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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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seine Frau geschwängert hatte.
    Um elf Uhr dreißig kam
     er heraus. Ohne Aktenmappe.
    Natürlich hatte er auch
     keine gehabt, als er hineinging. In die Garage, das Auto holen. Ich war
     froh, daß wir jetzt ein wenig herumfahren würden.
    Crystal war ein geduldiger
     und höflicher Fahrer. Er fuhr in Richtung Norden, und eine Zeitlang
     dachte ich, er ginge zum Mittagessen nach Hause. Nicht gerade typisch für
     einen Geschäftsmann aus Indianapolis, aber als Millionär genießt
     man eben gewisse Privilegien.
    Aber dann ging es nicht mehr
     nach Norden, sondern nach Nordwesten und schließlich zum Broadland
     Country Club.
    Nicht die Gegend dort, an die
     ich Kindheitserinnerungen hätte.
    Mit diskretem Abstand folgte
     ich ihm auf den Parkplatz. Ich stellte den Wagen so weit wie möglich
     von seinem entfernt ab.
    Es gibt dort keine Wachen und
     niemanden, dem man seinen Mitgliedsausweis zeigen müßte, aber
     einen Parkplatzwächter haben sie. Nach einer Weile kam er rüber,
     um mir das Leben schwerzumachen. Ich erklärte ihm, daß ich auf
     meine Schwägerin wartete, die nach dem Schwimmen dort zu Mittag aß.
     Er kaufte es mir ab. Fürs erste wenigstens.
    Normalerweise wäre ich
     ein bißchen herumgeschlendert, da ich bisher noch nie einen Country
     Club in Indianapolis mit denen verglichen hatte, von denen ich im Osten
     umworben worden war. Aber ich wollte das Risiko, Crystal zu verpassen,
     wenn er rauskam, möglichst gering halten. Gegen zwölf Uhr
     vierzig fuhr ich auf die Hauptstraße zurück.
    Nachdem ich am Straßenrand
     bis ein Uhr zwanzig gewartet hatte, war ich einigermaßen sicher, daß
     da mehr als ein Mittagessen im Gange war. Das bedeutete Saufen, Baden,
     Schwimmen, Golf, Karten oder Nutten. Ich blieb, wo ich war.
    Das war der härteste
     Teil des Tages. Ich stellte fest, daß ich eins der Bücher, die
     ich mir am Vorabend eingepackt hatte, bereits kannte.
    Er hätte mich fast
     bemerkt. Der Wagen stand ungefähr fünfhundert Meter vom Tor des
     Country Clubs entfernt am Straßenrand. Eine sichere Entfernung. Aber
     nur ungefähr zehn Meter von einem Abschlag entfernt. Wenn mir das
     klar gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht darauf zukommen
     sehen. So aber entdeckte ich ihn erst mitten in seinem Schlag. Purer
     Zufall.
    Und purer Leichtsinn. Man muß
     immer wissen, wo man sich selbst und wo sich das Ziel der Beobachtung
     befindet, wenn man jemanden auch nur halbwegs professionell beschatten
     will.
    Statt dessen hörte ich
     das Sausen eines Übungsschlags und blickte gerade rechtzeitig nach
     links, um den Mann in voller Aktion zu sehen. Sein Gang und sein Auftreten
     daheim mochten ja ganz schön sein, ließen aber von seiner tatsächlichen
     Eleganz und Beweglichkeit nichts ahnen. Es war ein echtes Vergnügen,
     ihn zu beobachten. jedenfalls ,die eine Sekunde lang, die mir zur
     Beobachtung blieb. Noch während mir diese Gedanken durch den Kopf
     gingen, ließ ich mich tief in den Fahrersitz sinken und wartete -
     allzu lange -, um absolut sicher zu sein, daß er weggegangen war.
    Bei dieser Art von
     Beschattung ›auf Verdacht‹ - wenn man nur feststellen will,
     was jemand mit seiner Zeit anfängt - ist es von größter
     Wichtigkeit, daß der Betreffende nicht weiß, daß man da
     ist. Die bloße Kenntnis meiner Gegenwart würde schon ändern,
     was er tut. Das ist das grundsätzliche wissenschaftliche Problem. Phänomene
     zu beobachten, ohne diese Phänomene zu beeinflussen. Es ist das
     Problem, das die grundsätzlichen Grenzen des Beobachtens setzt.
    Es gibt noch andere Arten der
     Beschattung. Manchmal strengt man sich gewaltig an, damit ein Bursche auch
     wirklich weiß, daß man ihn beschattet. Bei Scheidungssachen
     zum Beispiel kriegt man manchmal nicht ohne weiteres raus, wo es einer mit
     seiner Zweitfrau treibt. Also läßt man ihn wissen, daß
     man ihm folgt, und wartet dann ab, welchen Ort er meidet. Falls der
     Bursche helle genug ist, um zu bemerken, daß er verfolgt wird.
    Bei einer Beschattung hat man
     jede Menge Zeit, über das Beschatten im allgemeinen nachzudenken.
    Gegen drei Uhr fünfzehn
     war ich dem Heulen nahe, so langweilig war es. Mein Eis war geschmolzen,
     meine Salami stank. Ich hörte immer wieder dieselben Nachrichten und
     dieselbe Musik. Ich war nicht in Stimmung, darüber zu spekulieren,
     was mein Ziel gerade tat oder mit wessen Hilfe ich demnächst dem
     Country Club mal einen Besuch abstatten konnte. Ich schätze,
     Beschattungen

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