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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Abschluß kennengelernt. Es war ein Samstag, und
     ich hatte nach einem Film im Vogue von einem Parkplatz am Broad Ripple ein
     Cabrio geklaut. Ich fuhr ohne bestimmtes Ziel über den Westfield
     Boulevard und sah ihn als Anhalter am Straßenrand stehen. Ich wußte,
     daß ich ihn schon mal irgendwo gesehen hatte. Also hielt ich an und
     nahm ihn mit. Er war bei einem Basketballspiel in der North Central
     gewesen. Wir kamen ins Gespräch. Er sollte in ein paar Tagen als
     Werfer gegen eins der Teams spielen und hatte nichts anderes zu tun.
    Wir stellten fest, daß
     wir einige gemeinsame Interessen hatten. Wie zum Beispiel die Erkundung
     fremder Gegenden.
    Wir beschlossen, eine
     Spritztour zu machen. Wir fuhren dieses verdammte Auto ungefähr
     hundertfünfzig Meilen weit.
    Rauf nach Kokomo und durch
     Muncie, um den ganzen Nordosten der Stadt herum, bis uns kurz vor
     Oaklandon das Benzin ausging. Von Oaklandon gingen wir zu Fuß zurück
     in die Stadt. Zehn Meilen. So was schweißt die Leute zusammen.
    Egal, wie verschieden man
     ist, wenn man sich kennenlernt, und welche Wege man einschlägt,
     nachdem man sich getrennt hat, anschließend hat man ein Gefühl
     von Zusammengehörigkeit, das man nie wieder vergißt.
    Er hatte meine Mutter für
     mich angerufen, und als ich aufgerufen wurde, war sie bereits dagewesen
     und schon wieder verschwunden, aber nicht ohne die fünfhundert Dollar
     Kaution zu hinterlassen.   
    Gegen elf Uhr fünfundvierzig
     war ich in Millers Büro. Er gab mir einen dicken Briefumschlag voller
     Bilder. Abzüge von den Filmrollen, die ich letzte Nacht verschossen
     hatte. »Ich habe mir deinen Fall noch mal angesehen«, sagte
     er. »Könnte sein, daß du diese Bilder brauchst, um eine
     vernünftige Verteidigung aufzubauen.« Ich lächelte.
     »Wetten, daß die vom Labor begeistert waren?«
    »Ich habe Sie gestern
     nacht vor Schwierigkeiten bewahrt.
    Wenn Sie nur rumsitzen und
     die ganze Zeit Shakespeare lesen, kommen Sie bloß auf unanständige
     Gedanken.«        
    Wir plauderten noch ein
     Weilchen, und dann erzählte er mir von Crystals Anwalt. »Dieser
     Bursche, Ames. Sein Anwalt hat sich anscheinend den ganzen Morgen hier
     herumgetrieben, um rauszufinden, so viel er konnte.«
    »Was hat er
     rausgefunden?«
    »Zu guter Letzt deinen
     Namen. Sonst nicht viel, was er nicht schon vorher wußte. Wann man
     dich erwischt hat und wobei. Er will die Bilder und redet geschwollenes
     Zeug von wegen strafrechtlicher Verfolgung. Übrigens haben sie dir
     jetzt auch den Besitz von Einbruchswerkzeug ins Anklageprotokoll
     geschrieben. Dachte, das wüßtest du gerne. Sie haben deinen
     Wagen bei diesem Geschäftszentrum gefunden. Er steht auf dem
     Abstellplatz. Und du stehst mit dreißig Mäusen in der Kreide.
    Abschleppgebühren plus
     Parkticket für die ganze Nacht.«
    Diese Nachricht tat ich mit
     einem Achselzucken ab. Ich wollte in die Gänge kommen, aber ich hatte
     schließlich eine ganze Nacht Zeit gehabt, über meine
     Erfahrungen nachzudenken. »Noch was. Kannst du mir sagen, was für
     Probleme der Diensthabende von gestern nacht hat?«
    »Ja. Seine Alte hat ihm
     den Laufpaß gegeben. Ist abgehauen.
    Nach dreiundzwanzig Jahren.
     Er weiß nicht, wohin. Jeden Abend, wenn er reinkommt, sieht er die
     Vermißtenanzeigen durch.«
    »Er springt ganz schön
     rauh mit den Leuten um, die er einbuchtet.«
    »Ja, aber das Leben ist
     ja auch ganz schön rauh mit ihm umgesprungen.« Herzensgut,
     dieser Miller, einfach zu weich, um sich doch noch nach oben zu boxen.
     Aber ein guter Mann.
    Mir selbst fiel es immer noch
     schwer, für diesen traurigen Trottel von einem Sergeant Sympathie
     aufzubringen.
    »Du solltest jetzt
     besser gehen«, sagte er. »Ich muß nach Hause. Mein
     Dienst fängt erst um vier Uhr an, du weißt ja.«
    »Ich weiß«,
     sagte ich. Und wußte es wirklich.

22
    Ohne Geld in der Tasche,
     beschloß ich, zu Fuß nach Hause zu gehen und den Wagen sich
     selbst zu überlassen. Ich ging bei meiner Bank vorbei und überredete
     sie dort, mir zu erlauben, einen ihrer Schecks zu benutzen, um etwas von
     meinem eigenen Geld abzuheben.
    Ich holte mir hundert Dollar.
     Autoauslösegeld, wenn ich schließlich dazu käme, plus ein
     kleiner Notgroschen für alle Fälle.
    Dann kaufte ich die stärkste
     Lupe, die ich schnell auftreiben konnte, und nahm im Vorbeigehen ein
     ganzes Huhn mit einer doppelten Portion Pommes frites mit. Im Büro
     verabredete ich

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