Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sein Papi in fünf Jahren alles mit einem Beil, einem Messer, einer Zange, einem Hammer und einem Schraubenzieher gebaut hatte.
    »Ich habe Angst –«, sagte Anne leise.
    »Ich auch, Anne.« Er drückte sie an sich. Es war wie vor sechs Jahren, als sie sich zum erstenmal umarmten … Die Zukunft war wieder offen und feindlich. »Aber wir stehen es durch, Anne. Es gibt nichts, was stärker wäre als unsere Liebe …«

III
    Sie packten zwei Stunden lang. Pourie war auch noch an Land gekommen, hatte Bäcker wie einen Kameraden und Anne wie eine Grande Dame aus Paris mit Handkuß begrüßt, schleppte später das wenige Gepäck zum Flugzeug und half dann Bäcker, Anne und dem kleinen Paul in die Kanzel. Hellersen und Buddke mußten sich hinten eng zusammenquetschen.
    Als die Propeller wirbelten, kreischte Paul vor Freude und klatschte in die Hände. Das Flugzeug rauschte übers Meer und hob sich dann sanft ab in den blauen, wolkenlosen Himmel. Bäcker senkte den Kopf und legte den Arm um Anne.
    »Pourie, drehen Sie eine Runde über der Insel«, sagte er. »Bitte …«
    Pourie nickte. Er überflog noch einmal Viktoria-Eiland, kehrte dann um und umkreiste es ein paarmal.
    Stumm starrten Anne und Bäcker hinunter auf ihr Paradies. Winzig war es, ein heller Fleck im Meer. Der Strand, die Klippen, die runde Bucht, hinter der die Totenstätte lag, der Wald, die Blumenwiese, ein gelboranger Fleck – die aufgespannte Gummiinsel –, versteckt, kaum sichtbar, das neue große Haus auf dem Hügel, der Kochplatz, Pauls Kinderspielplatz mit der Wippe, dem Turnreck und der Burg aus Korallenstein und Felsen … Eine kleine, heile Welt, Gottes Lächeln unter der Sonne … sie verschwand langsam am Horizont und tauchte ins Meer …
    »Hauen Sie ab!« schrie Bäcker und preßte beide Hände gegen die Augen. »Pourie, drehen Sie ab! Ich springe Ihnen aus dem Flugzeug, wenn Sie nicht weiterfliegen!«
    Anne drückte sein Gesicht gegen ihre Brust. Sie streichelte seinen zuckenden Kopf und drehte sich weg, als die Insel noch einmal bei einer Kurve ganz fern ins Blickfeld kam.
    »In Lübeck wird es schön sein«, sagte sie leise. »Ich freue mich auf Lübeck, Liebling. Dort werden sie dein Bein wieder gerademachen und dein Gesicht operieren und dir wieder Lider über die Augen ziehen. Mein Liebling, es wird so schön werden …«
    Sie flogen auf schnellstem Wege nach Papeete. Nach Papeete, wo man auf die Mörderin Anne Perkins wartete …
    Es war Nacht, als sie in Papeete landeten. Pourie hatte unterwegs dreimal gewassert und Benzin nachgefüllt. Dann war er mit Höchstgeschwindigkeit einem Sturm vorausgeflogen, der hinter ihnen herkam und Tahiti erreichte, als sie gerade aus dem Flugzeug kletterten. Es goß wie aus Eimern, der Wind bog die Palmen, daß ihre Blätterkronen fast waagrecht zur Erde flatterten.
    »Das ist ein Glück!« schrie Hellersen gegen das heulende Pfeifen des Sturmes an. »Der große Bahnhof fällt aus! Die Natur meint es gut mit Ihnen, Bäcker.«
    »Ich habe sie auch lange genug poussiert!« schrie Bäcker zurück. »Sie ist meine Geliebte geworden.«
    Sie rannten zu dem kleinen Flughafengebäude, in dem ein mürrischer Maori saß und gelangweilt den Radarschirm anstarrte. Er schrak zusammen, da Bäcker als erster ins Zimmer stürzte, sprang vom Stuhl, flüchtete an die Wand und hob beide Arme hoch über den Kopf, als sei ein Gespenst erschienen. Pourie lachte dröhnend. Er schüttelte den Regen von sich ab wie ein Hund. »So wild ist die Südsee nicht mehr, Monsieur«, sagte er zu Bäcker, »daß Ihr Anblick keinen Schrecken erregte. Nihiru –«, er winkte dem bleichen Maori zu, »das hier ist ein braver Mann, kein böser Geist. Wenn er sich rasiert hat, ist er tatsächlich wieder ein Mensch.«
    Die Nacht verbrachten sie alle bei Pourie. Zum erstenmal seit sechs Jahren betrachtete Bäcker sich in einem Spiegel. Bisher war es immer nur der glatte Meeresspiegel gewesen, ein gnädiger Anblick, denn die Wellen verwischten vieles. Jetzt aber überfiel ihn mit aller Grausamkeit die Wahrheit. So schrecklich, so über alle Maßen abstoßend, hatte er es sich nicht vorgestellt. Er starrte sich an und drehte sich dann langsam um.
    Anne stand hinter ihm und probierte ein Kleid von Pouries Frau an. Es war zwar zu weit, aber es gliederte sie wieder in die Zivilisation ein.
    »Anne –«, sagte Bäcker leise. »Anne, das bin ich? Ich wußte nicht, daß ich so aussehe! So etwas liebst du? Bist du verrückt?!«
    »Ich zerschlage jeden

Weitere Kostenlose Bücher