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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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begeisterte Langträger können nicht irren.
    »Woher die das nur wissen?«, dachte Charly Nusselein, als er Ellis durchdringende Stimme aus dem unteren Raum der Redaktion hörte:
    »Charly – füüüüüür diiiiiiiiiich. Besuuuuuuuch!«
    Nusselein sprang die Treppe runter. Unten wartete ein Mann, den er zunächst nicht einordnen konnte. Dieser muss das Fragezeichen in Nusseleins Gesicht gesehen haben:
    »Du erinnerst dich? Tim Töpfer. Tim Töpfer von der Abendzeitung aus Düsseldorf. Wir haben uns bei der Pressekonferenz in der Förster-Mordsache kennen gelernt. Ich habe gerade in der Eifel zu tun, da dachte ich, schau doch mal rein. Bei den Kollegen.«
    Nusselein gelang die Zuordnung:
    »Ja, ja, genau. Ich erinnere mich!«
    Dann bot er dem Gast aus der Landeshauptstadt den Redaktionssessel an. Elli stellte unaufgefordert eine Tasse Kaffee vor den Düsseldorfer Reporter:
    »Wenn Sie Zucker wollen, dürfen Sie den Löffel aber nicht ablecken. Wir haben nämlich nur einen.«
    »Ne, ne, ganz schwarz.«
    Nach einigen Allgemeinplätzen über Wetter und den Stillstand der Polizei in Sachen Förstermord berichtete Tim Töpfer dann vom Grund seiner Eifelreise:
    »Der Larry Lewaker kämpft doch am Samstag gegen den Wladimir Klitschko in Köln. Und da haben wir eine Einladung in das Trainingscamp des Amis bekommen. Ist gleich hier hinter der Grenze in Belgien. Wie heißt das Kaff noch? Elsenborn.«
    »In seinem größten Zorn schuf der liebe Gott Elsenborn!«, warf Elli ein, während Nusselein schimpfte:
    »Das ist mal wieder typisch, die lokale Presse vor Ort bekommt davon nichts mit. Jetzt wird mir allerdings einiges klar.«
    Tim Töpfer machte eine wegwerfende Handbewegung:
    »War auch nur Zufall. Die hatten eigentlich nur Fernsehen eingeladen. Aber ich habe nen Kumpel bei RTL, der hat mich auf die Liste gesetzt. Komm doch einfach mit, das fällt bestimmt nicht auf. Und du hast doch einen Presseausweis?«
    »Gerne, mit dem Roberto Blanco, also mit dem Lewaker, hab ich sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen.«
    »Das würde ich aber lieber dem Klitschko überlassen.«
    Tim Töpfer zeigte seine Einladung zum Trainingscamp des Boxers mit Anfahrtsskizze: Eindeutig, der amerikanische Boxer hatte sein Camp in dem so genannten Scheich-Haus im Hohen Venn aufgeschlagen. Wenige Minuten später saßen Töpfer und Nusselein in dem schwarzen Golf des Abendzeitung-Reporters und düsten durch Kalterherberg:
    »Hier kannst du ruhig Stoff geben. Hier steht nie ein Radarwagen. Da kenne ich mich aus. Ich wohne übrigens da hinten, auf der Anhöhe.«
    »Ach, du Scheiße. Mitten in der Steppe.«
    Wenige Minuten später erreichten die beiden das Scheich-Haus, vor dem eine Massenansammlung an Übertragungswagen aus Belgien, Deutschland, Luxemburg und Frankreich mit Satellitenschüsseln stand. Vor dem Eingang zu dem Gebäude war auf einer Wiese ein großes Zelt aufgebaut, vor dem eine PR-Frau aufgeregt auf und ab lief:
    »Hallöchen, Jutta von Pracht von PR-Aktiv, Marketing Research Consulting aus Hamburg, Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wir vertreten die Agentur des Box-Promotors Don King vor diesem Kampf. Larry Lewaker wird gleich kommen. Sie können inzwischen ein Häppchen nehmen. Zu Trinken ist auch genug da.«
    Dann stellte die PR-Frau einen Dolmetscher namens Otto Hoyer vor, der »alle Sprachen hier rum« sprechen würde, fragte dann aber leicht konsterniert:
    »Was spricht man eigentlich hier in Belgien? Holländisch?«
    Hoyer ließ die Frage unbeantwortet, da Larry Lewaker mit einem grimmigen Gesichtsausdruck das Zelt betrat. Als sich ein Blitzlichtgewitter, an dem sich auch Tim Töpfer beteiligte, über den Boxer ergoss, streckte dieser die Fäuste siegessicher zum Himmel. Nusselein hielt sich derweil im Hintergrund auf. Dann folgte die Pressekonferenz. Der Dolmetscher übersetzte die Fragen, deren intellektuelle Spanne sich von hoher sportlicher Fachkompetenz bis zu »Waren Sie schon einmal in Köln am Rhein, und wie finden Sie den Dom?« erstreckte. Geduldig und recht friedlich antwortete der Boxer, so dass sich Nusselein nach einer halben Stunde endlich ein Herz fasste:
    »Dort hinten ist noch eine Frage!«, rief Jutta von Pracht wichtig.
    Nusselein stand auf, betete kurz zu Herrn Schlüter und sagte dann:
    »Herr Lewaker, warum haben Sie mir neulich oben auf dem Flugplatz eine aufs Maul gehauen, als ich nur ein Bauschild fotografieren wollte?«
    Hoyer übersetzte und der Boxer zeigte wenige Sekunden eine kleine

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