Wer viel fragt
zu bremsen.
Ungefähr um sechzehn Uhr
fünfzehn machte ich mich wieder auf den Weg zurück in mein Büro.
8
Als ich mein Büro
betrat, wartete in meinem Sessel eine Überraschung auf mich. Eloise
Crystal, meine Klientin. Die Tür zu meinem Büro hat kein Schloß,
sondern nur einen Riegel an der Innenseite. Eine der Taktiken, mit denen
der Vermieter meiner Bruchbude mich dazu bringen will, ins Nachbarbüro
zu ziehen. Aber ich halte einfach das Zimmer, dem mein Privatleben
vorbehalten ist, verschlossen und versuche, nichts von Wert im Büro
liegenzulassen. Ist auch gastfreundlicher so.
Die Klienten haben etwas, wo
sie ihre müden Knochen ausruhen können, wenn sie auftauchen und
ihr unermüdlicher Privatdetektiv mal nicht daheim ist.
Sie lächelte, als ich
hereinkam. Aus irgendeinem Grund rührte mich das. Es gibt so wenig
Persönliches, Menschliches in diesem Geschäft. Meist ist man
damit beschäftigt, gutgläubigen Kaufleuten rechtskräftige
Unterlagen über die Herkunft ihrer Handelsware zu präsentieren -
oder ein Klient versucht einen dazu zu bringen, seine Frau zu verführen,
so daß er sich wegen Ehebruchs von ihr trennen kann. Ihr Lächeln
tat mir gut.
»Ich wußte nicht,
ob ich heute kommen sollte«, sagte sie. »Sie haben nichts
gesagt.«
»Ich werde es wohl
vergessen haben. Schön, daß Sie gekommen sind. Ich hoffe, es
war nicht schwierig.«
»Nein, aber ich wußte
nicht, ob Sie noch kommen würden oder nicht. Jetzt ist es fast fünf.
Und um fünf muß ich gehen.«
Ich hatte mich inzwischen auf
meine Seite des Schreibtisches gesetzt und fühlte mich recht locker,
vielleicht unangemessenerweise, aber es war mein erstes Gespräch
heute, bei dem ich niemanden hinters Licht führen wollte.
»Wie kommen Sie
eigentlich hierher und wieder nach Hause?« fragte ich. »Immer
mit dem Bus?«
»O nein. Manchmal mit
dem Taxi. Und manchmal gehe ich auch zu Fuß.«
Ich lächelte etwas
verlegen. Ich führte ein zwangloses Gespräch, hatte aber
versteckt schon wieder die Frage ihres Alters berührt. In unserer
Stadt hat mit sechzehn jeder seinen Führerschein. Es war nicht ihre
Absicht gewesen, mich dafür zu bezahlen, ihr wirkliches Alter
herauszufinden.
Ich glaube, sie begriff,
woran ich dachte. Sie sagte: »Ist das wichtig?«
Ich sagte: »Nein.«
»Also, ich weiß
auch etwas über Sie. Ich weiß, daß Sie erst seit sieben
Jahren in Indianapolis und kein Betrüger sind.«
»Ach?«
»Ich habe beim
Verbraucherschutz angerufen. Dort gab es keine Beschwerden über Sie.«
Ich grinste.
»Ich habe mich dort
erkundigt, bevor ich zum ersten Mal herkam. Ich hatte mir Ihren Namen aus
den Gelben Seiten herausgesucht, weil Sie dort nur mit Ihrem Namen
erscheinen.
Nichts über ›Nachforschungen
bei Eheproblemen‹ oder dergleichen. Dann habe ich dort angerufen,
um herauszufinden, ob Sie ehrlich sind.«
Ich hatte es immerhin mit
einem Mädchen zu tun, das es fertiggebracht hatte, seinem
soziologischen Vater Blut abzuzapfen.
»Vielleicht bin ich nur
zu klein, um mich zu spezialisieren, und so unehrlich, daß ich alle
geschmiert habe.« Ich versuchte, betrügerisch zu wirken.
»Ach, das glaube ich
nicht.« Wieder lächelte sie. Wir lächelten beide. Langsam
fühlte ich mich etwas unbehaglich. Ich bin es nicht gewohnt, daß
man mir so ohne weiteres Vertrauen entgegenbringt. Und es brachte mir zu
Bewußtsein, daß ich mich in meinem Drang, Informationen zu
beschaffen, die für sie von Nutzen waren, nicht besonders hervorgetan
hatte. Was konnte es ihr schon nützen, zu wissen, daß ihre
Mutter in der Schwesternschule alle Kurse abgebrochen hatte?
Im Augenblick kam mir die
undankbare Rolle des undankbaren Auftragnehmers zu.
Ich beschloß, ihr eine
Möglichkeit einzuräumen, meine Empfindlichkeiten zu
beschwichtigen.
»Ich habe nicht viel,
was ich Ihnen heute erzählen kann«, sagte ich.
Sie beschwichtigte mich
nicht. »Haben Sie nicht wenigstens meine Blutanalysen überprüft?«
»Noch nicht«,
sagte ich. »Nur indirekt.«
Sie blieb mir auf den Fersen.
Wie der Hund dem Hasen.
»Aber ist das nicht das
erste, was Sie tun müssen? Sich rückversichern, daß ich
nicht… Also, daß ich nicht einfach durchgedreht bin oder so
was.«
Um sicherzugehen, daß
ich für das Kind nicht nur eine Art Seelenklempner war, sagte ich:
»Das ist nicht so leicht zu überprüfen.«
»Haben Sie denn
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