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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anderes. Ihr Benehmen schadet dem Ansehen der Weißen. Begreifen Sie das nicht?«
    »Nein«, sagte Paul. »Wieso? Dürfen Weiße auf Tahuata nur betrügen?«
    »Wir wollen nicht darüber diskutieren, daß Sie ein Rindvieh sind!« sagte Dubonnet grob. »Aber was Sie hier arbeiten, ist Sache der Eingeborenen. Ein Weißer schleppt einfach nicht in einer Farbigenkolonne Säcke und Kisten. Nicht hier, und nicht bei mir! Ich habe es bisher unterlassen, Ihrem Vater mitzuteilen, was sich hier zugetragen hat …«
    »Das war auch klug, Monsieur«, sagte Paul ruhig. »Ich hätte Ihnen sonst die Knochen gebrochen.«
    Er ließ den verblüfften Dubonnet stehen und ging weiter. Dubonnet starrte ihm nach … er nahm die Warnung ernst. Er ist so wild aufgewachsen wie die Palmen auf seiner Insel, dachte er. Aber auch diese Palmen biegt der Wind … es dauert nur seine Zeit.
    Während Paul im Hafen arbeitete, putzte Tara das Zimmer, kochte für ihn und wusch seine Wäsche, ganz so, wie eine Frau ihren Mann betreut. Sie wunderte sich selbst darüber und sagte mehrmals am Tag zu Paul: »Das ist das Verrückteste, was man sich denken kann. Da sucht einer Geborgenheit und kriecht bei einer Hure unter. Und ich mache den Blödsinn auch noch mit. Warum eigentlich?«
    In jeder Nacht wurde diese Frage beantwortet. Es war eine leichte Antwort. »Du bist ein Wunder von einem Mann«, seufzte Tara dann. »Du bist ein Naturereignis.«
    Und Paul sagte in Taras weichen Armen: »Nennt man so etwas Liebe? Du kannst das besser …«
    »Wer weiß das? Halt den Mund und komm zu mir …«
    Eine Woche lang mußte Paul ein paarmal in der Nacht eine Schlacht schlagen. Dann klopfte es an den Läden, Seemänner standen draußen und wollten mit Francsscheinen in der Hand Tara einen Besuch machen. Sie waren es so gewöhnt. Wer Tahuata anlief, ließ seinen privaten Anker auch bei Tara fallen.
    Das war nun vorbei. Paul hatte alle Fäuste voll zu tun, die neue Situation zu erklären. Es krachte schaurig gegen Kinnläden und Brustkästen, Männer rollten stöhnend über die dunkle Straße. Einmal schlug sich Paul gleich mit dreien herum, streckte einen nieder und hieb die Köpfe der beiden anderen aneinander, es gab ein wüstes Geschrei, aber als die Eingeborenenpolizei erschien und in Pauls Gürtel den geheimnisvollen Malaiendolch sah, räumte sie die Matrosen weg, grüßte Paul ehrfurchtsvoll und ließ ihn in Ruhe.
    Es sprach sich nach acht Tagen herum, daß Tara Makarou für den Vergnügungsdienst gestorben war. Die nächtlichen Besuche hörten auf. Dafür gab Paul seinen ganzen Hafenverdienst bei Tara ab, es gab wenig, und Tara sagte mit mißmutigem Gesicht:
    »So komme ich nie nach Papeete an das große Geld. Verdammt, mußte ich mich ausgerechnet in dich verlieben? Es ist zum Kotzen!«
    Jeden Abend, pünktlich zur vereinbarten Zeit, saß Paul in der kleinen Funkstation von Tahuata und rief sein »Viktoria – kommen! Viktoria – kommen!« in die Nacht. Wenn sich dann sein Vater und seine Mutter meldeten, war er doppelt glücklich.
    Es waren Gespräche voller Lügen auf beiden Seiten.
    »Hier geht es gut«, sagte Bäcker, aber die Wahrheit war, daß er Capitaine Brissier erwartete und mit ihm den Räumungsbefehl des Gouverneurs.
    Und Paul sagte: »Das hier ist eine gute Lehre, Vater. Alle sind so nett zu mir …« Dabei hatte ihm am Abend bei der Lohnzahlung der Inspektor gesagt: »Eine Anordnung vom Chef, Bäcker: Sie werden nicht mehr beschäftigt. Wenn Sie weiter Lasten schleppen, ist das ab morgen Ihr Privatvergnügen. Geld bekommen Sie nicht mehr dafür. Gehen Sie zu Monsieur Dubonnet, bitten Sie ihn um Entschuldigung, dann stellt er Sie vielleicht wieder als Volontär ein.«
    »Die Welt ist groß«, sagte Paul selbstsicher, »und Arbeit gibt's genug darauf.«
    »Aber hier ist Tahuata.«
    Paul lernte schnell, was das bedeutete.
    Im Hafen nahm ihn der Vormann nicht mehr an. Wo er auch um Arbeit nachsuchte, überall war Dubonnets Macht zu spüren. Man bedauerte. Es waren Absagen mit gedehnten Schlußworten, aus denen Paul heraushörte: Wenn Dubonnet nicht wäre …
    »Es reicht noch drei Tage«, sagte Tara nach drei Wochen. Sie hatte die letzten Francs auf den Tisch gelegt. »Ab Sonntag fange ich wieder an, als Hure zu arbeiten.«
    »Nein!« sagte Paul hart.
    »Sollen wir verhungern?« schrie sie. »Liebe ist schön, aber wenn der Magen knurrt, zittern die Schenkel.«
    »Ich finde schon was«, sagte Paul. »Dubonnet kriegt mich nicht klein!«
    Aber er fand

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