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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfach umzufallen, alle viere von sich zu strecken und dann zu krepieren … Und über ihm zog der schimmernde Punkt, Flügel mit der französischen Kokarde, Glaskanzel und gelbe Schwimmer, am wolkenlosen blauen Himmel dahin, und er wußte, die Menschen da oben hinter den Fenstern hätten seine roten Raketen gesehen, jetzt, genau jetzt, da die Insel unter ihnen lag, diese verdammte Insel, die für alle unbewohnt war.
    »Nicht so schnell –«, keuchte Bäcker. »Gott, schick ihnen einen Gegenwind! Nicht so schnell.«
    Er konnte nicht weiter, er stand neben der Gummiinsel, vier Meter von der Höhle mit dem Plastiksack und der Signalpistole entfernt, der Strand drehte sich vor seinen Augen, die Sandkörner glitzerten in allen Farben, die Welt verwandelte sich in bunte, zerfließende Formen.
    »Fliegt doch langsamer …«, stammelte er. »Langsamer … nur noch ein paar Meter, nur noch ein paar Atemzüge. Hilfe! Hilfe!«
    Die letzten Schritte legte er ohne seinen Willen zurück. Er wachte aus der zerfließenden Welt erst auf, als er vor der Höhle kniete und mit zitternden Fingern die Pistole aus dem Plastikbeutel riß. Er steckte eine rote Raketenhülse auf den Lauf, streckte den Arm hoch empor und starrte in den Himmel.
    »Hierher!« brüllte er.
    Der Himmel war leer, der brummende Punkt verschwunden. Zwar lag noch der Widerhall der Motoren in der Luft, aber es war ein elender Nachklang, ein Abschiedsgruß, ein Hohngelächter, das schwächer und schwächer wurde.
    Bäcker heulte wie ein hungernder Wolf. Er schoß, die rote Rakete zischte in den Himmel, beschrieb eine leuchtende Parabel, weithin sichtbar, und stürzte dann ins Meer. Es war ein vergeudeter Schuß … Wer blickt in einem Flugzeug nach rückwärts?
    »Ich schieße dich herunter, Sonne!« schrie Bäcker. Seine Verzweiflung war so groß, daß er mit den Fäusten in den Sand schlug, ihn mit beiden Händen hochschleuderte und sich mit dem goldenen Staub bewarf. »Oder soll ich mich erschießen? Ist das der Sinn? Soll ich jetzt aufgeben? Willst du das? Warum hast du das zugelassen, Gott? Warum?«
    Er zuckte vor Verzweiflung, preßte die Hände gegen die Ohren, um dieses verfluchte ganz ferne Brummen der Motoren nicht mehr zu hören, riß dann eine Decke über seinen Kopf und vergrub sich völlig vor allen Tönen.
    Aber von diesem Tage an trug er die Signalpistole geladen immer im Gürtel.
    Er wartete auf ein zweites Wunder.
    Es dauerte drei Tage, bis er den Schock überwunden hatte. Drei Tage, in denen er herumlag, kaum aß, sich bei dem abendlichen Regen aus dem Blätterdach ins Freie rollte und sich in die rauschenden Wassermassen legte, und die ganzen hellen, heißen Tage über betrachtete er von seinem Deckenlager aus den Strand, das Meer, den Himmel und die Korallenbänke und den großen Vogel, der unruhig vor ihm hin und her hüpfte.
    »Geh weg –«, sagte er zu ihm. »Auch mit dir spreche ich nicht mehr. Ihr habt mich alle verraten. Vielleicht werde ich wahnsinnig. Dann reiß aus, Vogel, du hast noch keinen wahnsinnigen Menschen gesehen …«
    Aber am Morgen des vierten Tages war alles vorüber. Er hatte tief und gut geschlafen, und als er sich an seiner Krücke hochzog, sagte er zu dem schon wartenden Vogel: »Nimm's nicht tragisch, Albatros. Menschen sind launische Biester. Die Krise ist vorbei. Ich mache weiter. Gehen wir zum Meer und waschen wir uns.«
    Er schwang sich hinunter zum Strand, stakte bis zu den Hüften in die See, schöpfte mit einer leeren Konservenbüchse Wasser und schüttete es sich über den Kopf. Es war herrlich, sich zu waschen … Nachher würde er sich noch einmal unter das gesammelte Regenwasser stellen und das Salz von der Haut spülen. Was machen wir nachher, dachte er und rieb sein Gesicht. Bauen wir das Dach weiter aus und ziehen Wände herum, bis es eine richtige Hütte ist, oder soll man mit den Möbeln beginnen? Ein Tisch, ein Hocker, ein Bettgestell … oder zwei, drei Hocker … wenn man Besuch bekommt.
    Er lachte über diesen Gedanken und drehte sich zurück zum Land. Das Bein, frei im Wasser hängend, schmerzte jetzt nicht mehr … das Meer trug es, das verdammte Meer, das es zerschmettert hatte.
    Bäcker stützte sich auf seine Krücke und strich mit der rechten Hand das Wasser von seinem Gesicht und aus seinem verwilderten Bart. Bald muß ich ihn schneiden, dachte er. Das wird ein Problem werden. Eine Schere habe ich nicht, gerade sie fehlt in dem Sanitätskasten, irgend jemand muß sie einmal herausgenommen

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