Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Rolläden vor die Fenster sausen, wenn Sie auf der Straße vorbeigehen.«
    »Als erstes werde ich Anne heiraten, Paul. Sofort! Das Kind soll meinen Namen tragen, wenn es geboren wird.«
    Shirley ließ die Leine los, das Segel fiel in sich zusammen. »Kehren wir um!« sagte Paul.
    »Sind Sie verrückt geworden, Paul?«
    »Nein! Aber Sie sind übergeschnappt, Werner! Für eine Heirat braucht man auch in der Südsee Papiere. Die müssen Sie in Nuku Hiva anfordern, und was dort los ist, wissen Sie ja. Dort wird Anne immer noch als Mörderin geführt. Sie werden einen Kollegen von mir losschicken, und Anne landet wieder im Gefängnis. Werner, das Verfahren schwebt doch noch! Für die Behörde bleibt Anne eine Mörderin! Wenn Sie gescheit sind, lassen Sie sich irgendwo mit Anne nieder, wo Sie keiner kennt, und dann wuchert mit der Zeit über alles Gras. Aber eine offizielle Hochzeit – die werden Sie nie hinkriegen.«
    »Ich habe Yul nicht die Kehle durchgeschnitten!« sagte Anne vom Ende des Einbaumes.
    »Es ist zum Kotzen!« Shirley schlug beide Hände über dem Kopf zusammen. »Jetzt sind wir wieder da, wo wir am Anfang waren! Natürlich sind Sie keine Mörderin, Anne, wir wissen das, aber Sie müssen das beweisen! Ruhe! Kein Wort mehr davon! Werner, wenn wir durchkommen, helfe ich Ihnen irgendwo ein verborgenes Plätzchen zu finden. Da wird Sie keiner hindern, eine ganze Bäcker-Kolonie zu gründen.« Er zog das Segel wieder in den Wind. »Die Hauptsache ist, daß wir wieder unter Menschen kommen.«
    »Ich laufe vor der Wahrheit nicht davon«, sagte Bäcker trotzig.
    »Hören Sie auf mit Ihrem Heldengesang!« rief Shirley wütend. »Wenn Sie bei dieser idiotischen Ansicht bleiben, dann kriegt Anne ihr Kind hinter Gittern! Verdammt, der Wind ist gut! Wir machen eine phantastische Fahrt! Messen Sie mal, in welche Richtung wir fahren!«
    Bäcker holte seinen Sextanten hervor, schoß die Sonne und las die Position ab. Auf der Seekarte war an dieser Stelle ein leerer Fleck. Meer. Aber nördlich lagen einige Atolle, von denen er immer geglaubt hatte, sie seien unbewohnt. Jetzt war er davon überzeugt, daß die heimlichen Besucher auf Viktoria-Eiland von diesen Inseln gekommen waren.
    »Wir müssen schräg vor den Wind«, sagte er, »dann treffen wir auf unsere unbekannten Leichenlieferanten.«
    »Ich weiß nicht, ob das die richtige Richtung ist.« Shirley drehte das Segel etwas. »Es kann uns passieren, daß sie uns schleunigst zu unserer Insel wieder zurücktransportieren. Wir haben mit ihren Geistern gelebt, und da gehören wir nach ihrer Auffassung auf immer hin. Für sie sind wir jetzt selbst von den Dämonen besessen. Wie ist's mit einer internationalen Schiffahrtsstraße? Da haben wir die größten Chancen, gesehen und aufgefischt zu werden.«
    Bäcker tippte auf seine Seekarte und hielt sie Shirley hin. »Hundertfünfzig Meilen bis zur nächsten Schiffahrtsstraße, Paul. Rechnen Sie mal aus, wie lange wir brauchen, um dahin zu kommen. Wir haben uns an einer Stelle der Welt getroffen, wo Gott bei der Schöpfung seine Schweißtropfen abgeschüttelt hat. Wir müssen zu den Atollen, auch auf die Gefahr hin, daß uns die Eingeborenen ins Geisterland befördern! Vielleicht sehen Sie zu schwarz, Paul.«
    »Wir kommen von einer Toteninsel – gibt's was Schwärzeres?« Shirley blickte sich zu Anne um. Sie hockte zwischen der Ausrüstung und hatte begonnen, Kokosfleisch mit einem rauhen Stein zu raspeln.
    »Unser zweites Frühstück«, sagte Shirley fröhlich. »Himmel noch mal, ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus! Unser Einbaum ist wirklich ein stabiles und seetüchtiges Ding. Ich werde ihn in Papeete als Denkmal aufstellen. Er hat's verdient, Bäcker. Von so vielen blöden Hunden gibt es Denkmäler auf der Welt, nur weil sie mal 'ne Schlacht gewonnen haben. Sie hätten mal einen Einbaum bauen sollen, ha, wo wären sie da geblieben?!«
    Sie segelten und paddelten bis weit in den Nachmittag hinein, aßen Trockenfleisch, das sie im Mund durch den Speichel aufquellen ließen, denn das Wasser war genau berechnet und nur fürs Trinken da. Dann ruhten sie sich etwas aus, zogen zum Schutz gegen die brennende Sonne die Decken über ihre Köpfe und ließen sich treiben.
    Shirley beugte sich zu Bäcker vor und winkte verstohlen. Anne konnte es unter ihrer Decke nicht sehen.
    »Wie geht's Ihren Augen?« fragte er leise.
    »Erstaunlich gut. Sie gewöhnen sich langsam daran, keine Lider zu haben.«
    »Irgendwo in Europa, habe ich

Weitere Kostenlose Bücher