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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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bitte?«
    Sie schaute in den Umschlag.
     »Wofür?«
    »Vielleicht für
     eine Kaution. Ich hab sie erst bekommen, als die Bank schon geschlossen
     hatte, und es ist mir zu gefährlich, mit soviel Geld durch die Straßen
     zu laufen.« Sie wußte, daß ich meinte: zu gefährlich,
     falls ich verhaftet wurde.
    »Rechnest du mit
     Schwierigkeiten?«
    »Nein, aber man sollte
     immer auf alles gefaßt sein.« Das junge Paar gurrte und
     gluckste. Sie hatten ein Freispiel gewonnen.
    »In Ordnung, Junge.
     Aber paß auf dich auf.«
    »Ja, Ma.« Ich
     gehe nicht oft zu Ma, nur um zu essen, aber wenn es mal passiert, dann
     komme ich mir immer wie ein Polizist vor. Ich gehe, ohne zu zahlen.

10
    Die Praxis von Dr. Fishman
     erwies sich als ein moderner, ziemlich kleiner, eingeschossiger Bau an der
     Hundertsten Straße in der Nähe des Nora-Einkaufscenters. Die nördlichen
     Vororte von Indianapolis haben sich inzwischen bis zum Nora ausgedehnt.
    Ich fuhr an dem Praxisbau
     vorbei nach Westen und bog in das Einkaufszentrum ein. Jetzt am Abend
     bestand das Problem nicht darin, einen Parkplatz zu bekommen, sondern den
     Wagen so zwischen anderen abzustellen, daß er nicht allein übrigblieb,
     wenn die Läden schlossen. Wenn ich zu lange aufgehalten würde, fände
     ich mein Auto zwangsläufig nackt auf einem Präsentierteller aus
     Asphalt vor. Und Streifenpolizisten haben ein Auge für so was, vor
     allem, wenn sie ihre Runde schon eine Weile machen und wissen, welche
     Wagen dem Personal der Geschäfte gehören. Und für eine
     Verhaftung bekommt so ein Wachtmeister Pluspunkte, die für die Beförderung
     zählen. Ich möchte mich eigentlich nicht unbedingt zum Pluspunkt
     dieser Nacht mausern. Obwohl es auch keine Katastrophe wäre, erwischt
     zu werden. Ich habe Freunde, die mich aus kleinen Schwierigkeiten befreien
     können. Aber das Leben ist so viel einfacher, wenn man sich bei
     seinen illegalen Aktivitäten gar nicht erst ertappen läßt.
     Polizisten - außer den paar, die ich ganz gut kenne, wie zum
     Beispiel Jerry Miller, mit dem ich zusammen zur High School gegangen bin -
     sind in erster Linie Fremde, die Pistolen bei sich tragen.
    Und ich mag keine Pistolen.
     Ich selbst trage auch keine. Ich habe einmal auf einen Mann geschossen,
     als ich 1957 für die Wachgesellschaft Tomgrove arbeitete. Ich hatte
     damals die Nase ziemlich voll von denen - nach dreieinhalb Jahren-, und
     ich war noch jung und dumm. Sie sagten mir dort, ich solle eine Pistole
     tragen, also tat ich es.
    Ich war beauftragt, einen
     Mann dingfest zu machen, der nachts etwas von einer Baustelle geklaut
     hatte. Als ich ihn stellte, schlug er mir ins Gesicht - mit einem
     Holzbrett. Aber nicht kräftig genug, um mich außer Gefecht zu
     setzen. Also habe ich ihm eine verpaßt. Er war nicht tot, aber tot
     genug, um irgend etwas in mir sterben zu lassen. Ich kam zu dem Schluß,
     daß von den verschiedenen Geschäften des NoraEinkaufszentrums
     der Drugstore wahrscheinlich am längsten geöffnet sein würde.
     Es dauerte zehn Minuten, bis ich endlich auf einem Parkplatz direkt davor
     stand und meine Ausrüstung ausladen konnte. Fotoapparat,
     Elektronenblitz, Handschuhe, Taschenlampe, ein paar einfache Haken und
     mein kleiner Dreibeinstuhl, an dem ein dünnes Seil befestigt war.
     Dann machte ich mich auf den Weg über den dunklen Parkplatz hinüber
     zu der Praxis.
    Ich ging auf die Rückfront
     zu. Ich war ziemlich zuversichtlich. Die Praxis machte nicht den Eindruck,
     als gingen dort die verschiedensten Arten von Drogenabhängigen ein
     und aus; wahrscheinlich lagerten auch keine ansehnlicheren Vorräte
     von Drogen in den Giftschränken, die Begehrlichkeiten wecken konnten.
    Die Frage war jetzt, welche
     Art von Sicherheitsvorkehrungen Fishman für erforderlich gehalten
     hatte. Meine Kenntnisse der verschiedenen Alarmsysteme waren solide, aber
     nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand. Ich hatte recht gut Bescheid gewußt,
     solange ich noch als Wachmann tätig war, aber wenn ich es hier mit
     einem dieser technikbegeisterten, vorstädtischen Apparatemediziner zu
     tun hatte, dann standen mir Schwierigkeiten bevor.
    Während ich innerlich
     schon zusammenschrumpfte, nahm ich die Fenster an der Rückseite des
     Gebäudes in Augenschein. Ich entschied mich für eines, das ich für
     ein Toilettenfenster hielt es saß höher als die anderen.   
    Mir kam zugute, daß das
     Haus so viele Fenster hatte. Eine Alarmanlage, die sie allesamt

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