Wer viel fragt
mit dem letzten
Graham fertig war, legte ich eine Pause ein und dachte darüber nach,
ob es noch etwas geben könnte, worüber ich etwas wissen sollte.
Ich schaute unter Olian nach und fand nichts. Darüber war ich im
Grunde ganz froh, und schneller, als ich sie geöffnet hatte, schloß
ich die Schränke wieder und verriegelte die Auszüge.
Mein nächstes Problem
war der Weg hinaus. Ich zog den gleichen Weg in Erwägung, wie ich ihn
hinein genommen hatte.
Der übliche Abgang. Aber
durch das Fenster der Damentoilette zu kriechen, gefiel mir nicht recht.
Dazu fühlte ich mich zu gut.
Zu erfolgreich. Ein verfrühter
Optimismus riß mich mit. Also entschied ich mich für den
ehrenhaften Weg hinaus. Ich ging durch die Eingangstür. Nachdem ich
sie schließlich gefunden hatte.
Sie war zugeklinkt. Eine Tür,
zwei Schnappschlösser. Er war ein Schließer. Ich konnte keine
Drähte oder andere gefährliche Zeichen entdecken. Ich hatte es
eilig, rauszukommen, wieder nach Hause zu kommen. Ich entriegelte die Tür
und trat hinaus.
Auf dem Treppenabsatz schaute
ich kurz zum Himmel auf.
Eine klare Herbstnacht. Mir
war kühl wegen der Feuchtigkeit, die der Schweiß auf meiner
Stirn hinterlassen hatte. Kühl und wohlgemut. Sauber gemacht. Mir war
nach Frühling zumute. Ich wußte, daß mein Platz hier oben
auf der Treppe war.
Um für einen imaginären
Beobachter meinem Abgang die letzte Eleganz zu verleihen, drehte ich mich
zur Tür um und tat so, als schlösse ich sie ab.
Plötzlich stand ich in
hellem Lichtschein.
Ich erstarrte. Das Licht
verschwand nicht. Jetzt reagieren!
Blitzschnell nachdenken!
»Charly?« fragte
ich, drehte mich um, bluffte mit zitternden Knien.
»Nein«, sagte die
Stimme. »Ich bin Eddie.«
»Ah, also gute Nacht,
Eddie«, sagte ich und schritt die Stufen hinab auf das Licht zu. Es
ruhte einen Augenblick auf mir und sank dann, der Lichtkegel beleuchtete
jetzt den Bürgersteig vor mir.
»Gute Nacht, Sir«,
sagte die Stimme. Eine hörbar alte Stimme. Und noch genauer
bestimmbar. Die typische Stimme eines in die Jahre kommenden Wachmannes.
Gott segne ihn.
Ich bog auf den leeren
Parkplatz rechts von der Praxis ein und legte so viel Sicherheit in meinen
Gang, wie ich konnte. Ich zitterte immer noch, aber ich hatte es
geschafft.
Ein Blick zurück: Eddie
setzte seine Runde fort.
Wahrscheinlich vom
Einkaufszentrum angestellt und von Fishman zusätzlich bezahlt, damit
er die Praxis in seinen Patrouillengang mit einschloß. Als ich mich
noch einmal umdrehte, sah ich auch einen Teil der Rückfront der
Praxis.
Kurz durchzuckte mich der
Impuls, noch einmal zurückzulaufen und die Spuren zu tilgen, die mein
Hocker in der Erde unter dem Fenster hinterlassen haben mußte. Die
einzigen verräterischen Spuren.
Aber ich nahm mich zusammen.
Von dümmlicher Konsequenz lassen sich nur Kleingeister narren. Mein
Geist war weit und groß heute nacht. Ich war wieder bei meinem
Wagen, so gut wie in Sicherheit und fast zu Hause. Trotz meiner
Vorsichtsmaßnahmen stand mein Wagen jetzt allein auf dem Parkplatz.
Aber das kümmerte mich nicht weiter. Ich würde die Spuren unter
dem Fenster lassen, wo sie sind. Ich wollte einfach weg. Fort von hier.
Wer konnte schon beweisen, daß diese Spuren von meinem Hocker
stammten?
Mein Hocker.
Ich hatte meinen Hocker nicht
mehr.
Ich brach auf dem rechten
vorderen Kotflügel zusammen. Ich sah den Hocker vor mir, der in dem
Ablageraum an der Wand stand. So augenfällig, wie er nur sein konnte.
Ich war auf meinem Weg hinaus direkt an ihm vorbeigekommen.
Auf der sehr langen Fahrt
nach Hause mußte ich zweimal rechts ranfahren und haltmachen. Meine
Knie und Hände zitterten so sehr, daß ich nicht weiterfahren
konnte.
Ich schaffte es bis nach
Hause und die Treppen hinauf.
Inzwischen regten sich in mir
die Selbstschutzmechanismen. Es gab keine identifizierbaren Spuren an dem
Hocker, und ich hatte nichts hinterlassen, das eindeutig mir zuzuordnen
gewesen wäre.
Keine Fingerabdrücke.
Wahrscheinlich würde Eddie nicht in der Lage sein, mich
wiederzuerkennen; wahrscheinlich war ihm nicht einmal die Kamera an ihrem
Riemen aufgefallen, die ich über dem Arm getragen hatte.
Schlimmstenfalls würde Fishman mich wegen meines Anrufs bei ihm in
Verdacht haben und Leander warnen. Aber wovor sollte er ihn warnen? Vor
jemandem, der für einen Zeitungsartikel
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