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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ihr Brett-Kalender ist eine geradezu psychotherapeutische Einrichtung. Ohne ihn verlöre man den Zeitbegriff, und das zehrt verdammt an den Nerven. So aber weiß man: Wir sind jetzt schon zwei Monate zusammen auf der Insel und haben uns immer noch nicht umgebracht. Tröstlich, nicht wahr?«
    Er schlief bald ein. Aber in der Nacht begann er zu stöhnen, drückte die Hände auf seinen Bauch und versuchte aufzustehen. Es gelang ihm nur mit Mühe, aber als er gehen wollte, konnte er nur taumeln, fiel auf die Knie und begann zu zittern. Krampfartige Schmerzen erschütterten seinen Leib.
    »Bäcker!« rief er. »Bäcker! Wachen Sie doch auf!«
    Es gelang ihm, bis zur Hüttentür zu kriechen. Dort fiel er hin, schlug mit der Stirn gegen den Pfosten und weckte damit Anne auf.
    »Himmel noch mal, was haben Sie?« sagte Bäcker, als er neben Shirley kniete. »Ihr Kopf ist ja glühendheiß. Sagen Sie doch was! Haben Sie Schmerzen?«
    »Der Bauch …«
    »Die Muscheln –«, sagte Anne. Nackt, wie sie neben Bäcker geschlafen hatte, lief sie hinunter zum Meer, holte in dem kleinen Topf Wasser, kniete vor der Aschenglut in der Sandgrube, blies eine neue Flamme hoch, setzte den Topf auf das Feuer und rannte dann mit dem heißen Salzwasser zurück zu Shirley.
    Bäcker bemühte sich unterdessen, Shirley zwei Chinintabletten zwischen die fest zusammengebissenen Zähne zu drücken und ihn zum Schlucken zu zwingen.
    »Er muß kotzen!« rief er Anne zu. »Der Magen muß leer werden. Wir müssen ihn dazu bringen, daß er sich übergibt.«
    »Nach heißem Salzwasser geht das gut!« sagte Anne und hielt Bäcker den Kessel hin.
    »Wer hat denn das entdeckt?«
    »Ich weiß nicht. Plötzlich fiel es mir ein. Wenn wir als Kinder bei der Großmutter waren und uns den Magen verdorben hatten, holte sie immer heißes Salzwasser. Prompt kam alles wieder raus. Irgendwie muß sich der Körper davor ekeln.«
    »Schaden kann es jedenfalls nicht.« Bäcker setzte den Topfrand an Shirleys Mund, aber der biß nur noch mehr die Zähne zusammen.
    »Zum Teufel, trinken Sie!« schrie Bäcker und schüttelte den Vergifteten. »Machen Sie den Mund auf, Paul! Hören Sie mich? Verdammt, Sie dürfen jetzt nicht in Ohnmacht fallen! Wenn Sie nicht trinken, krepieren Sie! Sie haben eine Fischvergiftung, begreifen Sie das? Eine der Muscheln muß schlecht gewesen sein.«
    Shirley reagierte nicht mehr. Bäcker versuchte mit einem Schraubenzieher die Zähne auseinanderzustemmen, aber der Druck der Backenmuskeln war zu stark.
    »Ich müßte ihm die Zähne herausbrechen«, keuchte Bäcker. »Und selbst dann würde er nicht schlucken. Er hat alle Muskeln verkrampft. Sieh dir nur die Hände und die Beine an. – Shirley!« Er schüttelte ihn, aber der Kopf pendelte willenlos hin und her. »Ich weiß nicht, ob Sie's noch spüren, aber es ist die einzige Rettung für Sie!«
    Er wälzte Shirley auf den Rücken und zeigte auf seinen Kopf. »Halt ihn fest!« rief er Anne zu. »Wenn er würgt, mußt du ihn zur Seite drehen. Es ist nicht schön, was jetzt kommt.«
    Er zögerte – es war wie das Wegwischen einer letzten inneren Hemmung –, dann hob er die Faust und schlug zu. Mit großer Wucht rammte er die Faust in Shirleys Magen, immer und immer wieder, und schrie ihn dabei an: »Nun kotz doch! Kotz doch! Zum Teufel, kotz doch!«
    Shirleys Körper bäumte sich auf. Plötzlich rissen die Zähne auseinander, der Kiefer klappte runter. »Wasser!« schrie Bäcker. »Anne, schütt' ihm das Wasser in den Mund …«
    Anne goß das jetzt lauwarme Salzwasser in Shirleys Kehle. Die Mundhöhle füllte sich, lief über wie eine See, der seine Ufer ertränkt.
    »Er erstickt doch!« rief Anne, aber sie goß weiter, bis der Topf leer war, und Bäcker stieß immer wieder in Shirleys Magen und keuchte: »Kotz endlich, du Idiot! Kotz!«
    Es war wie ein Ausbruch, der den ganzen Mann schüttelte: Plötzlich schnellte der Körper hoch, mit weitaufgerissenen Augen rang Shirley nach Luft. Das Wasser stürzte aus seinem Mund, er preßte die Hände wieder auf seinen Magen und krümmte sich … und dann kam es aus ihm heraus, nicht nur aus dem Mund, sondern auch aus dem After, er spie alles von sich, was ihn marterte, und Bäcker hielt ihm den Kopf und boxte ihn weiter in den Leib, bis Shirley nichts mehr herausbrachte als ein trockenes Würgen.
    Erschöpft lag Shirley später auf der Decke und schlief in einem Zustand zwischen Besinnungslosigkeit und völligem Kräfteverfall. Bäcker hatte ihn

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