Wer viel fragt
nebst den
Türen und den Schränken überwachte, würde gewaltige
Summen verschlingen.
Ich hoffte einfach, daß
Fishman für so etwas noch nicht genug Geld gehabt hatte, als er den
Bau hochzog.
Ich klappte meinen
dreibeinigen Hocker unter dem höheren Fenster auf. Das freie Ende des
Seils, das an einem der Hockerbeine hing, band ich mir an den Gürtel.
Dann überprüfte ich das Fenster mit meiner Taschenlampe. Kein
Hinweis auf irgendwelche Schutzvorrichtungen. Ich machte mich an die
Arbeit.
Ein Haken und ein wenig
Muskeleinsatz, und das Fenster war entriegelt. Ich war im Haus. Ich zog
den Hocker an dem Seil auf das Fenstersims und klopfte vorsichtig den
Schmutz ab, der noch an seinen Beinen hing. Dann holte ich ihn herein.
Falls ich irgendeinen Alarm
ausgelöst hatte, dann arbeitete er lautlos. Ich schloß das
Fenster. Ein kurzer Schwenk mit der Taschenlampe, und ich wußte, daß
ich in der Damentoilette war.
Nicht zum ersten Mal. Ich
fand die Tür und versuchte sie zu öffnen. Sie war verschlossen.
Er schloß die Damentoilette ab.
Verwundert nahm ich das Schloß
in Angriff. Aber vielleicht war das ein gutes Omen. Vielleicht war er ein
Schließer und kein Scheißer.
Ich trat in die Halle ein und
sah mich um. In wenigen Minuten hatte ich das Büro der Anmeldung
gefunden. Ich ging hinein.
Ich war auf der Suche nach
Akten, aber ich fand keine.
Zwei Türen führten
aus dem Büro hinaus. Beide verschlossen.
Und im Nu geöffnet.
Hinter der einen verbarg sich das Sprechzimmer. Hinter der anderen fand
ich die Akten.
Ein Raum eigens für die
Ablage, zugänglich sowohl vom Sprechzimmer als auch vom Büro der
Arzthelferin aus. In der Mitte des Zimmers stand eine Batterie von
Aktenschränken. Das Ganze war drehbar, so daß man von allen
Seiten leicht herankonnte. Sehr modern.
Ich zögerte, bevor ich
mich an die Schlösser des Aktenschranks machte. Sie könnten sich
als das größte Risiko bisher erweisen. Falls sich zufällig
besonders brisante Papiere oder Drogen in dem Raum befanden, waren die
Chancen, daß sie elektronisch gesichert waren, beträchtlich.
Mir würde dann nur wenig Zeit bleiben. Bevor ich mich also an die
Arbeit machte, legte ich mir meinen Fotoapparat zurecht - für den
Fall, daß wenige Sekunden entscheidend sein sollten.
Die meisten Detektive, die
schriftliche Unterlagen fotografieren, besitzen dafür eine spezielle
Ausrüstung. Ich werde nicht oft mit Industriespionage beauftragt, so
daß ich mit dem auskommen muß, was ich habe. Mein
Elektronenblitz zum Beispiel ist für diese Art von Nahaufnahmen viel
zu hell. Aber statt mir einen anderen zu beschaffen, habe ich einen Filter
darauf montiert, der ungefähr siebzig Prozent des Lichtes wegnimmt.
So eignet er sich besser für Nahaufnahmen.
Außerdem benutze ich
einen relativ unempfindlichen Film.
Ich öffnete den Schrank.
Soweit ich feststellen konnte, hatte ich keinen Alarm ausgelöst.
Fleißige Hände
sind eine Gabe des Herrn. Ich fand ›Crystal‹ in der ersten
Ablage. Jeder Crystal hatte seinen eigenen Hefter.
Fleur, Leander und Eloise.
Ich nahm sie mir nacheinander vor.
Breitete die Blätter auf
dem Boden aus und fotografierte alle Papiere von beiden Seiten.
Nachdem ich mit den drei
Crystals durch war, suchte ich nach Unterlagen für Graham, fand aber
nichts. Das verwirrte mich für einen Augenblick. Ich wollte mehr
über Estes Grahams Krankengeschichte wissen, also sah ich den Inhalt
der anderen Auszüge des Schrankes durch. Dabei verfiel ich schon auf
den Gedanken, es könne irgendwo noch weitere Unterlagen geben,
vielleicht auch einen Archivraum mit Aufzeichnungen auf Mikrofilm. Aber
als ich die Schrankbatterie einmal um sich selbst gedreht hatte, stieß
ich auf einen ganzen Schrank mit der Aufschrift »Wilmer Fishman,
senior«, und darin fand ich die Akten für sechs Grahams. Einen
Mann, eine Frau und vier Kinder. Die Seiten waren dicht beschrieben, und
das schon angegilbte Papier bot nur noch einen schwachen Kontrast zur
Schrift. Ich betete, daß auf den Bildern noch etwas zu erkennen sein
würde, und machte ein Foto nach dem anderen. Ein Blatt nach dem
anderen kam an die Reihe, immer Vorder- und Rückseite.
Am Ende schwitzte ich, und
die Batterien brauchten immer länger, um die Energie für den nächsten
Blitz bereitzustellen.
Sie hatten eine harte Nacht
hinter sich.
Nachdem ich
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