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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Hundert-Dollar-Noten. Für fünfunddreißig am Tag zuzüglich
     Spesen bedeutete das ein recht langes Engagement. Ein erstaunliches Mädchen,
     meine kindliche Klientin. Mit jedem Tag lernte ich sie etwas besser
     kennen.
    Zum Beispiel, daß sie
     von uns beiden diejenige war, die eher zu spontaner Aggressivität
     neigte. Nicht daß ich nicht aggressiv sein könnte, aber gewöhnlich
     beherrsche ich mich, es sei denn, ich verfolge ganz spezielle Ziele.
     Deshalb hatte die Geschichte mit Wilmer Fishman Jr., MD, auch so einen
     schlechten Nachgeschmack auf meiner Zunge hinterlassen. Eloise hatte mir
     klargemacht, daß er etwas besaß, das ich haben wollte.
    Daß ich zu so früher
     Stunde mit ihm gesprochen hatte, mochte als Entschuldigung durchgehen. Ich
     raffte meine Besitztümer zusammen und stattete meinen Privatgemächern
     einen Besuch ab. Um kurz nach fünf schien der Vormittag bereits weit,
     weit hinter mir zu liegen.
    Ich suchte mir eine passende
     Ausrüstung zusammen, entledigte mich aller Ausweise und steckte mir
     meine ›Wintersachen‹ in die Gesäßtasche. Und dann
     ging ich nach Hause zu meiner Mutter, zum Essen.

9
    Bud's Dugout befindet sich
     immer noch am gleichen Platz wie vor siebzehn Jahren, ein wenig außerhalb
     auf der Virginia Avenue. Jenseits der Bahngleise. Im Südosten von
     Indianapolis.
    Die Preise sind in der
     Zwischenzeit zwar gestiegen, aber Ma behält wenigstens immer schön
     die gleiche Speisekarte bei. Das einzige, was regelmäßig
     ausgewechselt wird, sind die Flipperautomaten. Sie hat vier, und alle drei
     bis vier Monate wird einer davon ersetzt. Sie nutzen sich ab, muß
     man wissen, vor allem, wenn sie reichlich traktiert werden. Sie können
     zwar noch für ein Weilchen wieder instand gesetzt werden, aber das
     verursacht immer höhere Reparaturkosten, und die Flipperautomaten büßen
     trotzdem ihre Spritzigkeit ein. Das ist traurig für eine gute
     Maschine. Aber die Menschen scheinen ihre Maschinen mit den gleichen
     eingebauten Traurigkeiten zu versehen, mit denen sie sich selbst
     herumschlagen müssen.
    »Hallo, Junge«,
     sagte Ma, als sie aufblickte und mich an der Theke sitzen sah. Es waren
     nur wenige Gäste da, als ich hereinkam, so daß ich vorne blieb.
     Wenn es sehr voll ist, gehe ich ins Hinterzimmer. Genau wie ich hatte sie
     früher immer eine separate Wohnung, aber als Bud starb, zog sie ins
     Hinterzimmer des Dugout. Bud war mein Vater.
    »Wie geht's der
     Kleinen? Hast du in letzter Zeit von ihr gehört?« Diese Frage
     galt ihrer Enkeltochter.
    »Ich habe in den
     letzten zwei Wochen nichts von ihr gehört, aber ihr geschrieben.«
    »Wann wirst du sie das
     nächste Mal sehen?« Sie schob mir eine Schüssel von ihrem
     Chili ton tarne hin. Und Tee, frisch aufgegossenen Tee.
    »Ich weiß nicht,
     Ma. Vielleicht schon bald.« Ich kam alle paar Wochen vorbei, um nach
     ihr zu schauen, zu sehen, ob es ihr gutgeht. Wir sind nicht gerade
     unzertrennlich, aber wir leben auch nicht in verschiedenen Welten. Heute
     abend ging es ihr ganz gut, gut genug jedenfalls. Sie war abgearbeitet,
     aber ungebrochen. Der Laden gehört ihr, völlig schuldenfrei.
     Dazu habe ich ihr verholfen - das eine Mal, als es mir gutging.
    Zwei Gäste kamen herein,
     ein junges Paar. Sie suchten sich einen Tisch aus und berieten dann einen
     Augenblick. Dann ging die Frau Hayride spielen, und der Mann kam an die
     Theke, um seine Bestellung aufzugeben. Er orderte Cheeseburgers und Pommes
     und leistete dann wieder der Frau Gesellschaft. Sie spielten an getrennten
     Flippern.
    Ma beugte sich vor und flüsterte
     mir ins Ohr: »Sie lieben die Maschinen. Was, glaubst du, sind die
     von Beruf?« Ich sah sie mir an, aber ihre Kleidung verriet mir
     nichts. Während ich ihnen zusah, entging ihnen ein
     Wiederholungsspiel, und sie mißhandelten die Flipper. Ich zuckte die
     Achseln und schüttelte den Kopf.
    »Lehrer!« sagte
     Ma verächtlich, und ich verstand, warum. Sie waren so jung! »Sie
     hat es mir gesagt«, fuhr Ma fort. »Sie unterrichten an der
     High School. Er gibt Mathe an der Tech und sie Französisch und Latein
     an einer Privatschule. Den Namen habe ich vergessen.«
    Ich zuckte noch einmal die
     Achseln und schüttelte den Kopf.
    Für einen einzigen Tag
     hatte ich heute Schule reichlich genossen. Aber die Sache erinnerte mich
     wieder an mein Geschäft. Ich nahm die tausend Dollar aus meiner Gesäßtasche
     und gab sie meiner Mutter. »Verwahrst du die für mich,

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