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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben Sie. Wenn Ihnen das genügt …«
    »Solange es diese Chance gibt, Brissier …«
    »Seien Sie still, Bäcker! Ich höre in jedem Ton Ihren Vater.«
    Brissier sah Rainu entgegen. Sie kam schwerbeladen vom Meer zurück. Sie hatte tatsächlich eine Schildkröte gefangen und mit dem Speer einen prachtvollen, großen silberglänzenden Fisch aus den Wellen gestochen. Er stak noch an der Speerspitze.
    »Ein schönes Mädchen«, sagte Brissier. »Ihre Mutter, Paul, auf polynesisch …«
    »Darum liebe ich sie auch«, sagte Paul leise. Er stand auf, um Rainu entgegenzugehen und ihr beim Tragen zu helfen. Brissier hielt ihn am Hosengürtel fest.
    »Was wollen Sie mit Ihrem großen Erbe machen, Paul?«
    »Ich hebe es für meine Kinder auf.«
    »Die auch wieder Bäckers sein werden und einsame Inseln besiedeln. Es hört also nie auf?«
    »Ich fürchte, ja.« Paul lächelte, als müsse er um Verzeihung bitten. »Wir sind dem Meer, der Sonne, dem weiten blauen Himmel und dem warmen Wind, der in den Palmen rauscht, verfallen. Rettungslos, Brissier.« Er befreite sich aus Brissiers Griff und atmete tief auf. »Kein Wort mehr darüber zu Rainu, versprechen Sie mir das, Capitaine?«
    »Ja. Ich will doch Ihr Freund bleiben.«
    Sie gaben sich die Hand wie zwei Männer, die eine Verschwörung besiegelten. Dann liefen sie gemeinsam den Hang hinunter, nahmen Rainu die Beute ab, und während Brissier Fisch, Schildkröte und Muscheln schleppte, trug Paul auf seinen Armen Rainu den Berg hinauf. In ihren großen schwarzen Augen lag eine bange Frage.
    »Keine Angst –«, sagte er leise und küßte sie. »Es bleibt unsere Insel …«
    Bis ein neues Beben sie wieder ins Meer reißt, dachte er. Mein Gott, ist das möglich?
    Er drückte Rainus Kopf an sich, damit sie nicht seine nachdenklichen Augen sah, und auf dem Weg zur Hütte dachte er darüber nach, was Brissier ihm erzählt hatte. In Hiva Oa und Papeete lag ein Vermögen auf den Banken. Bis heute hatte er es nicht gewußt, und sein Vater hatte nie darüber gesprochen. Vielleicht hatte es nicht einmal seine Mutter gewußt, aber das erschien ihm ausgeschlossen, denn es hatte nichts gegeben, was Werner Bäcker und Anne nicht gemeinsam getan hätten. Ihn verwirrte es jetzt, reich zu sein, und er dachte: Es wäre besser gewesen, wenn Brissier geschwiegen hätte.
    Nach dem Mittagessen verabschiedete sich Brissier von Rainu mit einem Kuß auf die Stirn. Sie machte darauf eine tiefe Verbeugung, und Brissier richtete sie erschrocken auf und drückte ihren schönen Kopf wieder hoch.
    »Mädchen, du bist jetzt eine Bäcker«, sagte er verwirrt. »Die haben immer geradeaus geguckt, nie zu Boden!«
    »Sie wird's noch lernen.« Paul Bäcker begleitete Brissier zum Flugboot, das im glatten Meer in der Bucht ankerte. Rainu blieb zurück; sie hockte sich vor dem Felseneinschnitt auf die Erde und beobachtete den Abflug.
    Bevor Brissier über einen der Schwimmer auf das Flugzeug kletterte, klopfte er Paul auf die Schulter. »Sie sind plötzlich so still geworden, Paul. Was ist los?«
    »Ich komme mit einigen Gedanken nicht zurecht, Brissier.«
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das Vermögen meines Vaters …«
    »Aha! Endlich wachen Sie auf, Paul!«
    »Sie irren, Capitaine. Ich verlasse Anne-Eiland nie. Aber ich hätte gern ein bißchen mehr Sicherheit für Rainu und mich.«
    »Mit allem Geld dieser Erde können Sie kein neues Seebeben verhindern. Das ist doch klar?«
    »Aber ich kann ihm ausweichen. Reicht das Geld meines Vaters für ein neues Schiff?«
    »Wenn Sie die Kontoauszüge kennten, würde sich diese Frage erübrigen. Ihr Vater hat in den letzten zwölf Jahren in aller Stille ein Vermögen zusammengesammelt, das dem von Jean-Luc Dubonnet nicht nachsteht.«
    »Schweigen Sie von Dubonnet«, sagte Paul finster.
    Brissier lachte. »Die Ohrfeige, die Sie ihm gegeben haben, hat der ganzen Inselwelt gutgetan. Übrigens – Dubonnet ist schwer krank.«
    »Das ist seine Sache«, sagte Paul Bäcker grob.
    »Nun werden Sie nicht gleich ein Stachelschwein, Paul. Seien Sie doch nicht so nachtragend. Dubonnet hatte einen Schlaganfall. Er ist rechtsseitig gelähmt, kann nicht mehr sprechen und wird im Rollstuhl herumgefahren. Trotz aller Energie, die anderen Apoplektikern hilft, die Krankheit zu überwinden, ist bei Dubonnet nichts mehr drin. Er hat sich zu den besten Ärzten nach Australien fliegen lassen, in zwei Wochen will er in die USA, nur um sich auch dort bestätigen zu lassen: keine Chancen mehr. Sein

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