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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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oft ich darauf herumgeritten hatte, daß er nun
     schon seit neun Jahren als Sergeant festsaß. Sieh die Sache doch mal
     so, hatte er dann immer erwidert, ich bin der dienstälteste Sergeant
     bei der ganzen stinkenden Truppe hier. »Donald Duck, wie? Keine
     Ausweise. Ich schätze, du hast damit gerechnet, daß sie dich
     schnappen.«        
    »Nicht direkt damit
     gerechnet. Es war nur eine Schutzmaßnahme, für den Notfall. Ich
     bin noch nie unter meinem richtigen Namen hopsgegangen. Nicht seit meiner
     Jugend. Ist sehr nützlich für die Lizenz.«
    »In diesem Fall bin ich
     mir, was die Lizenz betrifft, nicht so sicher. Worauf zum Teufel hast du
     es eigentlich abgesehen?«
    »Ich versuche ein paar
     Geheimnisse aufzudecken.«
    »Geheimnisse, die was
     mit Anatomie zu tun haben?«
    »Geheimnisse, die was
     mit dem Burschen zu tun haben, der dieses Büro mietet. Sehr tiefgründig,
     sehr dunkel.«
    »Klingt, als läge
     das ganz auf meiner Linie.«
    Wir tauschten ein Lächeln.
     Wenn ich meine jüngste Vergangenheit mit meinen unmittelbaren
     Zukunftsaussichten verglich, konnte ich ganz zufrieden sein.
    »Du machst immer noch
     Nachtschicht, wie ich sehe.«
    »Ja. Besser als Streife
     gehen. Aber man lebt nicht gerade auf der Sonnenseite. Ich kriege all die
     Sachen auf den Schreibtisch, die alle anderen durchgeschoben haben, weil
     keiner sie will.
    Niemals eine Chance auf was
     wirklich Großes. Ich werde auf ewig hier festsitzen, wenn ich nicht
     rein zufällig über was Großes stolpere. Drogen in einem
     Skistock oder so was.«
    »Oder in einem
     Hockerbein«, sagte ich.
    Er sah mich scharf an.
     »Was weißt du über einen Hocker?«
    Ich seufzte. »Du hast
     ihn nicht zufällig da, oder?«
    Er stand auf und trat an
     einen Schrank. Und kam mit einem mir überaus vertrauten Hocker zurück.
     »Hat jemand im Büro einer Arztpraxis der Nordstadt als
     Visitenkarte hinterlassen.«
    »Ich habe diesen Hocker
     im Leben noch nicht gesehen.«
    »Keine Medikamente
     gestohlen und auch sonst nichts. Keine Fingerabdrücke. Wir haben ihm
     gesagt, er soll sich nicht aufregen. Na ja, all diese Einbruchsfälle
     landen bei mir.«
    »Ich habe diesen Hocker
     noch nie im Leben gesehen«, sagte ich. »Aber ich könnte
     gut einen gebrauchen, falls niemand Anspruch drauf erhebt. Wenn's soweit
     ist, denk bitte an mich.«
    Er setzte sich und schüttelte
     den Kopf. Mehr über sich selbst als über mich. Dann hielt er
     mein Haftprotokoll hoch. »Also, was fangen wir damit an? Kannst du
     mir irgend 'ne wahre Geschichte erzählen, damit ich so tun kann, als
     hätte ich die Sache aus dir rausgeprügelt? Wäre ganz gut für
     meinen Ruf hier.«
    »Wer mietet das Büro?«
    »Ein Bursche namens
     Ames, sagt jedenfalls die Nachtwache.
    Ist das der Bursche, hinter
     dem du her bist?«
    »Schätze, ja.
     Verrate ihnen meinen richtigen Namen und verschaff mir ein Telefongespräch.«
    »Ist das alles, was du
     von mir willst?« Jetzt hatte mich die scharfe Klinge der Ironie voll
     erwischt. Ich zahlte es ihm heim; ich lebe erst richtig auf, wenn man mir
     ironisch kommt.
    »Nein, ich will
     Informationen. Ich will die Armeedokumente über einen Leander Crystal
     und alle polizeilichen Aufzeichnungen über ihn aus Ames in Iowa.
     Kannst du dir diesen Namen merken?«
    »Kann ich. Und du bist
     ganz sicher, daß ich sonst nichts für dich tun kann?« Ich
     spürte den Sarkasmus, aber ich ignorierte ihn.
    »Wenn du mich nicht
     gleich rausboxen kannst, ruf bitte meine Mutter an und sag ihr, sie soll
     mich morgen früh auf Kaution rausholen.«
    Wenn wir nicht in seinem
     eigenen Büro gewesen wären, hätte er mir vor die Füße
     gespuckt. Miller ist ein guter Spucker. »Jetzt denk mal scharf nach«,
     sagte er. »Ganz sicher, daß es sonst nichts gibt, was ich für
     dich tun kann?«
    Also lehnte ich mich zurück
     und dachte nach. »Außerdem die Armeeakten über Windom,
     Sellman und Joshua Graham.« Ich wollte feststellen, ob Crystal
     wirklich beim selben Haufen gewesen war wie Joshua. »Ich schreib dir
     die Namen auf.« Ich schrieb sie auf. Er wartete geduldig. Bei näherem
     Nachdenken glaube ich, die Sache interessierte ihn.
    »Gibt's sonst noch was,
     was du mir erzählen möchtest?«
    »Nein.«
    »Möchtest du mir
     vielleicht erzählen, was ich von der ganzen Sache habe? Du weißt,
     ich kann nicht einfach irgendwo reinspazieren und ohne den Schimmer eines
     Grundes irgendwelche Armeeunterlagen

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