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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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mit dem letzten
     Graham fertig war, legte ich eine Pause ein und dachte darüber nach,
     ob es noch etwas geben könnte, worüber ich etwas wissen sollte.
     Ich schaute unter Olian nach und fand nichts. Darüber war ich im
     Grunde ganz froh, und schneller, als ich sie geöffnet hatte, schloß
     ich die Schränke wieder und verriegelte die Auszüge.
    Mein nächstes Problem
     war der Weg hinaus. Ich zog den gleichen Weg in Erwägung, wie ich ihn
     hinein genommen hatte.
    Der übliche Abgang. Aber
     durch das Fenster der Damentoilette zu kriechen, gefiel mir nicht recht.
     Dazu fühlte ich mich zu gut.
    Zu erfolgreich. Ein verfrühter
     Optimismus riß mich mit. Also entschied ich mich für den
     ehrenhaften Weg hinaus. Ich ging durch die Eingangstür. Nachdem ich
     sie schließlich gefunden hatte.
    Sie war zugeklinkt. Eine Tür,
     zwei Schnappschlösser. Er war ein Schließer. Ich konnte keine
     Drähte oder andere gefährliche Zeichen entdecken. Ich hatte es
     eilig, rauszukommen, wieder nach Hause zu kommen. Ich entriegelte die Tür
     und trat hinaus.
    Auf dem Treppenabsatz schaute
     ich kurz zum Himmel auf.
    Eine klare Herbstnacht. Mir
     war kühl wegen der Feuchtigkeit, die der Schweiß auf meiner
     Stirn hinterlassen hatte. Kühl und wohlgemut. Sauber gemacht. Mir war
     nach Frühling zumute. Ich wußte, daß mein Platz hier oben
     auf der Treppe war.
    Um für einen imaginären
     Beobachter meinem Abgang die letzte Eleganz zu verleihen, drehte ich mich
     zur Tür um und tat so, als schlösse ich sie ab.
    Plötzlich stand ich in
     hellem Lichtschein.
    Ich erstarrte. Das Licht
     verschwand nicht. Jetzt reagieren!
    Blitzschnell nachdenken!
    »Charly?« fragte
     ich, drehte mich um, bluffte mit zitternden Knien.
    »Nein«, sagte die
     Stimme. »Ich bin Eddie.«
    »Ah, also gute Nacht,
     Eddie«, sagte ich und schritt die Stufen hinab auf das Licht zu. Es
     ruhte einen Augenblick auf mir und sank dann, der Lichtkegel beleuchtete
     jetzt den Bürgersteig vor mir.
    »Gute Nacht, Sir«,
     sagte die Stimme. Eine hörbar alte Stimme. Und noch genauer
     bestimmbar. Die typische Stimme eines in die Jahre kommenden Wachmannes.
     Gott segne ihn.
    Ich bog auf den leeren
     Parkplatz rechts von der Praxis ein und legte so viel Sicherheit in meinen
     Gang, wie ich konnte. Ich zitterte immer noch, aber ich hatte es
     geschafft.
    Ein Blick zurück: Eddie
     setzte seine Runde fort.
    Wahrscheinlich vom
     Einkaufszentrum angestellt und von Fishman zusätzlich bezahlt, damit
     er die Praxis in seinen Patrouillengang mit einschloß. Als ich mich
     noch einmal umdrehte, sah ich auch einen Teil der Rückfront der
     Praxis.
    Kurz durchzuckte mich der
     Impuls, noch einmal zurückzulaufen und die Spuren zu tilgen, die mein
     Hocker in der Erde unter dem Fenster hinterlassen haben mußte. Die
     einzigen verräterischen Spuren.
    Aber ich nahm mich zusammen.
     Von dümmlicher Konsequenz lassen sich nur Kleingeister narren. Mein
     Geist war weit und groß heute nacht. Ich war wieder bei meinem
     Wagen, so gut wie in Sicherheit und fast zu Hause. Trotz meiner
     Vorsichtsmaßnahmen stand mein Wagen jetzt allein auf dem Parkplatz.
     Aber das kümmerte mich nicht weiter. Ich würde die Spuren unter
     dem Fenster lassen, wo sie sind. Ich wollte einfach weg. Fort von hier.
     Wer konnte schon beweisen, daß diese Spuren von meinem Hocker
     stammten?
    Mein Hocker.
    Ich hatte meinen Hocker nicht
     mehr.
    Ich brach auf dem rechten
     vorderen Kotflügel zusammen. Ich sah den Hocker vor mir, der in dem
     Ablageraum an der Wand stand. So augenfällig, wie er nur sein konnte.
     Ich war auf meinem Weg hinaus direkt an ihm vorbeigekommen.
    Auf der sehr langen Fahrt
     nach Hause mußte ich zweimal rechts ranfahren und haltmachen. Meine
     Knie und Hände zitterten so sehr, daß ich nicht weiterfahren
     konnte.
    Ich schaffte es bis nach
     Hause und die Treppen hinauf.
    Inzwischen regten sich in mir
     die Selbstschutzmechanismen. Es gab keine identifizierbaren Spuren an dem
     Hocker, und ich hatte nichts hinterlassen, das eindeutig mir zuzuordnen
     gewesen wäre.
    Keine Fingerabdrücke.
     Wahrscheinlich würde Eddie nicht in der Lage sein, mich
     wiederzuerkennen; wahrscheinlich war ihm nicht einmal die Kamera an ihrem
     Riemen aufgefallen, die ich über dem Arm getragen hatte.
     Schlimmstenfalls würde Fishman mich wegen meines Anrufs bei ihm in
     Verdacht haben und Leander warnen. Aber wovor sollte er ihn warnen? Vor
     jemandem, der für einen Zeitungsartikel

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