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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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einzusehen, benötigen Sie einen Gerichtsbeschluß.
     Haben Sie einen Gerichtsbeschluß?«
    Ich seufzte auf. Ich hatte es
     versucht.
    Miss Moleman ist eine
     verschlossene Tür. Der Schlüssel zu Miss Moleman ist Miss Fitch,
     ihre Chefin. Der Schlüssel zu Miss Fitch ist Maude Simmons. Und der
     Schlüssel zu Maude Simmons ist Geld. Man geht ja mit dem Geld seiner
     Klienten lieber sparsam um, aber das ist bei Miss Moleman nicht möglich.
     Eins der vielen Dinge, die bei ihr nicht möglich sind.
    Von Miss Molemans Domäne
     aus bog ich links in den nächsten Korridor ein. Ich war auf dem Weg
     zum nächsten öffentlichen Telefon. Das befand sich im Erdgeschoß
     in der Empfangshalle des Gesundheitsamtes an einem Fenster. Ich konnte von
     dort aus die Parkuhr sehen, an der mein Wagen stand. Ich hatte gehofft,
     diesmal Glück zu haben. Zuerst hatte ich auch im Regen direkt vor dem
     Amt eine Parkuhr gefunden, die erst in einer halben Stunde ablief. Aber
     nein. Miss Moleman lag nicht zu Hause mit einer Grippe im Bett. Also mußte
     ich beim Indianapolis Star anrufen.
    Ich sprach mit Maude. Maude
     sprach mit Miss Fitch. Miss Fitch ging von ihrem Büro ins Archiv und
     nahm eine Akte heraus. Sie hatte sie schon auf ihrem Schreibtisch liegen,
     als ich vom Telefon aus den Weg zu ihrem Büro hinauf bewältigt
     hatte.
    Ich drückte ihr fünf
     Dollar in die Hand - Maude würde später zehn bekommen.
    So bekam ich schließlich
     meinen bösen Willen. Vielleicht haben Sie noch nie einen Totenschein
     zu Gesicht bekommen. So was ist gestopft voll mit nützlichen
     Informationen. Estes Graham war am 20. August 1954 gestorben. Verschluß
     der Herzkranzgefäße. Keine Autopsie.
    Er war ein ›Geschäftsmann‹.
     Er hatte nicht auf einer Farm gelebt. Der Mädchenname seiner Mutter
     war Graham. Der letzte behandelnde Arzt war Henry Chivian. Die Bestattung
     wurde ausgerichtet vom Bestattungsinstitut Happy Hoosier am 24.August
     1954.
    Okay. Pflichtschuldigst
     notiert.
    Ich bedankte mich bei Miss
     Fitch und gab ihr die Akte zurück. Sie erhob sich und brachte die
     Akte zurück zu Miss Moleman. Auf dem Weg hinaus kam ich an Miss
     Molemans Büro vorbei. Ich glaubte, hinter der Tür ein Schluchzen
     zu vernehmen.
    Der Regen hatte etwas
     nachgelassen. Ganz frohgemut fuhr ich zurück in Richtung Stadtmitte.
       
    Das Gebäude der Stadt-
     und Countyverwaltung ist einen Block von meinem Büro entfernt, aber
     wegen des Regens wollte ich versuchen, einen Parkplatz näher daran zu
     finden. Wieder hatte ich Glück. Eine Parklücke mit Parkuhr nur
     einen Steinwurf entfernt. Ich fütterte die Maschine mit einem
     Zehn-Cent-Stück und überquerte wohlgemut die Straße.
            
    Bestätigte Testamente
     sind frei zugänglich. Aber ohne triftigen Grund dauerte es länger,
     bis das Gesuchte vor mir lag, als ich zur Einsicht in den Totenschein
     gebraucht hatte. Ich ließ mich jedoch nicht abschütteln und
     wurde belohnt.
    Es war ein sauberes altes
     Dokument, datiert vom 12. Dezember 1937 und seit diesem Tag nicht mehr
     umgeschrieben, ein Zeugnis für Estes Grahams Unbeirrbarkeit. Die
     einzige Änderung, die darin vorgenommen worden war, betraf die Namen
     der drei Söhne. Ein einfacher Tintenstrich durch jeden Namen.
     Datiert, mit den Initialen des Erblassers versehen, von Zeugen bestätigt.
     Bis man bei den Namen und den einzelnen Vermächtnissen ankam, hatte
     man allerdings schon einige Seiten hinter sich.
    Es war nicht gerade Otto
     Normalverbrauchers Testament. Es war nach dem Tod von Estes' Ehefrau
     niedergeschrieben worden und begann mit einer langen Eloge auf sie und
     ihrer beider Ehe.
    Offensichtlich war zeitgleich
     mit der Heirat eine völlige Umstellung in Estes' Lebensführung
     erfolgt. Seine bemühte, gottesfürchtige Prosa ließ
     deutlich erkennen, daß er seine Gattin geliebt und ihr alle Tugenden
     und Werte seines Lebens zugeschrieben hatte. Sein Leben vor Irene wurde
     kurz zusammengefaßt als »sinnlose Verschwendung von
     Lebenskraft«. Soweit ich es beim Überfliegen erkennen konnte,
     war Estes' Heirat mit der Dame etwas Ähnliches wie eine religiöse
     Konvertierung gewesen.
    Von dem Vermögen war ein
     Drittel an eine gewisse BillyLee-Olian-Stiftung gegangen. Ich sah in
     meinen Notizen nach.
    Billy Lee war Irenes Vater,
     der Prediger.
    Die verbliebene Vermögensmasse
     wurde als Treuhandeigentum zugunsten Estes' Erben verwaltet. Die Hälfte
     davon fiel an seine Kinder. Die Hälfte

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