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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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der verbliebenen Hälfte
     wiederum an deren Kinder. Und vom verbliebenen Rest wiederum die Hälfte
     für die Kinder der Kinder. Und, soweit ich es verstand, nach gleichem
     Schema weiter bis zum Jüngsten Gericht.
    Aber es gab eine ganz ungewöhnliche
     Klausel. Die Erben hatten Zugriff auf die jeweils anfallenden Vermögenserträge,
     aber »… das Kapital des Treuhandvermögens soll einem
     Erben zum festgelegten Teil erst am ersten Geburtstag des ersten diesem
     Erben ehelich geborenen, gesunden Kindes zufallen.«
    Weiter hieß es, daß
     gesunde Kinder ein »Zeichen Gottes«
    seien, ein Beweis, daß
     eine Ehe »vom Höchsten gutgeheißen werde«. Dafür
     sei seine eigene Ehe ein Beispiel.
    Das bedeutete natürlich,
     daß er vor seiner Heirat 1916 im Alter von fünfundvierzig noch
     keine gesunden Kinder gezeugt hatte, die wenigstens ein Jahr alt geworden
     waren.
    Bei dem Testament befanden
     sich auch die Einzelheiten der gerichtlichen Testamentsbestätigung.
     Das Vermögen war nach Abzug der Erbschaftssteuer etwas weniger als
     sechs Millionen wert.
    Ich wandte mich noch einmal
     den Einzelheiten des Verfahrens zu. Danach mußte am 1. November 1955
     -Eloise' erstem Geburtstag - Fleur Graham Crystal etwas weniger als zwei
     Millionen Dollar erhalten haben.
    Und es bedeutete, daß
     meiner Klientin eine Million Dollar winkte, wenn sie sich verheiratete und
     anfing, sich zu vermehren.
    Und es bedeutete, daß
     die Fehlgeburt der Zwillinge meiner Klientin zwei Drittel ihrer Million
     gerettet hatte. Das sind eine Menge Dollars. Elotse hatte recht. Sie hatte
     Geld.
    Ich vervollständigte
     meine Aufzeichnungen und sah auf die Uhr. Es war schon fast fünf,
     viel später, als ich vermutet hätte.
    Recherchieren verschlingt
     immer viel Zeit.
    An meinem Wagen fand ich ein
     Knöllchen vor. Und zwar ein völlig durchnäßtes Knöllchen.
    Kann man ein völlig
     durchnäßtes Knöllchen in sein Notizbuch legen, um sich später
     damit zu befassen? Es gibt keine Möglichkeit, mit einem nassen Knöllchen
     angemessen zu verfahren.
    Außer es wegzuwerfen.
    Leise pfeifend fuhr ich den
     Block weit nach Hause.
    Zu Hause erwartete mich eine
     Nachricht von Eloise. »Ich hätte Sie gern hier gehabt, heute.
     Sie haben sich gestern abend gestritten, nachdem Sie fort waren. Ich komme
     Morgen wieder.«
    Ohne Unterschrift.
    Mir gefiel die Nachricht
     nicht besonders. Vor allem nicht die versteckte Anweisung: »Seien
     Sie morgen hier.« Nein, das schätzte ich gar nicht. Also
     verschob ich zunächst einmal die Aufarbeitung des Materials, das ich
     während des Tages gesammelt hatte, und konzentrierte mich auf die
     Zubereitung von etwas Nahrhaftem.
    Etwas Nahrhaftes ist
     hilfreich, wenn man reinen Tisch machen und für eine Zäsur
     sorgen, wenn man sich einer Sache mit frischen Kräften annehmen will.
     Ich versuchte an diesem Abend einige der Informationen wiederzukäuen,
     die mich irgendwie den ganzen Tag über verwirrt hatten. Schließlich
     kam ich zu zwei neuen Schlußfolgerungen.
    Die erste war, daß ich
     vielleicht gleichzeitig für und gegen meine Klientin arbeitete. Wenn
     ich die Information fand, die sie psychologisch zufriedenstellen würde
     - die Information, die zu finden sie mich engagiert hatte -, dann nahm ich
     ihr damit vielleicht den Zaster ihres Großvaters. Das hing von
     juristischen Einzelheiten ab - ob das Testament rechtsgültig war,
     insoweit es ein »eheliches Kind« voraussetzte, ob sie ein
     solches Kind war und ob vielleicht die inzwischen verflossene Zeit
     irgendwelche Umstände unerheblich gemacht hatte, die vielleicht
     anfangs noch ein Problem dargestellt hätten.
    Aber diese Überlegungen
     waren verfrüht. Ich ging davon aus, daß ich irgendwann den
     Zustand erreichen würde, wo ich vor die Wahl gestellt war. Wo steckte
     also der Vater, den ich finden sollte?
    Das führte zu dem
     zweiten Punkt. Mrs. Forebush schien alle Möglichkeiten, wie Fleur außerehelich
     mit Eloise hätte schwanger werden können, für völlig
     ausgeschlossen zu halten.
    Die Wahrscheinlichkeit, daß
     sie sich freiwillig auf eine Affäre eingelassen hatte, stand eins zu
     einer Million.
    Und falls sie vergewaltigt
     worden war, schien es völlig unwahrscheinlich, daß sie es
     Leander nicht erzählt hätte, der seinerseits ein Kind als Frucht
     einer Vergewaltigung nicht akzeptiert haben würde.
    Das ließ mir wenig
     Auswahl. Ich war also gewissermaßen gezwungen zu glauben, daß
     Fleur schwanger

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