihung, Officer Leoni.»
    Von ihr erfuhr ich, dass Brian tatsächlich in die Berge gefahren war. Aber anstatt Sophie bei Mrs. Ennis abzusetzen, hatte er sie der fünfzehnjährigen Sarah Clemons anvertraut, die mit ihrer Familie nebenan wohnte und vor der Tür Schnee schippte, als er seine Skier auf dem Dachgepäckträger befestigte. Um Zeit zu sparen, hatte er kurzerhand sie gebeten, auf unsere Tochter aufzupassen.
    Sophie war Feuer und Flamme für das Mädchen von nebenan und natürlich sofort einverstanden gewesen. Sie und Sarah hatten, wie sich herausstellte, den Vormittag im Freien verbracht, waren Schlitten gefahren und hatten eine Schneeballschlacht gemacht und sich dann ein paar Folgen Gossip Girl angesehen, die Sarah auf der Festplatte hatte.
    Von Brian wusste Sarah nur, dass ich früher oder später nach Hause zurückkommen würde, und als Sophie meinen Streifenwagen gesehen hatte, war für die beiden alles klar gewesen.
    Ich war zu Hause, Sophie war glücklich, und Sarah hatte ihren Job getan, wofür ich ihr einen Fünfziger zusteckte. Danach rief ich Mrs. Ennis an, meldete mich bei der Einsatzleitung ab und schickte meine immer noch total aufgekratzte Tochter nach draußen, um einen Schneemann zu bauen. Ich stand – nach wie vor in Uniform – hinten auf der Veranda und behielt sie im Auge, während ich ein erstes Mal versuchte, Brian über sein Handy zu erreichen.
    Er antwortete nicht.
    Ich erinnere mich, mein Dienstkoppel im Schlafzimmer weggeschlossen zu haben. Ich erinnere mich auch noch an anderes.
    Sophie und ich machten es uns am Abend gemütlich. Ich stellte für mich fest, dass man selbst dann eine gute Mutter sein kann, wenn einem in Bezug auf den Ehemann Mordgedanken durch den Kopf gehen. Wir aßen Käsemakkaroni und spielten ein paar Spiele. Dann steckte ich Sophie in die Wanne.
    Um halb neun lag sie im Bett und schlief. Ich marschierte ungeduldig durch die Küche, das Wohnzimmer und den eiskalten Wintergarten. Schließlich ging ich nach draußen und schippte Schnee in der Hoffnung, mich in meiner Wut abreagieren zu können.
    Um zehn nahm ich ein heißes Bad und zog eine frische Uniform an. Das Dienstkoppel mit meiner Sig Sauer ließ ich im Schließfach. Ich traute mir selbst nicht.
    Um Viertel nach zehn kam mein Mann endlich zur Tür hereinspaziert mit einem großen Rucksack und seinen Skiern auf den Schultern. Er pfiff ein Liedchen und bewegte sich mit der lässigen Müdigkeit, die ein Tag intensiven Sports mit sich bringt.
    Er lehnte die Ski an die

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