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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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zu bremsen.
    Ungefähr um sechzehn Uhr
     fünfzehn machte ich mich wieder auf den Weg zurück in mein Büro.

8
    Als ich mein Büro
     betrat, wartete in meinem Sessel eine Überraschung auf mich. Eloise
     Crystal, meine Klientin. Die Tür zu meinem Büro hat kein Schloß,
     sondern nur einen Riegel an der Innenseite. Eine der Taktiken, mit denen
     der Vermieter meiner Bruchbude mich dazu bringen will, ins Nachbarbüro
     zu ziehen. Aber ich halte einfach das Zimmer, dem mein Privatleben
     vorbehalten ist, verschlossen und versuche, nichts von Wert im Büro
     liegenzulassen. Ist auch gastfreundlicher so.
    Die Klienten haben etwas, wo
     sie ihre müden Knochen ausruhen können, wenn sie auftauchen und
     ihr unermüdlicher Privatdetektiv mal nicht daheim ist.
    Sie lächelte, als ich
     hereinkam. Aus irgendeinem Grund rührte mich das. Es gibt so wenig
     Persönliches, Menschliches in diesem Geschäft. Meist ist man
     damit beschäftigt, gutgläubigen Kaufleuten rechtskräftige
     Unterlagen über die Herkunft ihrer Handelsware zu präsentieren -
     oder ein Klient versucht einen dazu zu bringen, seine Frau zu verführen,
     so daß er sich wegen Ehebruchs von ihr trennen kann. Ihr Lächeln
     tat mir gut.
    »Ich wußte nicht,
     ob ich heute kommen sollte«, sagte sie. »Sie haben nichts
     gesagt.«
    »Ich werde es wohl
     vergessen haben. Schön, daß Sie gekommen sind. Ich hoffe, es
     war nicht schwierig.«
    »Nein, aber ich wußte
     nicht, ob Sie noch kommen würden oder nicht. Jetzt ist es fast fünf.
     Und um fünf muß ich gehen.«
    Ich hatte mich inzwischen auf
     meine Seite des Schreibtisches gesetzt und fühlte mich recht locker,
     vielleicht unangemessenerweise, aber es war mein erstes Gespräch
     heute, bei dem ich niemanden hinters Licht führen wollte.
    »Wie kommen Sie
     eigentlich hierher und wieder nach Hause?« fragte ich. »Immer
     mit dem Bus?«
    »O nein. Manchmal mit
     dem Taxi. Und manchmal gehe ich auch zu Fuß.«
    Ich lächelte etwas
     verlegen. Ich führte ein zwangloses Gespräch, hatte aber
     versteckt schon wieder die Frage ihres Alters berührt. In unserer
     Stadt hat mit sechzehn jeder seinen Führerschein. Es war nicht ihre
     Absicht gewesen, mich dafür zu bezahlen, ihr wirkliches Alter
     herauszufinden.
    Ich glaube, sie begriff,
     woran ich dachte. Sie sagte: »Ist das wichtig?«
    Ich sagte: »Nein.«
    »Also, ich weiß
     auch etwas über Sie. Ich weiß, daß Sie erst seit sieben
     Jahren in Indianapolis und kein Betrüger sind.«
    »Ach?«
    »Ich habe beim
     Verbraucherschutz angerufen. Dort gab es keine Beschwerden über Sie.«
    Ich grinste.
    »Ich habe mich dort
     erkundigt, bevor ich zum ersten Mal herkam. Ich hatte mir Ihren Namen aus
     den Gelben Seiten herausgesucht, weil Sie dort nur mit Ihrem Namen
     erscheinen.
    Nichts über ›Nachforschungen
     bei Eheproblemen‹ oder dergleichen. Dann habe ich dort angerufen,
     um herauszufinden, ob Sie ehrlich sind.«
    Ich hatte es immerhin mit
     einem Mädchen zu tun, das es fertiggebracht hatte, seinem
     soziologischen Vater Blut abzuzapfen.
    »Vielleicht bin ich nur
     zu klein, um mich zu spezialisieren, und so unehrlich, daß ich alle
     geschmiert habe.« Ich versuchte, betrügerisch zu wirken.
    »Ach, das glaube ich
     nicht.« Wieder lächelte sie. Wir lächelten beide. Langsam
     fühlte ich mich etwas unbehaglich. Ich bin es nicht gewohnt, daß
     man mir so ohne weiteres Vertrauen entgegenbringt. Und es brachte mir zu
     Bewußtsein, daß ich mich in meinem Drang, Informationen zu
     beschaffen, die für sie von Nutzen waren, nicht besonders hervorgetan
     hatte. Was konnte es ihr schon nützen, zu wissen, daß ihre
     Mutter in der Schwesternschule alle Kurse abgebrochen hatte?
    Im Augenblick kam mir die
     undankbare Rolle des undankbaren Auftragnehmers zu.
    Ich beschloß, ihr eine
     Möglichkeit einzuräumen, meine Empfindlichkeiten zu
     beschwichtigen.
    »Ich habe nicht viel,
     was ich Ihnen heute erzählen kann«, sagte ich.
    Sie beschwichtigte mich
     nicht. »Haben Sie nicht wenigstens meine Blutanalysen überprüft?«
    »Noch nicht«,
     sagte ich. »Nur indirekt.«
    Sie blieb mir auf den Fersen.
     Wie der Hund dem Hasen.
    »Aber ist das nicht das
     erste, was Sie tun müssen? Sich rückversichern, daß ich
     nicht… Also, daß ich nicht einfach durchgedreht bin oder so
     was.«
    Um sicherzugehen, daß
     ich für das Kind nicht nur eine Art Seelenklempner war, sagte ich:
     »Das ist nicht so leicht zu überprüfen.«
    »Haben Sie denn

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