Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
nix sagen.«
»Die Öffentlichkeit hat das Recht.«
»Die Öffentlichkeit wird schon informiert werden, allerdings nicht in Form eines Postwurfheftchens, das unaufgefordert in die Briefkästen geworfen wird.«
»Auch ich vertrete die Öffentlichk…«
»Geschenkt«, unterbrach Zimmermann, »und jetzt möchte ich fahren. Von deinen Ergüssen bekomme ich nämlich immer Kopfschmerzen.«
»Dagegen gibt’s doch auch etwas von Ratiopharm. Gute Preise …«
»Gute Besserung«, sagte Zimmermann, stieg in seinen Wagen und fuhr davon. Wahrscheinlich Richtung Monschau. Aber das wissen wir nicht! Und das interessiert uns auch nicht. Noch nicht einmal am Rande. Entscheidend ist nur, dass Charly Nusselein in diesem Augenblick einen Entschluss fasste, den er in späteren Erzählungen »historisch« nannte.
Kurzum: Charly Nusselein sprach auf dem nun menschenleeren Parkplatz des Düsseldorfer Polizeipräsidiums einen für sich historischen Satz:
»Diesen Fall werde ich aufklären. So wahr mir Herr Schlüter helfe. Und dann bin ich auch noch der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack, immer sagte.«
Nach diesem Schwur setzte er sich in seinen Mazda und fuhr direkt nach Monschau. Allerdings nicht sofort. Bei McDonalds an der Straße zur Südbrücke trieb er seinen Spesensatz in Form eines »Happy Meals« noch entscheidend in die Höhe. Das Spielzeug, ein Affe, der sich nach Druck auf den Kopf eine Banane in den Mund schiebt, besitzt Nusselein heute noch. Allerdings nennt er das Spielzeug heute »Blöder Affe«, während er damals kurz überlegte, die Figur auf einem Eckbrett in seinem Wohnwagen als Herr-Schlüter-Devotionalie zu verehren. Aber das interessiert uns nun wirklich nicht.
Und so können wir mit recht wenigen Informationen Düsseldorf wieder verlassen. Düsseldorf verlassen … Das macht man ja bekanntlich gerne.
Zu erwähnen ist lediglich noch, dass Nusselein auf der Südbrücke ausrief:
»Und dann bin ich noch der Meinung, dass neben Schleiden auch Düsseldorf zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack, immer sagte.«
Von der nahen Kläranlage wehte der Duft Düsseldorfer Ausscheidungen herüber:
»Metropolenproletariat«, schimpft Charly Nusselein, als er über den Fluss auf die einzig wahre Seite des Rheinlands fuhr.
* * *
In Ruitzhof herrschte an diesem Abend bestes Kachelmann-Wetter, am nächsten Morgen würde im WDR also wieder vom »einzigen Bodenfrost des Landes in Kalterherberg« die Rede sein.
Incitatus hatte während des Tages unverdautes Katzenfutter ausgekotzt und daher einen mörderischen Hunger. Nachdem er Charly Nusselein bei dessen Ankunft mehrmals wütend ans Bein gesprungen war, zog er sich nach einer halben Dose »Wild und Truthahn mit Soße« aufs Sofa zurück, wo er sofort einschlief und davon träumte – so Nusselein in den bisher unveröffentlichten Incitatus-Legenden – dass eine Amsel mit einer weißen Fahne im Flügel winkend sich ihm ergab. Da der Kater satt war, hielt er sich allerdings für einen Vegetarier und schenkte der Amsel das Leben.
Ein blödsinniger Traum für eine Katze, fanden alle, denen Nusselein die Geschichte erzählte. Dieser verstieg sich allerdings zu der Behauptung, dass alle Katzen von Natur Pflanzenfresser, von den Römern aber in einer jahrelangen ABM-Maßnahme umerzogen worden seien. Warum die Römer das getan haben sollten, verschwieg Nusselein:
»Ohne die Römer hätte selbst der Tiger den einen von den beiden von Siegfried und Roy nicht angefallen, glaubt es mir.«
Charly Nusselein setzte sich nach seiner Rückkehr aus Düsseldorf an den Küchentisch, der bei seltenen Besuchen von Frauen auch mal Wohnzimmertisch genannt wurde und legte ein weißes Blatt vor sich: Ganz oben schrieb er Ludwig Förster, darunter Freies Rheinland (F.R.) und darunter Buchhandlung – nach links machte er einen Strich und kastelte das Wort »Monschauer Stadtrat« ein, nach rechts führte ein Strich zu »Landtag NRW«. Unter Monschau schrieb er Jürgen Lauscher, unter Landtag viele Fragezeichen.
Für den Start einer Detektiv-Karriere bewertete er diesen Einstieg schon als recht proper. Nusselein belohnte sich dafür mit einem Nuss-Joghurt »Mild und halbe Stückchen«. Dann rief er von seinem Handy Hildegard Jansen-Motzkuss, die neu gewählte Vorsitzende der Monschauer Grünen, an. Dabei verfluchte er kompakt zunächst die Stadt Monschau wegen der fehlenden Erlaubnis eines Telefonanschlusses, zweitens die Tatsache, dass grüne
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