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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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sind einfach nicht meine Stärke. Ich quälte mich
     mit der Entscheidung, ob ich die Sache noch einen weiteren Tag lang
     fortsetzen sollte. Das war es, was wirklich weh tat. Keine einfache
     Entschuldigung parat zu haben, um die Sache sausen zu lassen.
    Ich kann von Glück
     sagen, daß es außer dem Country Club in dieser Gegend nicht
     viel gab, sonst hätte ich ihn vielleicht verpaßt, als er
     herauskam. Ich hätte ihn auch sonst vielleicht verpaßt, wäre
     er nicht direkt an mir vorbei gefahren, zurück in Richtung Stadt. Er
     kam gerade rechtzeitig raus. Noch ein paar Minuten länger, und ich hätte
     etwas von dem Schlaf nachgeholt, den ich durch die Frühaufsteherei
     verloren hatte.
    Wir fuhren nach Osten und
     nach Süden, zurück in Richtung Stadt. Ich tippte aufs Büro.
     Das hat man dann von der Tipperei: Ich hätte beim Wechsel der
     Fahrspur fast einen Unfall gebaut, als er plötzlich nach rechts abbog
     - in Fahrtrichtung Süden auf die Capital. Natürlich muß
     man darauf gefaßt sein, daß ein Mensch möglicherweise
     irgendwo anders hinmöchte.   
    Also fuhren wir nach Süden.
     Und in mein abgestumpftes Hirn kroch wieder ein gewisses Maß an
     Interesse. Ich versuchte, es zu unterdrücken. Ich hasse Enttäuschungen.
     Vielleicht hatte er einen Zahnarzttermin. Vielleicht wählte er nur
     den landschaftlich schöneren Weg nach Hause, damit er seine Frau
     nicht mit dem Vater ihres Kindes im Bett erwischte.        
    Aber in den Süden der
     Stadt?
    Ich mag ihn zwar, weil ich
     dort aufgewachsen bin, das heißt genaugenommen im Südosten,
     aber er steht nicht gerade für das, was der Durchschnittsbürger
     als landschaftlich reizvoll empfindet.
    Wir fuhren weiter, die
     Capital runter, und kurvten dann über die McCarty auf die Madison hinüber.
     Es sah so aus, als verließen wir die Stadt; die Madison ist die
     Route 431 und führt nach Franklin. Auch eine schöne Stadt.
     Technisch gesehen waren wir auf der rechten Seite der Madison, die für
     eine Weile die Grenze der Stadt ist, vielleicht schon außerhalb der
     Stadt.
    Aber gerade noch rechtzeitig
     bog er ab. Wir waren noch in der Stadt, in der Nähe von etwas, das
     sich Southern Plaza nennt.
    Es war das erste Mal an
     diesem Tag, daß ich keine Probleme in puncto Langeweile hatte. Das
     mußte ja ein toller Zahnarzt sein, zu dem es ihn hier hinzog. Oder
     eine Zahnärztin. Ich war schon ganz gespannt auf ihre Haarfarbe.
    Von der Southern Plaza bogen
     wir nach links auf die Monkward Avenue ein, und einen halben Block weiter
     fuhr er auf den Parkplatz eines eingeschossigen Bürokomplexes.
    Als ich ihn auf den Parkplatz
     einbiegen sah, beschleunigte ich und fuhr an der Einfahrt vorbei. Bei der
     ersten Querstraße wendete ich, so schnell es mein altes Streitroß
     erlaubte, und katapultierte es geradezu den halben Block zurück zu
     Crystals neuem Bürogebäude. Er stieg gerade aus dem Wagen und
     ging auf die Eingangstür zu.
    Wenn ich ihn nicht aus dem
     Wagen hätte steigen sehen, hätte ich ihn nicht erkannt. Er trug
     eine Sonnenbrille und schritt unter einem frisch montierten, fülligen
     Haarschopf einher, der den größten Teil dessen bedeckte, was
     ich zuvor als seine Stirn identifiziert hätte.
    Ich parkte neben einem
     abgestellten Wagen auf der anderen Straßenseite, um mir das
     Spektakel anzusehen. Er betrat die Eingangshalle, und ich sah ihn noch
     nach rechts aus meinem Gesichtskreis verschwinden. Anschließend
     wartete ich ein paar Minuten ab, um zu sehen, ob er es sich nicht noch
     einmal anders überlegte, bevor ich mir selbst einen Parkplatz suchte.
     Und über die Straße ging. In der Halle hinter der Eingangstür
     fand ich eine üppige Vegetation aus Plastikbäumen und büschen
     vor. Leider fehlten ihr aber jegliche Sessel, in denen, oder Säulen,
     hinter denen man sich hätte verstecken können. Crystal war nach
     rechts gegangen, in den einzigen Korridor auf dieser Seite, der
     wahrscheinlich durch die gesamte Länge dieses Flügels lief. Ein
     zweiter, ähnlicher Korridor führte nach links.
    Ich ging wieder zurück
     nach draußen. Und marschierte in der Hoffnung, einen Blick auf
     Crystal erhaschen zu können, an den Fenstern rechts von der Eingangstür
     vorbei. Ich wollte wissen, in welchem Büro er war. Und versprach mir
     einen Hinweis darauf, was er dort trieb.
    Zu sehen bekam ich allerdings
     überhaupt nichts, obwohl bei den meisten Büros die Blenden
     offenstanden. Der Flügel war fünf

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