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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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saßen Anne und Capitaine Brissier und hörten mit.
    »Alles in Ordnung, mein Junge«, antwortete er.
    »Wie geht es meiner Ziegenherde?«
    »Prächtig.«
    »Ist Mutter da?«
    »Ja, mein Liebling –«, sagte Anne.
    »In drei Monaten bekomme ich den ersten Urlaub. Holst du mich dann nach Viktoria-Eiland?«
    »Sofort, mein Liebling, sofort …«
    Später sagte Brissier: »Anne, Sie haben Ihrem Sohn Unmögliches versprochen. In drei Monaten ist die Insel wieder Urland. Geräumt bis auf die Gerippe auf der anderen Seite. Das hätten Sie ihm sagen müssen.«
    »Warum?« Anne lächelte still. »Ich kann ihn doch nicht ständig belügen!«
    Brissier verstand. Er kniff die Augen zusammen. »Heißt das, Sie weigern sich genau wie Ihr Mann, Viktoria-Eiland zu verlassen?«
    »Natürlich.« Anne strahlte ihn mit ihren großen Augen an. »Das schaffen Sie nur mit Gewalt … aber Sie können sich nicht vorstellen, was es heißt, mich in Ihr Flugboot zu tragen, denn tragen müssen Sie mich schon … so etwas würden Sie nie vergessen!«
    Brissier glaubte es ihr ohne Vorbehalt.
    Einen Abend später lernte Paul Bäcker bei einem Spaziergang Tara Makarou an einer Straßenecke kennen. Tara war ein Halbblut, Tochter eines polynesischen Vaters und einer chinesischen Mutter. Es war eine Mischung, die Blut zu Sprengstoff werden läßt.
    Tara Makarou lehnte an der Hauswand, spielte mit ihren langen, blauschwarz glänzenden Haaren und sagte in einer Art Singsang: »Warum geht ein Mann wie du an mir vorbei?«
    Paul Bäcker blieb stehen. Zum erstenmal, außer bei seiner Mutter, drang eine Stimme tief in ihn hinein.
    Die Schönheit des Mädchens machte ihn verlegen. Er kam ein paar Schritte zurück, lehnte sich neben sie an die Hauswand und dachte: Jetzt müßte man etwas sagen, was sie erfreut.
    Ein merkwürdiges Gefühl durchrann ihn. Er hatte es schon öfter gespürt, aber bevor er Zeit hatte, sich darum zu kümmern, lenkte ihn irgendeine wichtige Arbeit ab, und später war es dann wieder vorbei, und er erinnerte sich nicht mehr daran. Jetzt aber war es wieder in ihm, mächtiger als je zuvor, nagelte ihn neben das Mädchen an die Hauswand. Es war ein Gefühl von eigenartiger süßer Schwere.
    »Du siehst, ich gehe nicht vorbei«, sagte Paul Bäcker. Und als sie schwieg und ihn nur aus ihren schwarzen glühenden Augen anstarrte, dachte er: Das war ein blöder Anfang. Aber was sagt man zu einem fremden Mädchen?
    »Du bist hübsch«, sagte er. »Wohnst du hier?«
    »Willst du es sehen?« Sie dehnte sich wie eine Katze in der Sonne. Ihre Brüste sprengten das Kleid, es platzte unter dem Hals auf, wo ein Schlitz nur mit Druckknöpfen geschlossen war. Atemlos, von einer plötzlichen Hitzewelle überrollt, starrte Paul auf die beiden bronzefarbenen Kugeln, die aus der Lücke des Kleides rollten.
    »Was soll ich sehen?« fragte er heiser. Er erkannte seine Stimme nicht mehr.
    »Darüber könnten wir sprechen, mein schöner Junge.« Tara Makarou hielt ihre Hand hin. Eine lange, schmale Hand mit rotlackierten Nägeln. Die Haut der Innenflächen war heller als die übrige Haut, und das Licht der etwas entfernten Straßenlaterne verlieh den Brüsten einen Schimmer von mattem Gold. »Hast du zwanzig Francs?«
    Paul nickte. »Wozu brauchst du zwanzig Francs?« fragte er dann.
    Tara lächelte breit. »Er sieht so harmlos aus, und handelt wie ein Zahlmeister. Zwanzig Francs, überleg es dir.«
    Sie drückte die Brüste zurück und knöpfte das Kleid wieder zu. Sie waren allein auf der Straße, es war eine ruhige Nacht, im Hafen lagen keine neuen Schiffe, die kleine Stadt schlief. Es lohnte sich eigentlich nicht, an der Hauswand zu stehen, aber dann war der große, starke, blonde Junge gekommen, und Tara hatte ihren Spruch hergesagt, wie schon Hunderte Male vorher.
    »Warum versteckst du sie wieder?« fragte Paul. »Sie sahen so schön aus.«
    »Aber zwanzig Francs sind sie dir nicht wert, was?«
    »Willst du sie denn verkaufen?« Es sollte ein Scherz sein, und er lachte auch darüber. »Ich nehme nicht an, daß man sie abschrauben kann.«
    »Ich glaube, ich habe einen Idioten angehalten«, sagte Tara Makarou. »Aber das ist mal etwas anderes. Es ist eine miese Nacht, mein Süßer, ich zahle drauf. Fünfzehn Francs –«
    Sie faßte Paul an der Hand und zog ihn ins Haus. Es war ein einstöckiger Bau aus Holzwänden, von einem fensterlosen Zimmer in der Mitte führten sechs Türen in andere Räume, ein paar Sessel aus Peddigrohr standen herum, zwei Tische

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