Wer viel fragt
nicht
mit Dr. Fishman gesprochen?«
»Er wollte nicht mit
mir sprechen.«
»Aber er ist doch so
nett!« Vielleicht zu reichen Mädchen.
»Warum hat er nicht mit
Ihnen geredet?«
»Er sagte, nichts von
dem, was er weiß, ginge mich etwas an.
Ich konnte ihm kaum erklären,
worauf ich eigentlich hinaus will.«
»Wahrscheinlich nicht«,
sagte sie. »Trotzdem…«
Ich merkte, wie enttäuscht
sie war. Sie hatte begriffen, daß mich schon Kleinigkeiten aufhalten
konnten. Daß ich mich mit einem Nein als Antwort abfand.
Ich war selbst ein wenig enttäuscht.
Zu meiner Verteidigung führte
ich an: »Sie können nicht erwarten, daß es schnell geht.
Es ist eine schwierige Sache.« Das klang selbst für meine Ohren
dürftig.
»Ich weiß«,
sagte sie. »Ich habe bloß schon so viel darüber
nachgedacht. Ich hatte einfach gehofft… « Sie sprach nicht
weiter, weil wir beide wußten, auf was sie gehofft hatte: einen
Vierundzwanzig-Stunden-Service. »Erzählen Sie mir, was Sie
gemacht haben?«
»Ich habe mit Ihrem
Biologielehrer gesprochen, mit der Registratur der Schwesternschule in der
Butler University und mit Mrs. Forebush. Ich glaube, ich habe jetzt eine
bessere Vorstellung von Ihrer Mutter und Ihrem Großvater.«
»Ihn habe ich nie
kennengelernt.«
»Ich weiß. Seine
Zeit war vorbei, bevor Ihre anfing.«
»Meine Mutter denkt
immer noch viel an ihn. Manchmal nennt sie Leander versehentlich Daddy. Es
passiert ihr einfach, wissen Sie. Leander haßt das.«
»Stört es Sie?«
Es gab weniger zweideutige Fragen, aber diese war genau die richtige,
damit sie weiterredete. »Ich bin irgendwie daran gewöhnt. An
sie. Wenn sie nicht gerade unglücklich ist, kommen wir einigermaßen
miteinander aus. Als ich noch klein war, haben wir immer draußen
gespielt, da, wo sie früher mit ihren Brüdern gespielt hat. Aber
seit ihrer Fehlgeburt geht es ihr schlecht, und wenn sie unglücklich
ist, dann ist sie unausstehlich. Sie glaubt, sie muß sterben, und es
ist wirklich zu schlimm, gerade weil sie während der Schwangerschaft
so glücklich war.«
»Warum das?«
»Ich glaube, einfach
weil sie schwanger war und sich auf das Kind freute.« Das Gesicht
meiner Klientin nahm einen drolligen Ausdruck an. »Was meinen Sie,
ob mein echter Vater wieder in der Nähe war?«
Ich zuckte die Achseln.
»Was halten Sie davon, wenn ich mich einmal mit Ihrer Mutter
unterhalte?«
»Worüber
unterhalten?«
»Ich bin noch nicht
ganz so weit, sie direkt zu frage n, was Sie wissen wollen, aber ich könnte
indirekt was herauskriegen, was von Nutzen wäre.«
»Sie könnten ihr
erzählen, Sie seien der Beamte, der den Fällen von unregelmäßigem
Schulbesuch nachgeht. Ich schwänze oft die Schule.« Das scheint
gerade groß in Mode zu sein.
»Wenn es soweit ist,
werde ich mir was einfallen lassen, um nicht in Schwierigkeiten zu
geraten.«
»Haben Sie Angst vor
Schwierigkeiten?«
»Ja, sicher.«
Nein, nicht wirklich. Ich laufe nur nicht rum und halte krampfhaft nach
ihnen Ausschau, wenn es dafür keinen Grund gibt.
»Ich hätte
gedacht, daß das bei einem Privatdetektiv nicht sein darf.«
Meine einzige Antwort darauf
war mein Gesichtsausdruck.
»Ich bin kindisch,
nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich muß jetzt
sowieso nach Hause. Ich war hier bei Ihnen kindisch, um mich für
meine Rolle zu Hause vorzubereiten.« Sie stand auf. »Ich
glaube, das Geld, das ich Ihnen gegeben habe, reicht nur bis morgen. Hier
ist noch etwas. Ich war bei meinem Erbschaftsverwalter auf der Bank und
habe ihm gesagt, daß ich neue Wintersachen brauche.«
Ich nahm den Umschlag, den
sie mir hinhielt, und legte ihn auf den Schreibtisch. »Danke«,
sagte ich.
»Wollen Sie nicht
nachschauen, wieviel drin ist?«
»Es reicht bestimmt, um
mir davon neue Wintersachen zu kaufen.«
»Ich denke ja.«
»Ich muß
irgendwie mit Ihnen in Verbindung treten können, ohne daß Sie
jeden Tag herkommen müssen.«
»Es macht mir nichts
aus herzukommen.«
»Ich bin bloß
nicht immer um fünf wieder zurück.«
»Ach, das macht nichts.
Dann sitze ich eben hier und denk an all die schönen Dinge, die Sie für
mich herausfinden.«
»Wir werden sehen.«
»Okay. Tschüß.«
Und fort war sie.
Während der Kuckuck
meiner Schweizer Uhr die Federn seiner Flügel abzählte, öffnete
ich den Umschlag und zählte das Geld darin. Zehn
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