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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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auch für den Zeitungskollegen. Oder muss ich noch einmal ihr Wägelchen in Ruitzhof ins rechte Sonnenlicht rücken lassen?«
    »Halt, halt, halt,« zürnte Zimmermann, »diese Drohung können Sie aber auch nicht mit meinen Vorstellungen von einem deutschen Beamten in Zusammenhang bringen. Von dem Molotow-Cocktail ganz zu schweigen!«
    »O.k. – war nur ein Scherz«, besänftigte Mitterer, hob abwehrend die Hände und nahm plötzlich einen scharfen Ton an:
    »Und nun noch etwas. Ich will – unkopiert und ohne, dass sich einer Notizen gemacht hat – den Zettel mit den Frequenzen der deutschen Stationen haben, die der Rader Ihnen, Herr Nusselein, gegeben hat. Die dürfen nämlich nicht in die falschen Hände kommen. Im Gegenzug, das sage ich Ihnen zu, werden wir uns auch um diesen Förster-Mord kümmern. Ich habe mal in Düsseldorf nachgehorcht. Da kommt wohl morgen ein Bericht raus. Den Erfolg könnt Ihr dann gerne auf eure Fahnen schreiben. Aber, ich will den Zettel mit den Frequenzen.
    »Gib sie ihm«, nickte Zimmermann.
    »Ich hab die im Handschuhfach«, sagte Nusselein. Mitterer verdrehte die Augen:
    »Im Handschuhfach und wahrscheinlich den Wagen noch nicht mal abgeschlossen. Ich halte es ja im Kopf nicht aus.«
    Nusselein ging zu seinem Mazda und legte wenig später den Zettel auf den Tisch:
    13903 Arq-e-96, 14950 Arq-e-288, 15641 Arq-e-288, 16327 Arq-e-96, 16350 Arq-e-288, 18768 Arq-e-288, 18772 Arq-e-288, 20950 Arq-e-192
    Mitterer zündete die Notizen sofort an und ließ sie im Aschenbecher verbrennen. Selbst die Asche zerteilte er noch einmal:
    »So, der Mohr hat hier in der Eifel seine Schuldigkeit getan. Wenn ich etwas in der Förster-Sache rauskriege, melde ich mich. Ganz offiziell bin ich natürlich auch in Pullach-Großhesselohe, Heilmannstrasse 30, zu kriegen: 089-7931567, und ich hab natürlich die Durchwahl 007 oder [email protected]. In diesem Sinne: Grüß Gott.«
    Sprachs, stand auf und verließ den Raum. Wenig später sah man den Hummer vom Parkplatz fahren.
    »Wieso sollen wir Gott grüßen? Der hält sich doch selbst für Gott«, knurrte Zimmermann.
    »Und Pullach sollte auch zerstört werden«, schob Nusselein nach.
    * * *
    Wer zu früh kommt, den bestraft der Kellner. Charly Nusselein und Gottfried Zimmermann waren am nächsten Morgen zu früh im Café N.T. an der Düsseldorfer Königsallee eingetroffen. Da Tim Töpfer von der »Düsseldorfer Abendzeitung« sie in kollegialer Vorsorge bereits beim Kellner angekündigt hatte, stürzte ein besonders gelungenes Exemplar dieser Gattung schon am Eingang auf sie zu:
    »Sie müssen die Herren aus der Eifel sein!«
    »Ich weiß nicht, woran man das immer erkennt, verdammt noch mal!«, raunte Nusselein dem Monschauer Kripomann zu.
    Der Kellner, der sich als »der Stefan« vorstellte, wieselte um sie herum:
    »Nur den besten Tisch für die Freunde von Tim Töpfer. Der Tim ist nämlich mein Freund, und Tims Freunde sind auch meine Freunde.«
    »Stockschwul«, flüsterte Zimmermann.
    »Der Stefan« hatte schon die Rolle des Düsseldorfer Fremdenführers übernommen:
    »Im Café N.T. treffen sich die Spitzen aus Journalismus, Radioismus, TV-ismus und Literatur. Täglich! Die Sache hat allerdings einen Haken. Außerhalb der Welt vom ›N.T.‹ – Abgewichste bemerken sofort, dass man dies auch wie ›Ente‹ aussprechen kann – hat noch keiner so richtig mitbekommen, welch geistiges Potential hier täglich bei Kaffee, Tee, Orangensaft – ›Stef, nur frischgepresst‹ – , Sekt, Bier, Whisky – ›Stefano, nur Malt‹ und Champagner zusammensitzt.«
    »Der Stefan« rieb mit einem Lappen vor den beiden Männern auf dem Tisch hin und her – nahm aber noch keine Bestellung auf, sondern fuhr ungebremst fort:
    »Wie gesagt: Ich bin ›der Stefan‹, habe einen deutschen Pass, hundertprozentig zurückverfolgbar bis zum Dreißigjährigen Krieg, keine italienischen Vorfahren. Trotzdem nennen mich die Leute vom ›N.T.‹ schlicht und einfach ›Stefano‹ oder ganz Vertrauensselige Stef, Stieve oder den Italiener. Aufklärungsversuche bezüglich meiner Person habe ich nach der Währungsreform eingestellt.«
    In einer Atempause schob Nusselein schnell: »Bitte zwei Kaffee« ein.
    »Aber natürlich, ich Dummchen!«, entschuldigte sich »der Stefan« und rief einem Kollegen an der Theke »Zwei Kaffee für die Herren hier, Ulli« zu. Ulli brachte umgehend die beiden Kaffee und »der Stefan« konnte fortfahren:
    »Ich kenne alle Journalisten

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