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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Stadt hierher gekommen ist, um Ihnen noch eine Chance zu
     geben, ihn zu kaufen.« Er sah mich zweifelnd an. »Ein echtes
     Schnäppchen«, sagte ich. »Na, kommen Sie schon.«
    »Wohin sollte ich schon
     gehen?« Langsam glaubte ich, der Mann hatte nichts für Schnäppchen
     übrig.
    »Nicht weit. Zu meinem
     Wagen. Dann fahren wir vor das Vordertor und parken auf der Straße.
     Dann stelle ich Ihnen ein paar Fragen, und wenn ich die richtigen
     Antworten erhalte, bringe ich Sie hierher zurück und verschwinde aus
     Ihrem Leben.«
    »Und wenn es nicht die
     richtigen sind?«
    »Dann werden Sie mich
     wahrscheinlich umbringen, und ich verschwinde ebenfalls aus Ihrem Leben.«
    »Umbringen. Sie?«
     Er schüttelte den Kopf und seufzte. Für einen Soldaten beharrte
     er ziemlich fest darauf, daß er niemandem etwas zuleide tun würde.
     Er hatte sich schon einmal in der Art geäußert, in meinem Büro.
     Ich hatte es mir notiert.
    Veranlaßte mich damals
     unter anderem, ihm zu vertrauen. Nein, Vertrauen ist nicht das richtige
     Wort. Eher hat es in mir die Neigung geweckt, bis zu einem gewissen Punkt
     zu rechtfertigen, was er getan hatte. Vielleicht gilt auch hier Le
     Chateliers Prinzip: Wer einmal gezwungen war, im Krieg zu töten - der
     tötet nie mehr im Frieden.
    Ich hoffte.
    »Es steht wohl fest«,
     sagte er, »daß ich derjenige bin, der etwas von Ihnen zu befürchten
     hätte. Sogar in körperlicher Hinsicht. Warum müssen wir in
     Ihren Wagen steigen?«
    »Weil es hier
     wahrscheinlich keinen Platz gibt, an dem wir ungestört reden können,
     und selbst wenn es ihn gäbe, wäre es mir lieber, ein Heimspiel
     zu haben.«
    »Kein
     Kassettenrecorder?«
    »Ich muß toller
     wirken, als ich mich fühle.« Wir gingen zum Wagen.
    Draußen parkte ich, wie
     beim letzten Mal, am Golfplatz.
    Wir sahen einander an, jeder
     mit dem Rücken gegen eine Tür gelehnt. So wie man das eben in
     einem Auto macht, wenn man die andere Partei an einer Stelle gepiesackt
     hat, an der die andere Partei nicht gepiesackt werden möchte.
    »Sie haben mich belogen«,
     sagte ich. »Das mag ich nicht.«
    Er zuckte die Achseln. Da war
     nichts mehr von dem, was ich bisher gesehen hatte - weder der tatkräftige
     Beschützer noch der müde Familienmanager. Irgendwo dazwischen,
     vielleicht ein wenig abstoßend.
    »Was wollen Sie?«
    »Alles.«
    »Was?«
    »Die ganze schmutzige
     Geschichte. Entweder Häppchen für Häppchen mit Frage und
     Antwort oder als Monolog von Ihnen.
    Wofür Sie sich auch
     entscheiden, wenn ich alles kriege, was ich haben will, sind Sie mich
     wahrscheinlich los; wenn nicht… « Ich hielt inne und
     versuchte zu ergründen, ob es wohl unserem Stil entsprochen hätte,
     ihm mit der Steuerfahndung zu drohen. Er interpretierte die Pause als
     Drohung, aber als eine nicht klar definierte. Wenn es mir eingefallen wäre,
     hätte ich es absichtlich getan. Es gefiel mir.
    »Sie stellen die
     Fragen; ich werde dann sehen, ob sie mir gefallen oder nicht.«
    Ich seufzte. Ich war immer
     noch nicht sicher, ob wir Fortschritte machten.
    »Ich fange ganz gemütlich
     an«, sagte ich. »Mit ein paar einfachen Ja oder Neins. Sind
     Sie Eloises Vater?«
    »Das habe ich Ihnen
     schon gesagt.«
    Ich seufzte. Ich hatte soviel
     Zeit und Mühe verschwendet und alles bloß, weil mir die
     richtige Frage fehlte. Nicht »Wer ist Eloises Vater?«, sondern
     »Wer ist Eloises Mutter?« Ich war irgendwie nicht in Stimmung,
     noch mehr Zeit zu verschwenden.
    »Die nächste Frage
     wird Ihnen zeigen, wo wir stehen. Eloises Mutter war Annie Lombard, nicht
     wahr?«
    Jetzt hatte ich seine
     Aufmerksamkeit. Er wand sich, als hätte ihm der Türgriff des
     Wagens einen Genickschlag versetzt. Dann sagte er: »Ja.«
    »Also schön. Sie
     sehen, man hat Fortschritte gemacht. Wer war der Vater, der leibliche
     Vater?«
    Aber der Fortschritt war
     begrenzt. Er beantwortete die Frage nicht. Er wartete ein paar Sekunden
     und sagte dann: »Warum zum Teufel sollte ich eigentlich mit Ihnen
     reden? Was zum Teufel habe ich zu gewinnen, wenn ich Ihnen irgend etwas
     erzähle?«
    »Kommt ganz drauf an«,
     sagte ich. »Worauf?«
    »Darauf, wie die ganze
     Geschichte lautet. Ich will nichts von Ihnen, Crystal, nichts abgesehen
     von der Wahrheit und irgendeinem Grund, Ihnen zu glauben, daß Sie
     Eloise während der nächsten paar Jahre lieben und für sie
     sorgen werden. Wenn Sie in Ordnung sind und wenn ich herausfinde, was ich
     wissen will, dann

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