Wer viel fragt
bringe ich Sie zu Ihrem Country-Club zurück, zu
Ihrem Golf, zu Ihrem geheimen Büro, zu Ihren Huren und werde Ihr
Leben für immer verlassen.«
»Einfach so.«
»Einfach so. Ich nehme
an, daß eine solche Übereinkunft Ihnen entgegenkommen wird,
falls Sie kein böser Mann mit einer gewalttätigen Vergangenheit
sind. Ich glaube, daß Sie nicht im aktiven Sinne böse sind,
sonst wäre ich nicht hier.«
»Böse«,
äffte er mich nach und versuchte zu lachen. »Okay, was wollen
Sie wissen?«
»Wer ist Eloises Vater?«
»Ich.«
»War das nicht ein bißchen
kitzlig?« Er schwieg. Ich fuhr fort. »In Toulon mit Ihrer Frau
im Schlepptau?«
Er schüttelte den Kopf,
eine Geste, die ich selbstgefälligerweise als Ausdruck des Erstaunens
wertete.
»Wir brauchten ein Kind«,
sagte er.
»Um die Bedingungen von
Estes' Testament zu erfüllen.«
»Aber Fleur ist steril.
Sie kann keine Kinder bekommen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie furchtbar
das damals für uns war.«
»Chivian hat die
Untersuchung und die Tests durchgeführt?«
»Ja. Ich kannte ihn von
der Armee. Wir waren beide… «
Wieder hielt er inne. Aber
ich konnte es mir vorstellen. Sie waren beide jung und ehrgeizig gewesen.
Man konnte heute unmöglich noch rekonstruieren, mit wieviel sorgfältigem
Planen sie ihre Beziehung zu Joshua Graham kultiviert hatten, welche
Absprachen es gegeben hatte, nach denen sie jegliche Fortschritte, die
einer von ihnen auf der Geldleiter machte, teilen wollten.
»Also haben Sie Chivian
importiert?«
»Ja. Nach vier Jahren
mit Fleur wußte ich, daß wir Probleme hatten. Ich wußte,
daß ich nicht steril war. Die Sache brachte Fleur schier um den
Verstand.« Das Reden fiel ihm jetzt leichter. »Wir konnten es
Estes nicht sagen, und es gab nicht allzu viele Orte auf der Welt, die
aufzusuchen er uns erlaubte und an denen wir tun konnten, was getan werden
mußte.
Chivian und ich, wir haben
unsere meisten Dinge in Frankreich bei der Armee gedeichselt. Also sind
wir dorthin zurückgekehrt, um mit ein paar alten Bekannten dort zu
reden. Als wir nach Toulon kamen, haben wir Jacques Chaulet aufgesucht,
und nach einer Weile fand Jacques Annie.«
In gewisser Hinsicht erpreßte
ich den Mann. Die Geschichte war eine emotionale Erpressung. Es kam ihn
teuer zu stehen.
»Damals schien alles so
einfach«, sagte er. »Jedenfalls, Jacques fand Annie. Sie war
genau das, wonach wir suchten.
Ungebunden und ohne
Zukunftsaussichten. Jacques hatte ihre Familie gekannt. Ihr Vater war tot.
Sie war von der Bombe, die ihre Mutter getötet hatte, verbrannt
worden. Sie können sich ein paar von den Dingen vorstellen, die sie
gegen Kriegsende und danach durchgemacht hat. Sie hatte bereits uneheliche
Zwillinge gehabt, daher wußten wir, daß sie fruchtbar war.«
»Sie war genau die
richtige«, sagte ich.
Er nickte. »Der
Einfachheit halber schwängerte ich sie. Wir dachten, wenn ich der
Vater des Kindes wäre, war die Wahrscheinlichkeit größer,
daß es uns ähnlich sah. Annie hatte nicht viel Ähnlichkeit
mit Fleur.«
»Das haben wohl die
meisten Frauen nicht«, sagte ich überflüssigerweise. Auch
mich wühlte die Geschichte auf. Jede Menge wilder, widersprüchlicher
Gefühle, aber ein paar von ihnen waren Leander Crystal gewogen.
»Was dann?«
»Sobald wir sicher
waren, daß Annie schwanger war, kamen wir alle zurück. Ich habe
Annie in einem Haus untergebracht, das mir gehört…«
»Auf der Fünfzigsten
Straße. Mrs. Forebushs Haus. Ich weiß.« Das war reine
Angeberei, aber Informationen, an die so schwer heranzukommen gewesen war…
Es bestätigte und bekräftigte
seine Resignation. Ich fragte: »Wer war der Leibwächter?«
»Leibwächter? Ah,
ich verstehe. Chivian lebte bei ihr.«
»Lebte bei ihr?«
»Getrennte Zimmer. Wir
haben sie niemals ausgenutzt. «
Ich dachte an die Bilder in
seiner Pornographiesammlung, ließ die Sache aber hingehen. Es konnte
für keinen von ihnen einfach gewesen sein während all dieser
Monate. Nicht für Annie und auch nicht für die beiden Crystals.
Irgendwie mußte man die Zeit rumkriegen.
»Was haben Sie ihr
gezahlt?«
»Zehntausend Dollar.«
»Und Jacques?«
Das wußte ich zwar,
aber ich fing bereits an, die Story gegenzuprüfen.
»Zwanzig.« Prüfung
bestanden.
»Hatten Sie keine Angst
wegen Jacques?«
»O doch. Aber Chivian
hat ein paar
Weitere Kostenlose Bücher