Wer viel fragt
der verbliebenen Hälfte
wiederum an deren Kinder. Und vom verbliebenen Rest wiederum die Hälfte
für die Kinder der Kinder. Und, soweit ich es verstand, nach gleichem
Schema weiter bis zum Jüngsten Gericht.
Aber es gab eine ganz ungewöhnliche
Klausel. Die Erben hatten Zugriff auf die jeweils anfallenden Vermögenserträge,
aber »… das Kapital des Treuhandvermögens soll einem
Erben zum festgelegten Teil erst am ersten Geburtstag des ersten diesem
Erben ehelich geborenen, gesunden Kindes zufallen.«
Weiter hieß es, daß
gesunde Kinder ein »Zeichen Gottes«
seien, ein Beweis, daß
eine Ehe »vom Höchsten gutgeheißen werde«. Dafür
sei seine eigene Ehe ein Beispiel.
Das bedeutete natürlich,
daß er vor seiner Heirat 1916 im Alter von fünfundvierzig noch
keine gesunden Kinder gezeugt hatte, die wenigstens ein Jahr alt geworden
waren.
Bei dem Testament befanden
sich auch die Einzelheiten der gerichtlichen Testamentsbestätigung.
Das Vermögen war nach Abzug der Erbschaftssteuer etwas weniger als
sechs Millionen wert.
Ich wandte mich noch einmal
den Einzelheiten des Verfahrens zu. Danach mußte am 1. November 1955
-Eloise' erstem Geburtstag - Fleur Graham Crystal etwas weniger als zwei
Millionen Dollar erhalten haben.
Und es bedeutete, daß
meiner Klientin eine Million Dollar winkte, wenn sie sich verheiratete und
anfing, sich zu vermehren.
Und es bedeutete, daß
die Fehlgeburt der Zwillinge meiner Klientin zwei Drittel ihrer Million
gerettet hatte. Das sind eine Menge Dollars. Elotse hatte recht. Sie hatte
Geld.
Ich vervollständigte
meine Aufzeichnungen und sah auf die Uhr. Es war schon fast fünf,
viel später, als ich vermutet hätte.
Recherchieren verschlingt
immer viel Zeit.
An meinem Wagen fand ich ein
Knöllchen vor. Und zwar ein völlig durchnäßtes Knöllchen.
Kann man ein völlig
durchnäßtes Knöllchen in sein Notizbuch legen, um sich später
damit zu befassen? Es gibt keine Möglichkeit, mit einem nassen Knöllchen
angemessen zu verfahren.
Außer es wegzuwerfen.
Leise pfeifend fuhr ich den
Block weit nach Hause.
Zu Hause erwartete mich eine
Nachricht von Eloise. »Ich hätte Sie gern hier gehabt, heute.
Sie haben sich gestern abend gestritten, nachdem Sie fort waren. Ich komme
Morgen wieder.«
Ohne Unterschrift.
Mir gefiel die Nachricht
nicht besonders. Vor allem nicht die versteckte Anweisung: »Seien
Sie morgen hier.« Nein, das schätzte ich gar nicht. Also
verschob ich zunächst einmal die Aufarbeitung des Materials, das ich
während des Tages gesammelt hatte, und konzentrierte mich auf die
Zubereitung von etwas Nahrhaftem.
Etwas Nahrhaftes ist
hilfreich, wenn man reinen Tisch machen und für eine Zäsur
sorgen, wenn man sich einer Sache mit frischen Kräften annehmen will.
Ich versuchte an diesem Abend einige der Informationen wiederzukäuen,
die mich irgendwie den ganzen Tag über verwirrt hatten. Schließlich
kam ich zu zwei neuen Schlußfolgerungen.
Die erste war, daß ich
vielleicht gleichzeitig für und gegen meine Klientin arbeitete. Wenn
ich die Information fand, die sie psychologisch zufriedenstellen würde
- die Information, die zu finden sie mich engagiert hatte -, dann nahm ich
ihr damit vielleicht den Zaster ihres Großvaters. Das hing von
juristischen Einzelheiten ab - ob das Testament rechtsgültig war,
insoweit es ein »eheliches Kind« voraussetzte, ob sie ein
solches Kind war und ob vielleicht die inzwischen verflossene Zeit
irgendwelche Umstände unerheblich gemacht hatte, die vielleicht
anfangs noch ein Problem dargestellt hätten.
Aber diese Überlegungen
waren verfrüht. Ich ging davon aus, daß ich irgendwann den
Zustand erreichen würde, wo ich vor die Wahl gestellt war. Wo steckte
also der Vater, den ich finden sollte?
Das führte zu dem
zweiten Punkt. Mrs. Forebush schien alle Möglichkeiten, wie Fleur außerehelich
mit Eloise hätte schwanger werden können, für völlig
ausgeschlossen zu halten.
Die Wahrscheinlichkeit, daß
sie sich freiwillig auf eine Affäre eingelassen hatte, stand eins zu
einer Million.
Und falls sie vergewaltigt
worden war, schien es völlig unwahrscheinlich, daß sie es
Leander nicht erzählt hätte, der seinerseits ein Kind als Frucht
einer Vergewaltigung nicht akzeptiert haben würde.
Das ließ mir wenig
Auswahl. Ich war also gewissermaßen gezwungen zu glauben, daß
Fleur schwanger
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