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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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herauszufinden, wo genau sie steckte, wie
     genau sie neuntausend Dollar aufgebracht hatte, die sie dem Konsulat
     zeigen konnte, und was sie zu der eigentlichen Frage, zu deren
     Beantwortung er ursprünglich engagiert worden war, zu sagen hätte.
    Ich nahm mein Notizbuch in
     die eine Hand und den Stapel mit Mikrofilmen der Times in die andere,
     machte mich auf den Weg in die Abteilung Wissenschaft und Technologie am
     Westende des zweiten Stockwerks. Fast hätte ich vergessen, den
     Mikrofilm abzugeben. So weit war es mit mir in meiner Geistesabwesenheit
     schon gekommen.
    In der Wissenschaftsabteilung
     widmete ich mich den Grundlagen. Ich nahm mir ein Buch mit dem
     Indexeintrag »Blutgruppen Vererbung bei Menschen, Seite 297«
     vor.
    Auf Seite 297 wurde ich mit
     folgendem belohnt: »Die Blutgruppen von Kindern werden durch die
     Blutgruppen ihrer Eltern bestimmt.«    
      
ELTERN
KINDER
Blutgruppen
Blutgruppen
0 oder A 0 und B 0 oder B 0 und AB
A oder B
B 0 und AB
A oder B
A und A
0 oder A
A und B
0, A, B oder AB
A und AB
A, B oder AB
B und B
0 oder B
B und AB
A, B oder AB
B und AB
A, B oder AB
AB und AB
A, B oder AB
      A, B oder AB AB und AB A, B oder AB
     Okay. Fleur und Leander, das Paar, für das ich mich interessierte,
     hatten die Blutgruppen B und 0. Das bedeutete, sie konnten Kinder mit den
     Blutgruppen B oder 0 haben.
    Und Eloise hatte Blutgruppe
     A. Also war sie nicht ihr Kind.
    Das wußte ich bereits.
    Aber noch etwas anderes fiel
     mir auf. Die Tabelle machte keine Unterschiede zwischen den Eltern.
    Ich las weiter. »Blutgruppen
     werden seit 1935 als Beweismittel in Prozessen herangezogen, bei denen es
     um die Feststellung der Elternschaft geht. Sie haben ausschließende
     Beweiskraft; d. h., sie können nicht beweisen, welche zwei Personen
     ein Kind gezeugt haben, sondern nur, daß bestimmte Personen ein Kind
     nicht zusammen gezeugt haben können. Im Verein mit anderen
     Beweismitteln führen sie aber oft zur Ermittlung der leiblichen
     Eltern, vor allem, da die Identität der Mutter gewöhnlich nicht
     in Frage steht. Für die Blutgruppenkombinationen ist es unerheblich,
     welcher Elternteil eine bestimmte Blutgruppe einbringt. Auch schließt
     die Blutgruppenzugehörigkeit eines Kindes nicht die Elternschaft
     aller Nichteltern eines Kindes aus.«  
    Das reichte. Nein, es war
     schon zuviel. Alle Tatsachen auf der Welt nützen einem nichts, wenn
     man sie nicht richtig deutet, wenn man Tatsachen nicht von Vermutungen
     unterscheidet.
    Ich wurde noch wütender,
     als ich das Buch schließlich wieder ins Regal zurückstellte.
     Das lag daran, daß mir ein Teil eines zwölf Tage alten Gesprächs
     mit Dr. Harry wieder einfiel: »Diese Erwachsenen können nicht
     die Eltern des Kindes sein.«
    Man muß in dieser Welt
     immer hellwach sein.
    Ich ging die sieben Blocks
     bis nach Hause. Ich holte meinen Wagen. Es war immer noch ziemlich früh,
     und ich hatte einige Fahrten vor mir.
    Ich schaffte es in guter Zeit
     bis hinaus zum Broadland Country Club. Ich war die Straße schon
     einmal gefahren, und ich war ungeduldig.
    Nachdem ich durchs Tor
     gekurvt war, parkte ich auf dem Platz, der der Tür des Clubhauses am
     nächsten war. Ich erkannte den Parkplatzwächter wieder; es war
     derselbe, der bei meinem letzten Besuch Dienst getan hatte. Versäumte
     es, ein Kopfnicken mit ihm zu tauschen.
    Hinter der Tür stand ein
     Schreibtisch mit einem diensthabenden Fettsack dahinter. Ich bat ihn,
     Leander Crystal ausrufen zu lassen. Ich gab ihm meinen Namen. Er fragte,
     ob Mr. Crystal mich eingeladen habe. Ich sagte, so sei es.
    Zumindest erzählte er
     mir nicht: »Mr. Crystal ist auf dem Golfplatz.« Ich fragte
     mich, ob Crystal sein außerplanmäßiges Büro im Süden
     der Stadt wohl noch hatte.
    Ich an seiner Stelle wüßte
     nicht, ob ich es aufgeben sollte oder nicht. Vielleicht verbrachte er ja
     doch mehr Zeit beim Golfspiel.
    Ich fragte mich, ob seine
     Runden wohl schlechter wurden.
    Als Crystal aus den
     unerreichbaren inneren Gemächern auf mich zukam, verriet mir sein
     Gesicht, daß er gewaltig unter Druck stand.
    »Sie sind es«,
     sagte er. Sein Gesichtsausdruck war weniger einfach als sein Satz.
    »Wen hätten Sie
     unter meinem Namen erwartet? Haben Sie irgendwelche perversen Freunde, die
     Ihnen gern einen Streich spielen?«
    »Ja«, sagte er
     einfach. »Was wollen Sie?«
    »Das ist keine
     freundliche Begrüßung für einen Burschen, der den ganzen
     Weg von der

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