Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
Vom Netzwerk:
nehme an, weil ich ihn im Enthusiasmus meiner nächtlichen
     Gedankenspielereien auf fünf Uhr dreißig eingestellt hatte.
    Es war schrecklich.
    Um Viertel vor sechs quälte
     ich mich aus dem Bett und stellte zur Vorbereitung meines Frühstückes
     eine ganze Kanne Kaffee auf. Während der Kaffee kochte und vier
     Scheiben Toast rösteten, machte ich mich über den Kühlschrank
     her. Ich nahm Eis, Milch, eine sehr harte Salami, alles, was ich an Obst
     hatte, Sellerie und Tomaten heraus.
    Während die Butter den
     nachthimmelschwarzen Toast durchtränkte, spülte ich meine
     Thermoskanne und meine Kühlbox aus. Da ich schon einmal dabei war,
     entnahm ich meinen Beständen auch noch ein paar Plätzchen und
     Erdnüsse.
    Ganz als ob es alle sieben
     Minuten eine Pause gäbe, aß ich dann meinen Toast und trank die
     Dreivierteltasse Kaffee, die nicht mehr in die Thermoskanne paßte.
    Alles andere kam in die Kühlbox.
     Fürs Picknick. Um sechs Uhr fünfzehn war ich abmarschbereit.
     Gerissen, wie ich nun einmal bin, hatte ich mir schon am Abend zuvor eine
     Tasche mit unverderblichen Waren gepackt - zwei 'Bücher, ein noch
     nicht fertiggestelltes Kreuzworträtsel aus dem Morning Telegraph, die
     Aufstellung der Pferde, die auf allen Rennbahnen in New York und
     Kalifornien liefen, ein Block und ein paar Buntstifte, ein Regenmantel und
     ein Pullover, für den Fall, daß es naß oder kalt werden
     sollte, eine Sonnenbrille für den Fall, daß es sonnig würde,
     Schnurrbart und Schlapphut für den Fall, daß ich mich
     langweilte und im Rückspiegel ein wenig über mich lachen wollte.
     Fotoapparat und Filme natürlich, für Erinnerungstotos; ein
     Radio, diverse Werkzeuge und Dietriche, mein Notizbuch und etwas Geld für
     den Fall, daß ich etwas vergessen haben sollte. Ein ganz
     beachtliches Transportvolumen, aber ich hatte alles sehr ordentlich
     gepackt.
    Um sechs Uhr achtunddreißig
     hatte ich mein Auto in diskretem Abstand vom Haus der Crystals geparkt.
    Ich wartete auf Leander. Ein
     typischer Tag. Vielleicht würden auch Tage daraus werden. Denn ich
     wollte ja schließlich was über ihn rauskriegen.
    Beschatten ist einer der
     langweiligsten Jobs, die man sich vorstellen kann. Aber ich hatte ja sonst
     nicht viel vor. Und ich wußte wirklich nichts über Leander
     Crystal. Wenn ich ihm einen oder zwei Tage auf den Fersen blieb, würde
     ich wohl wenigstens ein paar Leute finden, von denen ich etwas über
     ihn erfahren konnte. Um schließlich eine bessere Vorstellung davon
     zu bekommen, wie er seinen Geschäften nachging - falls er
     irgendwelchen Geschäften nachging. Vielleicht würde ich auch nur
     einen einzigen Tag brauchen - wenn ich ein wenig Glück hatte. Und
     wenn ich sehr viel Glück hatte, stieß ich vielleicht auf etwas,
     das mir von größerem Nutzen sein konnte. Zum Beispiel ein
     schriftliches Geständnis.
    Um sechs Uhr vierzig stand
     ich vor einem Problem. Womit sollte ich mir als erstes die Zeit
     vertreiben? Ich beschloß, die Rundfunknachrichten zu hören und
     ein paar Bilder von den Tieren des Dschungels zu malen.
    Um sieben Uhr fünfzehn
     kam er aus dem Haus und fuhr in seinem vielleicht ein Jahr alten Buick
     los. Ich folgte ihm, meine Bilder auf dem Beifahrersitz, und summte dazu
     Ich und mein Schatten.
    Für eine Beschattung
     hatte ich ganz gute Laune. Ich malte ein mittelmäßiges
     Nilpferd.
    Dreieinhalb Stunden brachte
     ich damit zu, die Front eines Bürogebäudes auf der Vermont
     Street zu beobachten. Auf einer der Tafeln an der Tür stand: »Graham
     Enterprises«. Ich blieb fast die ganze Zeit recht munter. Die Sonne
     lugte einmal vorsichtig hervor und entschloß sich dann zum Bleiben.
    Das bloße Wissen um die
     Existenz von Graham Enterprises verschaffte mir eine völlig neue
     Spielwiese. Jetzt konnte ich, wenn mir der Sinn danach stand, jederzeit
     einen Tag damit verbringen, die Leute zu überprüfen, mit denen
     Leander hier täglich zu tun haben mußte - Parkwächter,
     Aufzugpersonal, Sekretärinnen, Kollegen.
    Gegen elf hatte ich einen
     schlechten Tagtraum: Ein Polizist schnappte mich wegen Herumlungerns.
     Schleifte mich vor einen Richter, dem ich erklären sollte, warum ich
     seit drei Stunden auf der Vermont Street in meinem Wagen saß.
    Aber das war nicht der
     schlechte Teil des Traumes. Der kam erst, als ich dem Richter erklären
     sollte, warum ich ausgerechnet Leander Crystal folgte, wenn es eigentlich
     meine Aufgabe war herauszufinden, wer

Weitere Kostenlose Bücher