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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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ich bei Bud's Dugout halt, um zu essen und mich davon zu
     überzeugen, daß Mom das Geld für meine Kaution warmhielt.
     Ich ließ mir Zeit und gönnte mir eine große Mahlzeit. Ein
     letztes Abendmahl, könnte man sagen.
    Und ich fütterte den
     Flipper, bis das Lehrerehepaar kam.
    Leute, die sich sowohl in
     ihrer Freizeit als auch bei der Arbeit an einen festen Zeitplan halten,
     machen mich depressiv. Aber ich war in diesem Augenblick vielleicht auch
     besonders dünnhäutig.
    Ich hatte einen langen Tag
     hinter mir, und er war längst noch nicht zu Ende. Ein sonniger, trügerisch
     warmer Tag.
    Meine nächste Station
     war mein Büro. In der Post fand ich nichts, was meine Zuneigung
     geweckt hätte, abgesehen von einem Rundschreiben irgendeiner
     Organisation namens Kosmische Detektive, die einen Kurs über »Spezielle
     Fragen«
    anboten. Ich legte meine
     gewichtige Beschattungsausrüstung ab und holte statt dessen den
     Nahaufnahmeaufsatz für meine Kamera, einige Schlüssel und die
     Tasche mit dem Werkzeug.
    Und ich entledigte mich aller
     Ausweise.
    Gegen acht Uhr abends war ich
     wieder im Süden von Indianapolis. Ich parkte am Einkaufszentrum
     Southern Plaza und kaufte mir im Drugstore dort jede Menge Filme. Dann
     machte ich mich zu Fuß auf den Weg zu meinem Mondscheinabenteuer.
    Vor dem Fenster von Crystals
     Büro fand ich plötzlich meine eigene Monotonie ziemlich bedrückend.
     Ich wäre ja vorne reingegangen - ich habe die Schlüssel dazu-,
     aber ich wollte nicht meine Zeit vor der Haustür damit verbringen,
     den richtigen Schlüssel herauszufischen. Hinten standen die Chancen
     besser, und wenn es irgendwo Alarmanlagen gab, dann wahrscheinlich eher
     vorn am Eingang als an den einzelnen Fenstern.
    Langsam bekam ich Übung
     in der Sache. Das war auch gut so; ich kam ohne meinen Hocker rein.
    Der Raum war nicht groß,
     aber Crystal verstand ihn auf mannigfaltige Weise zu nutzen. Aktenschränke,
     Bücher, ein großer Schreibtisch. Kleider. Ein Waschbecken mit
     einem bestens ausgestatteten Medizinschränkchen - für jeder Art
     von Waschung. Er hatte sein eigenes Klo. Ein Einzelbett.
    Von einer Frau keine Spur.
    Die interessantesten Dinge
     schienen der Inhalt des Schreibtischs und der Aktenschränke zu sein.
     Ich beschloß, das Ganze zu fotografieren und mir später einen
     Reim darauf zu machen.
    Und es gab viel zu
     fotografieren. Seite um Seite endloser finanzieller Unterlagen. Drei
     Schubladen mit Akten. Keine einzige davon sagte mir im Moment irgend
     etwas. Gelegentlich sah ich Namen und Dollarzeichen, aber im Augenblick
     hielt ich mich nicht damit auf, nach Erklärungen zu suchen. In der
     unteren Schublade befand sich die Korrespondenz. Als ich zum Schreibtisch
     vordrang, hatte ich bereits sieben Rollen Film verschossen.
    In den Schreibtischschubladen
     erwarteten mich noch mehr Bonbons. Wie etwa eine Schublade mit Bargeld. In
     der nächsten Schublade ein Erinnerungsalbum und ein Adreßbuch
     und in der untersten eine Pornosammlung. Aus Schamgefühl fing ich mit
     dem Geld an. Es waren lauter Zwanzig-Dollar-Noten. Ich fotografierte sie
     so, daß ich sie später auf den Fotos zählen konnte, und
     notierte mir willkürlich ein paar Seriennummern.
    Nächste Schublade…
    U in halb elf hatte ich
     dreizehn Rollen SechsunddreißigerFilm verschossen. Mein
     elektronischer Blitz war längst ans Netz gegangen.
    Ich hatte mich gerade halb
     durch die Pornographie gearbeitet, als ein Schlüssel ins Schloß
     glitt. Ich sprang auf. Ich war übertrieben zuversichtlich gewesen,
     unvorsichtig. Nichts hatte mir ferner gelegen als der Gedanke an eine
     Unterbrechung. Die Tür flog auf, und die Stimme der Autorität
     sagte: »Bleiben Sie genau da, wo Sie sind, Meister.«
    Ich war so überrascht
     und erschrocken, daß ich mit der Intelligenz eines kleinen Jungen
     reagierte, der beim Klauen eines Donald-Duck-Heftes vom Comic-Regal
     erwischt wird. Ich schätze, ich neige unter Druck wohl zu Panik. Ein
     Fehler. Ich rannte auf die Tür zu.
    Das war dumm, unglaublich
     dumm. Er stand in der Tür, durch die ich rennen wollte.
    Mehr als das - er richtete
     eine Waffe auf mich. Himmel, er hätte mich töten können!
    Ich bin froh, daß er
     bessere Nerven hatte als ich. Statt zu schießen, ließ er das
     stumpfe Ende seiner Kanone auf ,das stumpfe Ende meines Kopfes krachen.
    Ich dachte, die Waffe wäre
     losgegangen. Ich habe eine vage Erinnerung an so ein seltsames Gefühl.
     Ich muß zu Boden

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