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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Nusselein.
    »Nicht mit der Ersten, mit der A-Jugend, näh«, antwortete der Mann, der Frank hieß und ein Hemd trug, für das man selbst in Hawaii nur knapp an der Aberkennung der Staatsbürgerschaft vorbeigeschrappt wäre.
    Nusselein meinte, noch eine beiläufige Bemerkung machen zu müssen:
    »Soso, die A-Jugend aus Höfen. War zu ihrer Zeit ein verdammt starkes Team. Aber wie sagte schon Jean-Paul Sartre: Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.«
    Frank reagierte wie einer, der Sartre für den Torwart-Trainer von Olympique Marseille hält und Anneliese stellte Nusselein ein Kölsch hin, während dieser sich eine der Erkennungszeichen-Frikadellen griff:
    »Bezahl ich gleich.«
    »Geht schon in Ordnung«, sagte Frank, der einmal mit der Höfener A-Jugend quasi Champions-League-Gewinner geworden war. Dann kam er zur Sache:
    »Ich bin zwar der, näh, der dich angerufen hat, dat war aber für meinen Bruder. Wär aber zu gefährlich, sich hier mit dir sehen zu lassen, deshalb soll ich dich abholen, näh. Mein Bruder wartet auf dem Burgau, am Stadttheater auf dich.«
    »Und warum hat er mich nicht sofort dahin bestellt?«
    »Du solltest sehen, dass das keine Falle ist, näh, weil du mich ja von dem Foto kennst.«
    »Und warum darf man mich nicht zusammen mit deinem Bruder sehen?«
    »Der arbeitet doch bei der Funk, näh.«
    Das leuchtete Charly ein. »Die Funk«, wie die großen Sendemasten am Ortseingang von Höfen im Volksmund heißen, ist eines der letzten Geheimnisse der Nordeifel. Halb Höfen arbeitete zwar dort, doch man kann bohren, wie ein Beichtvater beim sechsten Gebot, nie würde einer der Beschäftigten ein Sterbenswörtchen über seine Tätigkeit bei der Funk verlieren. Und so hatte man sich in der Eifel die Wahrheit eben selbst gereimt: Zu Zeiten des kalten Krieges seien dort, so brodelte die Gerüchteküche, die Telefonate »aus Russland und der Zone« abgehört worden – nach dem Mauerfall »von den Terroristen, den Arabern und Bin Laden«. »Die Funk« hätte irgendetwas mit der Bundeswehr zu tun, sagte man. Erst der »Stern« plauderte aus, dass der Bundesnachrichtendienst hinter der Einrichtung steht.
    Aber wer liest in der Eifel schon den »Stern« …
    Frank hatte noch Erklärungsbedarf:
    »Meinen Bruder kennst du, den Hubert Rader, der ist im Stadtrat, von der CDU, näh, fahr nur schnell raus, der wartet auf dich, ich bleib hier.«
    Charly Nusselein winkte Anneliese, doch Frank hatte zum Hawaii-Hemd auch die Spendierhose an:
    »Dat mach ich schon, näh.«
    Charly Nusselein entschuldigte sich bei Herrn Schlüter, dass er die Frikadelle sowieso nicht bezahlen wollte.
    Fünf Minuten später war er am Parkplatz vor dem Theater. Dort stand nur ein Fahrzeug, ein grauer Corsa. Nusselein parkte direkt neben dem Wagen und stieg aus. Von dem Corsa wurde die Beifahrertür geöffnet:
    »Setz dich!«
    Charly Nusselein tat, wie im gesagt wurde:
    »Tach!«
    »Novend«, sagte Hubert Rader, »man darf uns nicht zusammen sehen. Deshalb dat Theater.«
    »Vor dem Theater«, maulte Charly Nusselein.
    Hubert Rader kam gleich zur Sache:
    »Meine Frau hat mir gesacht, ich soll mit dir kallen. Die findet immer jut, wat du so schreibst. Ich hab ja keine Zeit zum Lesen: Die Funk, die Kühe und der Stadtrat. Ich les noch niddens, wat die von den Zeitungen von hier schrieven, selbst über mich nit.«
    Charly Nusselein wusste, dass das auch nicht sehr viel war, da Hubert Rader im Stadtrat meistens nickte.
    »Also, mit dem Mord da, von dem Förster, dat jeht mir nicht us dem Kopp. Un da meinte ming Frau, dat ich dir dat verzöllen soll. Weil wir dich im Fernseher jesehen haben, bei der Polizei, da in Düsseldorf.«
    Charly Nusselein wusste, dass sich der Nordeifeler nur langsam den Themen nähert und daher betete er zu Herrn Schlüter, dass Hubert Rader schnell auf den Punkt kommen sollte. Der gab sich auch Mühe:
    »Also mit dem Förster. Ich weiß da wat und dat könnt et sein. Ich sach et dir einfach schnackeruss: Der Förster war ein Agent von den Amis.«
    Charly Nusselein ließ innerlich die Glocken läuten und sah sich schon als Detektiv auf der ersten Seite des »Spiegel« – wenigstens aber auf der des »Wochenspiegel«.
    »Also, ihr Journal …, also ihr Männ von der Ziidung dürft ja nix sagen, woher ihr was wisst. Kann ich mich darauf verlassen?«
    Nachdem Charly Nusselein einen längeren Vortrag über das Recht der Journalisten auf Informantenschutz am

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