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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Das ist ja das Merkwürdige bei uns.
    Bei uns gibt es solche Gespräche
     einfach nicht. Höchstens, daß Mama mich früher immer mit
     auf den Boden genommen und mir Briefe vorgelesen hat, die sie dort
     aufbewahrt.« Sie überlegte. »Aber ich glaube nicht, daß
     sie vor Leander mit anderen jungen befreundet war. Jedenfalls habe ich
     diesen Eindruck.«
    Das Ganze nahm sie ziemlich
     mit. Andere Fragen konnten warten. Bis auf eine. »Können Sie
     mir verraten, was Sie von Ihrem biologischen Vater wollen, wenn ich ihn
     ausfindig gemacht habe?«
    »»Ich weiß
     nicht«, sagte sie. »Vielleicht zu ihm ziehen. Bin mir nicht
     sicher.«
    Ich ließ es dabei.
    Sie hatte Mrs. Forebushs
     Adresse nicht, aber die von Dr. Fishman. Und die High School, die sie
     besuchte, war die Central High School.
    Aus meiner selbstsicheren
     jungen Frau war ein erschöpftes kleines Mädchen geworden.
    Als sie fort war, merkte ich,
     daß die emotionelle Belastung und Erschöpfung uns beide betraf.

5
    Noch bevor ich mein
     Abendessen beendet hatte, war ich zu dem Schluß gelangt, daß
     es eine ganze Reihe von Wegen gab, die ich beschreiten konnte.
    Mrs. Forebush schien der
     direkteste zu sein, falls sie bereit war, mit mir zu sprechen. Aber auch
     andere Ansätze waren denkbar.
    Ich konnte zum Beispiel
     versuchen, an der Fakultät für Krankenpflege der Butler
     University alte Freunde oder Lehrer von Fleur ausfindig zu machen. Um die
     Sache von hinten aufzurollen, von ihrer Collegezeit her, statt umgekehrt.
     War aber die Zeit an der Schwesternschule wirklich so wichtig gewesen für
     Fleur Crystal?
    Ich konnte auch bei Eloise'
     Hauptproblem ansetzen.
    Schließlich focht ich
     ihren Kampf aus, ohne zu wissen ob ihre Bestimmung der Blutgruppen
     wirklich zutreffend war.
    Vielleicht wäre es das
     beste, sich einen weißen Arztkittel zu beschaffen und bei den
     Crystals zu schellen. »Würden Sie alle bitte ein wenig Blut in
     diese Röhrchen geben?«
    Aber das würde nicht
     funktionieren. Eloise würde kichern und meine Verkleidung auffliegen
     lassen. Möglicherweise erfuhr ich aber etwas, wenn ich mit ihrem
     Lehrer redete, diesem Mr. Shubert, bei dem sie die Laborarbeit gemacht
     hatte.
    Vielleicht würde sich
     auch Dr. Fishman als hilfreich erweisen; nach Fleurs Fehlgeburt mußte
     er eigentlich ihre Blutgruppe kennen. Bestimmt wußte er auch sonst
     so allerhand über die Crystals.
    Ich könnte auch einfach
     hingehen und Fleur Crystal aufsuchen. Das könnte Spaß bringen.
     Ich wollte schon immer mal den Elefanten im Porzellanladen spielen.
    Dann wäre da noch das
     grundsätzliche Problem, wie ich mir bei den verschiedenen Adressen
     Zugang verschaffen sollte, aber das würde nach sieben Jahren in
     meinem Geschäft wohl kein allzu großes Hindernis sein.
    Ich rief Maude Simmons an. Für
     zehn Dollar erhielt ich ihre Erlaubnis, meinen Gesprächspartnern zu
     sagen, daß ich für den Star an einer Hintergrundgeschichte
     über die Crystals arbeitete.
    Falls sie angerufen wurde, um
     die Sache zu bestätigen, noch einmal zehn Dollar.
    Ich beschloß, es zuerst
     mit Mrs. Forebush zu versuchen. Da ich versäumt hatte, mir von Eloise
     Mrs. Forebushs Vornamen geben zu lassen, mußte ich im Telefonbuch
     zunächst einmal suchen. Zwei der dort aufgeführten Forebushs
     trugen einen weiblichen Vornamen. Ich versuchte es zuerst mit ›Anne
     Marie‹, also konservativ. Sie stand ganz oben in der alphabetisch
     sortierten Liste.
    Ein Mann war am Apparat.
     »Forebush.«
    Ich fragte nach Anne Marie.
     »Ach, Kumpel, das tut mir leid.
    Sie kann nicht ans Telefon
     kommen, sie füttert gerade das Baby.
    Aber wenn es ums
     Maschineschreiben geht, kann ich Ihnen auch weiterhelfen. Sie versteht
     wirklich was davon. Ist echt spitze.
    Sie schafft es, daß ein
     paar Worte nach viel aussehen oder eine Menge Worte nach wenig. Sie war
     Sekretärin, bevor das Baby kam, und sie ist wirklich gut.«
    Das wollte ich nicht
     bezweifeln, aber trotzdem war sie die falsche Forebush.
    Ein Mann, der viel allein
     ist, weiß um die Bedeutung unbedeutender Vorfälle. Ich hatte
     mich zuerst für die falsche Forebush entschieden. Das sollte mir
     Warnung genug sein, sagte ich mir. Das Vorgehen nach dem Alphabet führt
     direkt in den Abgrund.
    Florence Forebush, 413 East
     Fiftieth Street, Humboldt 5-8234 - das mußte die richtige Mrs.
     Forebush sein.
    Ein Telefonanruf - die
     Methode, um mit geringstem Aufwand die größten Hürden zu
     nehmen.
    »…

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