Wer viel fragt
nehme an, weil ich ihn im Enthusiasmus meiner nächtlichen
Gedankenspielereien auf fünf Uhr dreißig eingestellt hatte.
Es war schrecklich.
Um Viertel vor sechs quälte
ich mich aus dem Bett und stellte zur Vorbereitung meines Frühstückes
eine ganze Kanne Kaffee auf. Während der Kaffee kochte und vier
Scheiben Toast rösteten, machte ich mich über den Kühlschrank
her. Ich nahm Eis, Milch, eine sehr harte Salami, alles, was ich an Obst
hatte, Sellerie und Tomaten heraus.
Während die Butter den
nachthimmelschwarzen Toast durchtränkte, spülte ich meine
Thermoskanne und meine Kühlbox aus. Da ich schon einmal dabei war,
entnahm ich meinen Beständen auch noch ein paar Plätzchen und
Erdnüsse.
Ganz als ob es alle sieben
Minuten eine Pause gäbe, aß ich dann meinen Toast und trank die
Dreivierteltasse Kaffee, die nicht mehr in die Thermoskanne paßte.
Alles andere kam in die Kühlbox.
Fürs Picknick. Um sechs Uhr fünfzehn war ich abmarschbereit.
Gerissen, wie ich nun einmal bin, hatte ich mir schon am Abend zuvor eine
Tasche mit unverderblichen Waren gepackt - zwei 'Bücher, ein noch
nicht fertiggestelltes Kreuzworträtsel aus dem Morning Telegraph, die
Aufstellung der Pferde, die auf allen Rennbahnen in New York und
Kalifornien liefen, ein Block und ein paar Buntstifte, ein Regenmantel und
ein Pullover, für den Fall, daß es naß oder kalt werden
sollte, eine Sonnenbrille für den Fall, daß es sonnig würde,
Schnurrbart und Schlapphut für den Fall, daß ich mich
langweilte und im Rückspiegel ein wenig über mich lachen wollte.
Fotoapparat und Filme natürlich, für Erinnerungstotos; ein
Radio, diverse Werkzeuge und Dietriche, mein Notizbuch und etwas Geld für
den Fall, daß ich etwas vergessen haben sollte. Ein ganz
beachtliches Transportvolumen, aber ich hatte alles sehr ordentlich
gepackt.
Um sechs Uhr achtunddreißig
hatte ich mein Auto in diskretem Abstand vom Haus der Crystals geparkt.
Ich wartete auf Leander. Ein
typischer Tag. Vielleicht würden auch Tage daraus werden. Denn ich
wollte ja schließlich was über ihn rauskriegen.
Beschatten ist einer der
langweiligsten Jobs, die man sich vorstellen kann. Aber ich hatte ja sonst
nicht viel vor. Und ich wußte wirklich nichts über Leander
Crystal. Wenn ich ihm einen oder zwei Tage auf den Fersen blieb, würde
ich wohl wenigstens ein paar Leute finden, von denen ich etwas über
ihn erfahren konnte. Um schließlich eine bessere Vorstellung davon
zu bekommen, wie er seinen Geschäften nachging - falls er
irgendwelchen Geschäften nachging. Vielleicht würde ich auch nur
einen einzigen Tag brauchen - wenn ich ein wenig Glück hatte. Und
wenn ich sehr viel Glück hatte, stieß ich vielleicht auf etwas,
das mir von größerem Nutzen sein konnte. Zum Beispiel ein
schriftliches Geständnis.
Um sechs Uhr vierzig stand
ich vor einem Problem. Womit sollte ich mir als erstes die Zeit
vertreiben? Ich beschloß, die Rundfunknachrichten zu hören und
ein paar Bilder von den Tieren des Dschungels zu malen.
Um sieben Uhr fünfzehn
kam er aus dem Haus und fuhr in seinem vielleicht ein Jahr alten Buick
los. Ich folgte ihm, meine Bilder auf dem Beifahrersitz, und summte dazu
Ich und mein Schatten.
Für eine Beschattung
hatte ich ganz gute Laune. Ich malte ein mittelmäßiges
Nilpferd.
Dreieinhalb Stunden brachte
ich damit zu, die Front eines Bürogebäudes auf der Vermont
Street zu beobachten. Auf einer der Tafeln an der Tür stand: »Graham
Enterprises«. Ich blieb fast die ganze Zeit recht munter. Die Sonne
lugte einmal vorsichtig hervor und entschloß sich dann zum Bleiben.
Das bloße Wissen um die
Existenz von Graham Enterprises verschaffte mir eine völlig neue
Spielwiese. Jetzt konnte ich, wenn mir der Sinn danach stand, jederzeit
einen Tag damit verbringen, die Leute zu überprüfen, mit denen
Leander hier täglich zu tun haben mußte - Parkwächter,
Aufzugpersonal, Sekretärinnen, Kollegen.
Gegen elf hatte ich einen
schlechten Tagtraum: Ein Polizist schnappte mich wegen Herumlungerns.
Schleifte mich vor einen Richter, dem ich erklären sollte, warum ich
seit drei Stunden auf der Vermont Street in meinem Wagen saß.
Aber das war nicht der
schlechte Teil des Traumes. Der kam erst, als ich dem Richter erklären
sollte, warum ich ausgerechnet Leander Crystal folgte, wenn es eigentlich
meine Aufgabe war herauszufinden, wer
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