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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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nicht
     mit Dr. Fishman gesprochen?«
    »Er wollte nicht mit
     mir sprechen.«
    »Aber er ist doch so
     nett!« Vielleicht zu reichen Mädchen.
    »Warum hat er nicht mit
     Ihnen geredet?«
    »Er sagte, nichts von
     dem, was er weiß, ginge mich etwas an.
    Ich konnte ihm kaum erklären,
     worauf ich eigentlich hinaus will.«
    »Wahrscheinlich nicht«,
     sagte sie. »Trotzdem…«
    Ich merkte, wie enttäuscht
     sie war. Sie hatte begriffen, daß mich schon Kleinigkeiten aufhalten
     konnten. Daß ich mich mit einem Nein als Antwort abfand.
    Ich war selbst ein wenig enttäuscht.
    Zu meiner Verteidigung führte
     ich an: »Sie können nicht erwarten, daß es schnell geht.
     Es ist eine schwierige Sache.« Das klang selbst für meine Ohren
     dürftig.
    »Ich weiß«,
     sagte sie. »Ich habe bloß schon so viel darüber
     nachgedacht. Ich hatte einfach gehofft… « Sie sprach nicht
     weiter, weil wir beide wußten, auf was sie gehofft hatte: einen
     Vierundzwanzig-Stunden-Service. »Erzählen Sie mir, was Sie
     gemacht haben?«
    »Ich habe mit Ihrem
     Biologielehrer gesprochen, mit der Registratur der Schwesternschule in der
     Butler University und mit Mrs. Forebush. Ich glaube, ich habe jetzt eine
     bessere Vorstellung von Ihrer Mutter und Ihrem Großvater.«
    »Ihn habe ich nie
     kennengelernt.«
    »Ich weiß. Seine
     Zeit war vorbei, bevor Ihre anfing.«
    »Meine Mutter denkt
     immer noch viel an ihn. Manchmal nennt sie Leander versehentlich Daddy. Es
     passiert ihr einfach, wissen Sie. Leander haßt das.«
    »Stört es Sie?«
     Es gab weniger zweideutige Fragen, aber diese war genau die richtige,
     damit sie weiterredete. »Ich bin irgendwie daran gewöhnt. An
     sie. Wenn sie nicht gerade unglücklich ist, kommen wir einigermaßen
     miteinander aus. Als ich noch klein war, haben wir immer draußen
     gespielt, da, wo sie früher mit ihren Brüdern gespielt hat. Aber
     seit ihrer Fehlgeburt geht es ihr schlecht, und wenn sie unglücklich
     ist, dann ist sie unausstehlich. Sie glaubt, sie muß sterben, und es
     ist wirklich zu schlimm, gerade weil sie während der Schwangerschaft
     so glücklich war.«
    »Warum das?«
    »Ich glaube, einfach
     weil sie schwanger war und sich auf das Kind freute.« Das Gesicht
     meiner Klientin nahm einen drolligen Ausdruck an. »Was meinen Sie,
     ob mein echter Vater wieder in der Nähe war?«
    Ich zuckte die Achseln.
     »Was halten Sie davon, wenn ich mich einmal mit Ihrer Mutter
     unterhalte?«
    »Worüber
     unterhalten?«
    »Ich bin noch nicht
     ganz so weit, sie direkt zu frage n, was Sie wissen wollen, aber ich könnte
     indirekt was herauskriegen, was von Nutzen wäre.«
    »Sie könnten ihr
     erzählen, Sie seien der Beamte, der den Fällen von unregelmäßigem
     Schulbesuch nachgeht. Ich schwänze oft die Schule.« Das scheint
     gerade groß in Mode zu sein.   
    »Wenn es soweit ist,
     werde ich mir was einfallen lassen, um nicht in Schwierigkeiten zu
     geraten.«
    »Haben Sie Angst vor
     Schwierigkeiten?«
    »Ja, sicher.«
     Nein, nicht wirklich. Ich laufe nur nicht rum und halte krampfhaft nach
     ihnen Ausschau, wenn es dafür keinen Grund gibt.
    »Ich hätte
     gedacht, daß das bei einem Privatdetektiv nicht sein darf.«
            
    Meine einzige Antwort darauf
     war mein Gesichtsausdruck.
    »Ich bin kindisch,
     nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich muß jetzt
     sowieso nach Hause. Ich war hier bei Ihnen kindisch, um mich für
     meine Rolle zu Hause vorzubereiten.« Sie stand auf. »Ich
     glaube, das Geld, das ich Ihnen gegeben habe, reicht nur bis morgen. Hier
     ist noch etwas. Ich war bei meinem Erbschaftsverwalter auf der Bank und
     habe ihm gesagt, daß ich neue Wintersachen brauche.«
    Ich nahm den Umschlag, den
     sie mir hinhielt, und legte ihn auf den Schreibtisch. »Danke«,
     sagte ich.
    »Wollen Sie nicht
     nachschauen, wieviel drin ist?«
    »Es reicht bestimmt, um
     mir davon neue Wintersachen zu kaufen.«
    »Ich denke ja.«
    »Ich muß
     irgendwie mit Ihnen in Verbindung treten können, ohne daß Sie
     jeden Tag herkommen müssen.«
    »Es macht mir nichts
     aus herzukommen.«
    »Ich bin bloß
     nicht immer um fünf wieder zurück.«
    »Ach, das macht nichts.
     Dann sitze ich eben hier und denk an all die schönen Dinge, die Sie für
     mich herausfinden.«
    »Wir werden sehen.«
    »Okay. Tschüß.«
    Und fort war sie.
    Während der Kuckuck
     meiner Schweizer Uhr die Federn seiner Flügel abzählte, öffnete
     ich den Umschlag und zählte das Geld darin. Zehn
    

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