Wer viel fragt
oft ich darauf herumgeritten hatte, daß er nun
schon seit neun Jahren als Sergeant festsaß. Sieh die Sache doch mal
so, hatte er dann immer erwidert, ich bin der dienstälteste Sergeant
bei der ganzen stinkenden Truppe hier. »Donald Duck, wie? Keine
Ausweise. Ich schätze, du hast damit gerechnet, daß sie dich
schnappen.«
»Nicht direkt damit
gerechnet. Es war nur eine Schutzmaßnahme, für den Notfall. Ich
bin noch nie unter meinem richtigen Namen hopsgegangen. Nicht seit meiner
Jugend. Ist sehr nützlich für die Lizenz.«
»In diesem Fall bin ich
mir, was die Lizenz betrifft, nicht so sicher. Worauf zum Teufel hast du
es eigentlich abgesehen?«
»Ich versuche ein paar
Geheimnisse aufzudecken.«
»Geheimnisse, die was
mit Anatomie zu tun haben?«
»Geheimnisse, die was
mit dem Burschen zu tun haben, der dieses Büro mietet. Sehr tiefgründig,
sehr dunkel.«
»Klingt, als läge
das ganz auf meiner Linie.«
Wir tauschten ein Lächeln.
Wenn ich meine jüngste Vergangenheit mit meinen unmittelbaren
Zukunftsaussichten verglich, konnte ich ganz zufrieden sein.
»Du machst immer noch
Nachtschicht, wie ich sehe.«
»Ja. Besser als Streife
gehen. Aber man lebt nicht gerade auf der Sonnenseite. Ich kriege all die
Sachen auf den Schreibtisch, die alle anderen durchgeschoben haben, weil
keiner sie will.
Niemals eine Chance auf was
wirklich Großes. Ich werde auf ewig hier festsitzen, wenn ich nicht
rein zufällig über was Großes stolpere. Drogen in einem
Skistock oder so was.«
»Oder in einem
Hockerbein«, sagte ich.
Er sah mich scharf an.
»Was weißt du über einen Hocker?«
Ich seufzte. »Du hast
ihn nicht zufällig da, oder?«
Er stand auf und trat an
einen Schrank. Und kam mit einem mir überaus vertrauten Hocker zurück.
»Hat jemand im Büro einer Arztpraxis der Nordstadt als
Visitenkarte hinterlassen.«
»Ich habe diesen Hocker
im Leben noch nicht gesehen.«
»Keine Medikamente
gestohlen und auch sonst nichts. Keine Fingerabdrücke. Wir haben ihm
gesagt, er soll sich nicht aufregen. Na ja, all diese Einbruchsfälle
landen bei mir.«
»Ich habe diesen Hocker
noch nie im Leben gesehen«, sagte ich. »Aber ich könnte
gut einen gebrauchen, falls niemand Anspruch drauf erhebt. Wenn's soweit
ist, denk bitte an mich.«
Er setzte sich und schüttelte
den Kopf. Mehr über sich selbst als über mich. Dann hielt er
mein Haftprotokoll hoch. »Also, was fangen wir damit an? Kannst du
mir irgend 'ne wahre Geschichte erzählen, damit ich so tun kann, als
hätte ich die Sache aus dir rausgeprügelt? Wäre ganz gut für
meinen Ruf hier.«
»Wer mietet das Büro?«
»Ein Bursche namens
Ames, sagt jedenfalls die Nachtwache.
Ist das der Bursche, hinter
dem du her bist?«
»Schätze, ja.
Verrate ihnen meinen richtigen Namen und verschaff mir ein Telefongespräch.«
»Ist das alles, was du
von mir willst?« Jetzt hatte mich die scharfe Klinge der Ironie voll
erwischt. Ich zahlte es ihm heim; ich lebe erst richtig auf, wenn man mir
ironisch kommt.
»Nein, ich will
Informationen. Ich will die Armeedokumente über einen Leander Crystal
und alle polizeilichen Aufzeichnungen über ihn aus Ames in Iowa.
Kannst du dir diesen Namen merken?«
»Kann ich. Und du bist
ganz sicher, daß ich sonst nichts für dich tun kann?« Ich
spürte den Sarkasmus, aber ich ignorierte ihn.
»Wenn du mich nicht
gleich rausboxen kannst, ruf bitte meine Mutter an und sag ihr, sie soll
mich morgen früh auf Kaution rausholen.«
Wenn wir nicht in seinem
eigenen Büro gewesen wären, hätte er mir vor die Füße
gespuckt. Miller ist ein guter Spucker. »Jetzt denk mal scharf nach«,
sagte er. »Ganz sicher, daß es sonst nichts gibt, was ich für
dich tun kann?«
Also lehnte ich mich zurück
und dachte nach. »Außerdem die Armeeakten über Windom,
Sellman und Joshua Graham.« Ich wollte feststellen, ob Crystal
wirklich beim selben Haufen gewesen war wie Joshua. »Ich schreib dir
die Namen auf.« Ich schrieb sie auf. Er wartete geduldig. Bei näherem
Nachdenken glaube ich, die Sache interessierte ihn.
»Gibt's sonst noch was,
was du mir erzählen möchtest?«
»Nein.«
»Möchtest du mir
vielleicht erzählen, was ich von der ganzen Sache habe? Du weißt,
ich kann nicht einfach irgendwo reinspazieren und ohne den Schimmer eines
Grundes irgendwelche Armeeunterlagen
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