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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Büros lang. Ich war mir
     jetzt einigermaßen sicher, daß er in einem der Büros auf
     der Rückseite des Gebäudes verschwunden sein mußte.
    Ich ging um das Gebäude
     herum, an einem Sturmzaun entlang, der in anderthalb oder zwei Meter
     Entfernung von der rückwärtigen Gebäudeseite aufgestellt
     war. Ich bog um die Ecke. Ohne die ganze Reihe Entlangzumarschieren,
     konnte ich sehen, daß alle Blenden geschlossen waren - es war
     Nachmittag, und die Fenster gingen nach Südwesten.
    Ich ging zurück zum
     Eingang und trat ein.
    Keiner der Namen auf der
     Übersichtstafel sagte mir etwas.
    Größtenteils wohl
     kleine Firmen. Eine Lehrervermittlung.
    Ein Immobilienmakler. Und ein
     paar mit Namen, die nichts preisgaben. Insgesamt zählte ich siebzehn.
     Was einen Aushang erklärte, auf dem es hieß: »Büroraum
     verfügbar. Günstige Mietpreise. Rundumservice.« Dahinter
     stand eine Telefonnummer, die ich mir notierte. Sonst gab es nicht viel zu
     tun. Die Warterei ging wieder los.
    Crystal steckte da irgendwo
     im rechten Flügel. Ich ging den linken hinunter und entschied mich für
     ein Büro am Ende: »Die Import-Export-Experten Inc. Bitte vor
     dem Eintreten anklopfen.«
    Da stand ich also. Mein Plan
     war einfach - ich wollte abwarten und feststellen, aus welchem Büro
     Crystal kam. Ich schätzte, daß ich einigermaßen unverdächtig
     wirken würde, wenn ich nur schnell genug in einem anderen Büro
     untertauchen konnte.
    Er blieb achtundvierzig
     Minuten drin. Lange genug für mich, um festzustellen, daß die
     Schlösser, die in dem Gebäude benutzt wurden, Braversweighs
     waren und daß keines der Büros hier überwältigenden
     Publikumsverkehr zu verzeichnen hatte.
    Telefone klingelten,
     Schreibmaschinen klapperten, aber solange ich dort stand, kam keine
     Menschenseele, und es ging auch keine. Mir wurde einsam zumute.
    Ich erfuhr allerdings, daß
     ich in meinem Büro wenigstens ein weibliches Wesen mit sanfter, kühler
     Stimme vorfinden würde.
    Die letzten siebenundzwanzig
     Minuten, die ich draußen vor ihrer Tür verharrte, hing sie an
     der Strippe. Der Anruf war nicht direkt geschäftlich. Es war schon
     eine ganze Zeit her, daß jemand so mit mir am Telefon gesprochen
     hatte. Ich freute mich schon darauf, endlich zu ihr reinzugehen.
    Um vier Uhr dreiunddreißig
     kam Leander Crystal sonnenbebrillt und perückenbeschopft aus dem
     vierten Büro auf der linken Seite des anderen Flügels. Während
     er seine Tür mit einem Schlüssel abschloß, stürmte
     ich zu der Import-ExportExpertin hinein. Ich klopfte nicht an. Es war
     einfach nicht drin; meine Knöchel kriegen so leicht blaue Flecken.
    Ich jagte der pummeligen Lady
     am Telefon einen gehörigen Schrecken ein.
    »Verdammt! Was wollen
     Sie hier?« Dann sprach sie in etwas versöhnlicherem Ton in den
     Hörer, den sie zwischen Schulter und Ohr geschmiegt hielt.
    »Gerade ist so'n Blödmann
     reingekommen, ohne anzuklopfen - ich ruf dich zurück.« Sie
     legte auf, richtete sich aus ihrer kompromittierenden Position auf und
     erkundigte sich mit bemerkenswertem Takt: »Was ist los, Mista, können
     Sie nicht lesen? Da steht was von Anklopfen. Danach kommt man dann hier
     rein! «
    Ich ging zur Tür und zog
     sie auf: »Oh, tatsächlich. Steht wirklich da. Herrjemine!«
     sagte ich. »Tut mir furchtbar leid.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte wissen, aus
     welchen Ländern Sie importieren. «
    »Wir können so
     ziemlich von überall importieren. Was wollen Sie denn importiert
     haben?«
    »Briefmarken«,
     sagte ich. »Ich hätte gern Briefmarken aus allen fremden Ländern,
     an die Sie rankommen können.
    Ich dachte, da Sie mit
     fremden Ländern Geschäfte machen, hätten Sie vielleicht ein
     paar ausländische Briefmarken für mich übrig. Ich könnte
     Ihnen Geld dafür geben. Nicht viel, aber etwas.«
    Sie lehnte sich in ihrem Bürostuhl
     mit flexibler Rückenlehne zurück. »Jesus.« Sie rieb
     sich mit der linken Hand die Schläfen.
    Sie seufzte. »Sie sehen
     nicht wie ein Briefmarkensammler aus.«
    »Na ja, ich wollte
     eigentlich versuchen, sie zu verkaufen. Das ist auch der Grund, warum ich
     etwas bezahlen kann.«
    »Tut mir leid, Mista.
     Aber die Briefmarken, die wir hier kriegen, heben wir für die Kinder
     vom Boss auf. Er ist morgen früh wieder da, wenn Sie noch mal
     wiederkommen wollen.«
    »Mach ich vielleicht.
     Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe.«
    Im Rausgehen sagte ich dann
     noch: »Sie haben eine

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