Wer viel fragt
Büros lang. Ich war mir
jetzt einigermaßen sicher, daß er in einem der Büros auf
der Rückseite des Gebäudes verschwunden sein mußte.
Ich ging um das Gebäude
herum, an einem Sturmzaun entlang, der in anderthalb oder zwei Meter
Entfernung von der rückwärtigen Gebäudeseite aufgestellt
war. Ich bog um die Ecke. Ohne die ganze Reihe Entlangzumarschieren,
konnte ich sehen, daß alle Blenden geschlossen waren - es war
Nachmittag, und die Fenster gingen nach Südwesten.
Ich ging zurück zum
Eingang und trat ein.
Keiner der Namen auf der
Übersichtstafel sagte mir etwas.
Größtenteils wohl
kleine Firmen. Eine Lehrervermittlung.
Ein Immobilienmakler. Und ein
paar mit Namen, die nichts preisgaben. Insgesamt zählte ich siebzehn.
Was einen Aushang erklärte, auf dem es hieß: »Büroraum
verfügbar. Günstige Mietpreise. Rundumservice.« Dahinter
stand eine Telefonnummer, die ich mir notierte. Sonst gab es nicht viel zu
tun. Die Warterei ging wieder los.
Crystal steckte da irgendwo
im rechten Flügel. Ich ging den linken hinunter und entschied mich für
ein Büro am Ende: »Die Import-Export-Experten Inc. Bitte vor
dem Eintreten anklopfen.«
Da stand ich also. Mein Plan
war einfach - ich wollte abwarten und feststellen, aus welchem Büro
Crystal kam. Ich schätzte, daß ich einigermaßen unverdächtig
wirken würde, wenn ich nur schnell genug in einem anderen Büro
untertauchen konnte.
Er blieb achtundvierzig
Minuten drin. Lange genug für mich, um festzustellen, daß die
Schlösser, die in dem Gebäude benutzt wurden, Braversweighs
waren und daß keines der Büros hier überwältigenden
Publikumsverkehr zu verzeichnen hatte.
Telefone klingelten,
Schreibmaschinen klapperten, aber solange ich dort stand, kam keine
Menschenseele, und es ging auch keine. Mir wurde einsam zumute.
Ich erfuhr allerdings, daß
ich in meinem Büro wenigstens ein weibliches Wesen mit sanfter, kühler
Stimme vorfinden würde.
Die letzten siebenundzwanzig
Minuten, die ich draußen vor ihrer Tür verharrte, hing sie an
der Strippe. Der Anruf war nicht direkt geschäftlich. Es war schon
eine ganze Zeit her, daß jemand so mit mir am Telefon gesprochen
hatte. Ich freute mich schon darauf, endlich zu ihr reinzugehen.
Um vier Uhr dreiunddreißig
kam Leander Crystal sonnenbebrillt und perückenbeschopft aus dem
vierten Büro auf der linken Seite des anderen Flügels. Während
er seine Tür mit einem Schlüssel abschloß, stürmte
ich zu der Import-ExportExpertin hinein. Ich klopfte nicht an. Es war
einfach nicht drin; meine Knöchel kriegen so leicht blaue Flecken.
Ich jagte der pummeligen Lady
am Telefon einen gehörigen Schrecken ein.
»Verdammt! Was wollen
Sie hier?« Dann sprach sie in etwas versöhnlicherem Ton in den
Hörer, den sie zwischen Schulter und Ohr geschmiegt hielt.
»Gerade ist so'n Blödmann
reingekommen, ohne anzuklopfen - ich ruf dich zurück.« Sie
legte auf, richtete sich aus ihrer kompromittierenden Position auf und
erkundigte sich mit bemerkenswertem Takt: »Was ist los, Mista, können
Sie nicht lesen? Da steht was von Anklopfen. Danach kommt man dann hier
rein! «
Ich ging zur Tür und zog
sie auf: »Oh, tatsächlich. Steht wirklich da. Herrjemine!«
sagte ich. »Tut mir furchtbar leid.«
»Was wollen Sie?«
»Ich wollte wissen, aus
welchen Ländern Sie importieren. «
»Wir können so
ziemlich von überall importieren. Was wollen Sie denn importiert
haben?«
»Briefmarken«,
sagte ich. »Ich hätte gern Briefmarken aus allen fremden Ländern,
an die Sie rankommen können.
Ich dachte, da Sie mit
fremden Ländern Geschäfte machen, hätten Sie vielleicht ein
paar ausländische Briefmarken für mich übrig. Ich könnte
Ihnen Geld dafür geben. Nicht viel, aber etwas.«
Sie lehnte sich in ihrem Bürostuhl
mit flexibler Rückenlehne zurück. »Jesus.« Sie rieb
sich mit der linken Hand die Schläfen.
Sie seufzte. »Sie sehen
nicht wie ein Briefmarkensammler aus.«
»Na ja, ich wollte
eigentlich versuchen, sie zu verkaufen. Das ist auch der Grund, warum ich
etwas bezahlen kann.«
»Tut mir leid, Mista.
Aber die Briefmarken, die wir hier kriegen, heben wir für die Kinder
vom Boss auf. Er ist morgen früh wieder da, wenn Sie noch mal
wiederkommen wollen.«
»Mach ich vielleicht.
Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe.«
Im Rausgehen sagte ich dann
noch: »Sie haben eine
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