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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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anfordern.«
    »Vielleicht kriege ich
     einen Betrug für dich. Und alles, was ich kriege, gehört dir.«
    »Du führst mich
     wirklich in Versuchung.« Er seufzte. »Wie dem auch sei, es
     wird auf jeden Fall interessant festzustellen, ob irgend jemand überhaupt
     merkt, worum ich da bitte.«
    »Und ich brauche auch
     die Filme, die ich heute nacht verschossen habe.«
    »Dachte ich mir schon.
     Kannst du nicht kriegen.«
    »Ich muß sie
     haben.«
    »Ich werde sehen, was
     sich machen läßt. Aber verlaß dich nicht zu fest darauf.«
    Ich ging still und leise von
     dannen. Zu meinem nächtlichen Ruhelager.
    Gegen ein Uhr morgens tätigte
     ich den mir zustehenden Anruf. Ein Privileg, das mir Taube Nuß, der
     Diensthabende, schließlich und endlich gewährte. Ich war
     langsam ziemlich sauer. Miller hatte mich identifiziert, aber seine
     Schicht war kurz nach Mitternacht zu Ende. Man hatte mich nicht bei
     irgendwelchen Gewalttätigkeiten erwischt. Ich dachte, sie könnten
     mich aufgrund einer schriftlichen Verpflichtung meinerseits entlassen.
     Taube Nuß ließ sich auf nichts ein.
    Wie um sein offensichtliches
     Unvermögen, mir zu vertrauen obwohl Miller sich für mich verbürgt
     hatte -, wettzumachen, kam Nüßchen wohl zu dem Schluß,
     das ich mit einem einzigen Telefonanruf der Gesellschaft kaum dauerhaften
     Schaden zufügen konnte. Also gab er mir sein Telefon. Ist ihm
     wirklich sauer angekommen, das muß ich sagen. Er wollte mich nicht
     gehen sehen.
    Womit ich ein Problem am Hals
     hatte. Ich konnte mich auf die Kaution am Morgen verlassen, aber ich
     konnte von meiner Mutter wohl kaum erwarten, daß sie mitten in der
     Nacht zum Kittchen gerannt kam. Wenn ein Kind siebenunddreißig ist,
     kennt die Mutterliebe gewisse Grenzen.
    Ich konnte meinen Anwalt
     anrufen, aber ich hatte ihm nichts zu sagen, was nicht warten konnte.
    Also beschloß ich, die
     nächtliche Gastfreundschaft der Stadt anzunehmen. Die
     Kautionssheriffs kann ich ohnehin nicht riechen, genausowenig wie ihre
     zehn Prozent Provision, die ich sowieso nicht dabeihatte.
    Womit mir immer noch ein
     Telefongespräch zustand, das ich, so wahr ich Albert Samson hieß,
     nicht verschwenden würde. Ich beschloß, es auf mein
     zweitwichtigstes Bedürfnis zu verwenden - die Nächte im Gefängnis
     sind ziemlich lang.
    »Haben Sie ein
     Telefonbuch?« fragte ich meinen fröhlichen Cop.
    »Scheiße«,
     sagte er, »Sie meinen, so'n schräger Vo gel wie Sie kennt nicht
     mal die Telefonnummer seines Sprachrohrs auswendig?«
    Schaudernd nahm ich das
     Telefonbuch in Empfang. Seine Ausdrucksweise hatte was. Ein alter
     Kinoausdruck wie ›Sprachrohr‹ in unmittelbarer Nähe
     eines rührenden Erstkläßlerworts wie ›auswendig‹.
    Ich schlug das Telefonbuch
     auf. Das Polizeirevier und das Gefängnis gegenüber, auf der
     anderen Straßenseite, liegen in meinem Territorium. Ich kann von zu
     Hause aus zu Fuß hin. Ich kenne mich hier aus. Ich suchte die Nummer
     des von mir bevorzugten, die ganze Nacht geöffneten Hähnchengrills,
     wählte und holte tief Luft.
    »Würden Sie bitte
     ein ganzes Hähnchen und eine Portion Pommes frites ins Stadtgefängnis
     liefern? Die Bestellung geht auf den Namen Duck, D. Duck.«
    Das gab Nüßchen
     endgültig den Rest. Er schlug mir mit dem Handrücken ins
     Gesicht; er warf mir den Blick zu, der eigens für Leute reserviert
     war, die sein Telefon schänden.
    Ich lachte innerlich, lachte
     den ganzen Weg hinüber auf die andere Straßenseite.
    Das Gefängnis ist nicht
     direkt ein gemütlicher Ort, aber wenn man weiß, was einen
     erwartet, und wenn man ein gewisses Maß emotionaler Reserven hat, können
     einem ein oder zwei Nächte nicht viel anhaben. Ich würde Ihnen
     empfehlen, so viel zu schlafen wie möglich. Das ist zweifellos die
     schnellste Art und Weise, die Zeit rumzukriegen.
    Es war zwar nicht direkt das
     erste Mal, daß ich im Gefängnis von Indianapolis landete. Aber
     ich war lange nicht mehr dagewesen. Es hatte sich nicht im mindesten verändert.
     Sie müßten da wirklich noch mal einen Dekorateur verhaften.
    Mein Hähnchen habe ich
     übrigens nie bekommen.

21
    Miller kam eigens wegen mir
     um halb elf auf einen Sprung vorbei. Das war das Netteste, was jemand seit
     einer ganzen Weile für mich getan hatte. Es bedeutete, daß er
     mich nicht vergessen hatte.
    Er ist in der High School mit
     mir in die gleiche Klasse gegangen. Aber ich habe ihn erst gegen Ende des
     Sommers nach unserem

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