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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wenn sie sich jetzt mit einem kleinen Druck gegen ihn stemmen würde.
    »Wir werden es zusammen tun, Rainu«, sagte er und versuchte, seine Beine zu spreizen und das Gleichgewicht zu behalten. »Wenn es sein muß, komme ich mit! Ohne dich ist das Leben für mich ohne Sinn …«
    Eine Weile standen sie aneinandergeklammert auf der Felsenspitze und blickten hinunter in das schäumende, strudelnde Meer. Dann hob Rainu den Kopf, drehte sich langsam herum und legte Pauls Hände auf ihre Brüste.
    »Ich liebe dich, Paulo …«, sagte sie mit ernster feierlicher Stimme. »Ich will deine Frau sein. Ich habe keine Angst mehr. Komm, ich werde Feuer machen.«
    Als die Sonne voll am Himmel stand, lagen sie am Strand, das Meer überspülte sie von Welle zu Welle mehr, die Flut kam, und sie blieben liegen und ließen sich von der Kühle des Meeres überfluten.
    Gegen Mittag hockten sie wieder in ihrem Keller … Auf der Meerenge waren vier Flugboote gelandet.
    Französische Geologen aus Papeete und einige Fotoreporter begannen die aus dem Meer geborene Insel zu besichtigen, zu vermessen und zu fotografieren.
    Von dem vernichteten Viktoria-Eiland nahm niemand mehr Notiz.
    Die Geologen blieben drei Tage. Sie maßen und rechneten, legten eine Karte an und sammelten in Plastiksäcken Bodenproben. Die Reporter knipsten schöne und schaurige Fotos. Vor allem der riesige Holzgötze und die halbverwesten Leichen waren ein begehrtes Motiv.
    In zwei oder drei Wochen würde das Wunder einer aus der Meerestiefe geborenen Insel in allen Illustrierten zu sehen sein, und Millionen Menschen würden mit einem wohligen Gruseln lesen, wieviel Aberglauben es in unserer aufgeklärten Welt noch gibt.
    Von einem würden sie jedoch nichts wissen: von dem jungen Mann und dem schönen braunen Mädchen, die sich in die Erde verkrochen hatten und die Expedition mit gespannter Aufmerksamkeit beobachteten. Zwei Menschen, die die ganze Schöpfungsgeschichte noch einmal erlebten.
    Solange die Geologen auf Anne-Eiland wie Ameisen herumkrochen, war es Rainu unmöglich, Feuer zu machen. Der Rauch hätte sie verraten. So mußten sie Trockenfisch mit Wasser essen, Paul erntete in der Nacht aus den Trümmern des Gemüsegartens Salate und sammelte Wurzeln. Auf diesen Gängen begleitete ihn Rainu nicht. Denn ihre Angst vor der Nacht, den Stunden der Geister, hatte sie noch nicht verloren. Tagsüber saßen sie Hand in Hand im Keller, oder sie lagen sich in den Armen und vergaßen die Welt und die Gefahr, in der sie sich befanden.
    Ab und zu kroch Paul auf den Hügel und überzeugte sich, wieweit die Vermessungsarbeiten gediehen waren. Er sah, daß man auf der höchsten Stelle, oberhalb der Quelle, einen Mast mit der französischen Fahne in den Boden gerammt hatte. Damit war Anne-Eiland französisches Territorium geworden und würde jetzt für die Atlanten einen Namen bekommen. Paul kümmerte das wenig.
    »Für mich bleibt es Anne-Eiland!« sagte er zu Rainu, als er die französische Fahne im Wind wehen sah. »Wir werden darauf leben. Es wird unser Paradies sein.«
    Am Morgen des vierten Tages hoben die Flugboote vom Meer ab und kreisten noch einmal über beiden Inseln. Die Fotografen schossen die letzten Bilder: zwei elende, karge, vom Meer umrauschte Sandflecken, der eine vom Beben zerstört, der andere aus dem Meeresboden emporgestiegen. Körner aus der Urwelt, weiter nichts. Für die Menschheit eine Fotoserie, für die Geologen ein nicht sehr ergiebiges Forschungsobjekt. Es gab nichts Neues an ihnen zu entdecken. Man würde sie in Kürze wieder vergessen haben. Nur ein Punkt mehr war auf der Landkarte eingezeichnet worden. Und selbst er so unbedeutend, daß er nur auf Spezialkarten zu erkennen sein würde.
    Langsam entfernten sich dann die Flugboote. Nur das dunkle Brummen ihrer Motoren blieb noch eine Zeitlang zurück, ein Nachhall der Zivilisation, aber auch er verwehte, und das Paradies kehrte zurück.
    Paul und Rainu hatten gewartet, bis der letzte Ton im Rauschen des Meeres ertrunken war, dann stiegen sie aus ihrem Keller. Er faßte sie an der Hand und ging mit ihr langsam zu jener Felsengrotte, wo er das Floß versteckt hatte. Ihnen gegenüber, erschreckend schön in ihrer jungfräulichen Unberührtheit, lag die neue Insel.
    »Wir werden jetzt von ihr Besitz nehmen«, sagte Paul fast feierlich. »Wir werden für immer auf Anne-Eiland übersiedeln, Rainu. Wir haben Wasser, Sonne, Wind und Regen und die Samen der Bäume und Blumen und Kräuter. Mehr brauchen wir

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