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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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sehr schöne Stimme«, und schloß
     die Tür.
    Ich war gerade rechtzeitig
     wieder in der Eingangshalle, um zu sehen, wie Crystal vom Parkplatz fuhr.
     Ich hechtete über die Straße zu meinem Wagen und sah ihn am
     Ende des Blocks vor der Ampel stehen - an der Madison Street. Die große
     Frage war nun, ob er in die Stadt zurückfahren oder ob er eine andere
     Richtung einschlagen würde. Die große Entscheidung war, ob ich
     an ihm dranbleiben oder mich mit diesem geheimen Schlupfwinkel seines
     Lebens begnügen sollte.
    Als die Ampel auf grün
     sprang, bog er nach rechts ab, in Richtung Indianapolis-Zentrum. Auch dort
     konnte er sich mit vielen Dingen beschäftigen, über die ich Näheres
     würde wissen wollen, aber wenn dem so war, machte die Tatsache, daß
     er in der Stadt blieb, das Ganze doch irgendwie klarer und überschaubarer.
     Irgendwie leichter erreichbar für ein anderes Mal, falls ich darauf
     zurückkommen mußte.
    Und der Gedanke, ein trautes
     Plätzchen wie die ImportExport-Experten zu verlassen, um wieder den
     Schatten zu spielen, na ja…
    Ich beschloß, in der
     Gegend zu bleiben. Ich suchte mir eine Telefonzelle und erledigte ein paar
     Anrufe.
    Als erstes ein Anruf in mein
     Büro.
    Es war sechzehn Uhr
     sechsundvierzig, beste Sendezeit. Das Telefon klingelte zweimal, bevor
     jemand ranging. Eine zaghafte, vertraute, weibliche Stimme hüstelte
     und sagte: »Mr. Samsons Büro.«
    »Miss Crystal, hier ist
     Albert Samson.«
    Mit von einer Sekunde zur
     anderen gesteigertem Selbstbewußtsein sagte sie: »Jesus, Miss
     Crystal haben Sie mich noch nie genannt.«
    »Ich hatte gehofft, daß
     ich Sie noch erwischen würde. Ich wollte Ihnen sagen, daß ich
     an der Sache arbeite und wahrscheinlich morgen im Büro sein werde.
     Ich hätte da ein paar Fragen an Sie.«
    »Und worum soll's da
     gehen?«
    »Vor allem um ihren
     soziologischen Vater und darum, was er mit seinem Tag anfängt.«
    »Er geht morgens ins Büro
     und dann für den Nachmittag in den Country Club.«
    »Jeden Tag?«
    »Ja. Außer am
     Wochenende.«
    »Können Sie ihn im
     Country Club erreichen?«
    »Nur im Notfall. Er hat
     es nicht gern, wenn er gestört wird.
    Aber wenn es sein muß,
     rufen wir an und fragen nach ihm. «
    »Und wann kommt er
     abends nach Hause?«
    »Manchmal früh und
     manchmal auch erst spät. Kann man nie vorher wissen.«
    »Nun, wir können
     uns morgen weiter darüber unterhalten, wenn es Ihnen paßt.«
    »Hm, klar. Ich denke
     schon.«
    »Vielleicht sollte ich
     Sie als Sekretärin engagieren, wenn wir schon mal dabei sind.«
    Sie kicherte. Nicht so verführerisch
     wie das Kichern, das ich durch die Import-Export-Tür gehört
     hatte. Zu kindlich.   
    »Macht es Ihnen was
     aus? Ich meine, wenn ich einfach so an Ihr Telefon gehe? Als es klingelte,
     dachte ich, es könnte vielleicht was Wichtiges sein.«
    »Nein, machen Sie nur.
     Kein Problem. Ich bin froh, daß Sie rangegangen sind.«
    »Ja, ich auch.«
    Und solchermaßen
     trennten wir uns.
    Zu meiner Erbauung suchte ich
     mir die Nummer des Broadland Country Clubs heraus.        
    »Entschuldigung, ist
     Leander Crystal zu sprechen?« Eine steife männliche Stimme
     antwortete leidenschaftslos und ohne zu zögern: »Mr. Crystal
     ist auf dem Golfplatz.«
    »Wäre es möglich,
     ihn ausrufen zu lassen? Es ist eine Frage von Leben und Tod.«
    »Wenn Sie Ihren Namen
     und Ihre Telefonnummer hinterlassen, sorge ich dafür, daß er
     Sie zurückruft, sobald er wieder reinkommt.«
    »Wie lange wird das
     dauern, bitte?«
    »Höchstens eine
     Stunde.«
    »Hm«, sagte ich
     leicht gereizt, »so wichtig ist es auch wieder nicht.« Und ich
     legte auf.
    Crystal kehrte wahrscheinlich
     in den Club zurück. Noch so ein Privileg der Reichen.
    Da es mir widerstrebte, einen
     Apparat im Stich zu lassen, der mich so reich belohnt hatte, wählte
     ich die Telefonnummer vom Aushang in der Lobby des Crystal- Geheimbüro-Gebäudes.
    Einen Augenblick später
     hatte ich Immobilien-Armor am Apparat und erfuhr, daß es zwei vorzügliche
     Büros gab, die zufällig letzte Woche frei geworden waren. Ich
     erkundigte mich nach der Miete, weil sich das so gehörte, und
     verabredete mit meinem Gesprächspartner einen Termin für den nächsten
     Vormittag.
    Zwanzig Büros, zwei
     davon frei, aber nur siebzehn auf der Anschlagtafel in der Halle als
     belegt ausgewiesen. Ich konnte darauf wetten, wessen Büro da fehlte.

19
    Auf dem Rückweg in die
     Stadt machte

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