Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
Gartenlaube«, warf Nusselein ein: »Strebe nach Ruhe – Friedrich von Schiller. Amen.«
»… gewisse Unruhe losgetreten. Und das haben wir nicht gerne. Wir mussten einen Mitarbeiter in den Vorruhestand schicken und tatsächlich allen Ernstes auf dem diplomatischen Weg mit den Amerikanern über deren angebliche Pläne mit einem Freistaat Rheinland, Bundesland Eifel, reden.«
»Und?«, fragte Zimmermann.
»Gut«, räumte Franz Mitterer ein. »Das Gespräch mit dem leider verstorbenen …«
»Ermordeten!!!«, verbesserte Nusselein.
»Gut, ermordeten Landtagsabgeordneten Förster hat es tatsächlich gegeben. Aber es handelte sich um den reinen Austausch von Schnapsideen. Brigadegeneral Scott Peter van der Cliif hatte wohl im Pentagon etwas Heimweh nach seinem geliebten Spangdahlem und der Eifel bekommen.«
»Wer das glaubt, sein Bett verkauft, der liegt mit’m Arsch im Heu!«, warf Nusselein ein.
»Es ist keine Frage des Glaubens, sondern des Wissens«, beharrte Mitterer, »die Amerikaner haben uns ganz klar mitgeteilt, dass es nie einen offiziellen Gedanken in dieser Richtung gegeben hat. Und dann …«
»Das mag ja alles sein«, unterbrach ihn Zimmermann, »aber Förster und die Amerikaner waren eine Spur, die wir verfolgen mussten.«
»Eine peinliche Spur!«, fuhr Mitterer fort. »Ich kann euch beiden nur sagen, dass die Amerikaner schon sehr früh bemerkt haben, dass da etwas gegen sie lief. Natürlich haben die euch beide mit Echelon überwacht.«
»Was ist denn das?«, frage Nusselein.
Mitterer schulmeisterte:
»Echelon ist ein Überwachungssystem mit weltweit mindestens 120 Abhörstationen, von denen sich 40 um die westliche Welt kümmern. Ein paar Beispiele für Naivlinge: Mit Echelon wurde der britische Bergarbeiterführer Arthur Scargill während des Bergarbeiterstreiks 1984 von Maggie Thatcher überwacht, selbst Lady Diana wurde infolge ihres Engagements für Amnesty International und wegen ihres Getöses gegen Landminen gepeilt. Das Liebesgesäusel war doch nur ein Nebenprodukt. Hat wahrscheinlich irgend so ein kleines Licht wie unser Rader in Höfen an die Presse verkauft. Natürlich kann man mit Echelon auch nationales Recht austricksen, indem zum Beispiel ein Echelon-Partnerland gebeten wird, eine Person zu überwachen. In Großbritannien ist das, so hört man, bereits mit ein paar Ministern gemacht worden, die im Auftrag der Downing Street von, nur mal als Beispiel, von den Kanadiern abgehört wurden.«
»Und damit arbeiten die Amis auch in Deutschland? Und das lassen wir alles trotz unserer Verfassung zu«, warf Nusselein ein.
»Ihr beiden seid doch Träumer. Offiziell gibt es Echelon überhaupt nicht: Humbug hat dazu der Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung gesagt und ein EU-Kommissar: Echelon ist nur ein Gerücht. Und dann kommt ihr beiden daher und macht diese kleine Höfener Einrichtung zu einem Politikum, um das sich jetzt die höchsten diplomatischen Geheimdienstkreise kümmern müssen.«
»Ich bin ja gerne zur Staatsräson bereit. Aber was regen die Amerikaner sich denn groß auf?« wollte Nusselein wissen. »Die sitzen doch mit euch da in Höfen.«
Mitterer verdrehte die Augen:
»Eben nicht. Mit ihren Echelon-Informationen haben die Amis und die Engländer uns und auch die Franzosen am langen Arm verhungern lassen. Aus Frust darüber hat die Bundeswehr-Austauschgruppe des BND daher mit Frankreich ein separates Lauschprojekt gestartet, das seinen Sitz in Berlin-Reinickendorf hat: SIGINT, die Abkürzung steht für Signal Intelligence.
»Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht, die Internationale …«, warf Nusselein ein.
Mitterer fühlte sich recht wohl in der Rolle des geheimnisvollen Durchblickers, verstand aber Nusseleins Einwurf überhaupt nicht.
»Wir haben mit den Franzosen unter anderem gemeinsame Stationen in Französisch-Guayana und in … Höfen. Natürlich wissen die Amis davon und daher möchten wir, dass das Wort Höfen am liebsten niemals bei Gesprächen mit den Amis fällt. Aber Ihr beiden Amateurspione habt uns da kräftig dazwischen gefunkt.«
»Gefunkt ist gut,« murmelte Nusselein, »aber auch wir haben nur unseren Job gemacht.«
»Meinetwegen«, sagte Mitterer, »und ich habe euch nun mit einer Offenheit, die schon fast an Geheimnisverrat grenzt, genau erklärt, dass ihr völlig falsch liegt. Ich verdonnere euch, der Kollege von der Kripo wird das bestimmt sofort verstehen und auch akzeptieren, zur völligen Verschwiegenheit. Das gilt
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