Wer viel fragt
Tochter bekommen und der Sache ein Ende gemacht,
weil Sie dem Druck nicht standhalten konnten. Vor sieben Jahren sind Sie
hierher zurückgekommen, haben sich eine Detektivlizenz erteilen
lassen und leben seither von diesem Job und verschiedenen anderen
Unternehmungen. Ihre Mutter lebt noch und betreibt Bud's Dugout. Der Laden
gehört ihr. Das Geld dazu ist wahrscheinlich ein Überbleibsel
aus Ihren besseren Tagen gewesen. Ich bin heute hergekommen, um
herauszufinden, was Sie gestern nacht in meinem Büro zu suchen
hatten.«
»In Ihrem Geheimbüro«,
sagte ich und fand meine Bemerkung selbst engstirnig.
»In meinem Geheimbüro.
Aber ich glaube, Ihre Notiz hat mein Rätsel schon gelöst. Außerdem
wollte ich wissen, wer Sie auf die Sache angesetzt hat; das hat Eloise mir
gesagt. Jetzt will ich wissen, wieviel Sie wissen. Das können Sie mir
sagen.«
»Ach?« Ich
versuchte verzweifelt, mich auf den neuen Stand der Dinge einzustellen.
»Versuchen Sie nicht,
sich auf die Privatsphäre Ihrer Klientin herauszureden. Eloise gibt
Ihnen die Erlaubnis zu sprechen.
Ganz abgesehen von den
Tatsachen, daß sie minderjährig ist und daß ich ihr Vater
bin. Was, frage ich noch einmal, was glauben Sie zu wissen?« Er
verlor die Geduld. Ich beschloß, ihm eine der Versionen zu gönnen,
die zu den Dingen, die ich wußte, paßte.
»Ich weiß, daß
Sie nicht ihr echter Vater sind. Ich weiß, daß sie in
Frankreich empfangen wurde, und ich glaube, ihr Vater war ein Mann namens
Jacques Chaulet, an den Sie zwanzigtausend Dollar für geleistete
Dienste gezahlt haben.«
Diese Mitteilung erstaunte
ihn leicht, aber er erholte sich schnell.
»Warum hätte ich
das tun sollen?«
»Damit Sie und Ihre
Frau der Klausel in Estes Grahams Testament entsprechend erben konnten.
Dazu mußten Sie ein gesundes, ehelich geborenes Kind haben. Ich
glaube, Sie haben herausgefunden, daß Sie steril sind.« Unter
den gegebenen Umständen war es einen Versuch wert.
Wir schwiegen gemeinsam,
musterten einander aufmerksam.
Es war die Art von
Augenblick, die jemand, der plötzlich bei uns hereingeplatzt wäre,
komisch gefunden hätte. Wir fanden es nicht komisch.
Ich wartete darauf, daß
er etwas sagte. Er wartete auch. Daß ich etwas sagte. »Sprechen
Sie weiter«, sagte er.
Weitersprechen? Ich wünschte,
das hätte ich gekonnt. Er verriet mir nur, was ich bereits wußte
- daß da noch mehr dahintersteckte. Aber ich schätzte, daß
das, was ich ihm verraten hatte, genügte, um mir etwas Aufmerksamkeit
zu verschaffen.
Das mußte es einfach.
Oder nicht? Ich war beinahe froh, daß er gekommen war.
Ich machte auf cool. »Was
brauche ich mehr? Alles, was ich hinzufügen kann, ist, daß sich
eine Kopie dieser Informationen und Anweisungen darüber, wie damit zu
verfahren ist, an einem sicheren Ort befinden. Also kommen Sie nicht auf
dumme Gedanken.«
Daraufhin schossen seine
Augenbrauen in die Höhe und schoben sieben Falten über seine
ausladende Stirn. Er seufzte den Seufzer eines reichen Mannes für
dumme Angestellte.
»Wenn Sie glauben, ich
würde Ihnen um Geldes willen oder um Sie zum Schweigen zu bringen,
etwas antun, sind Sie den Illusionen Ihres Berufs erlegen.«
Eine Abfuhr, aber sie
funktionierte. Er gab mir das Gefühl, ein Idiot zu sein, weil ich
mich in Gefahr wähnte. Aber zum Teufel damit, das hier war immerhin
mein Büro und mein Stuhl.
Es entstand eine neuerliche,
wenn auch kürzere Pause, nach der er sich erhob. »Okay«,
sagte er, »bitte lassen Sie dieses Projekt für heute ruhen. Sie
werden noch von mir hören.« Damit spazierte er hinaus. Mit dem
Gang eines selbstsicheren Mannes, der wußte, was er wollte, wußte,
wie er es bekam, und wußte, wie er es festhalten konnte. Alles,
woran es mir mangelte.
Nachdem ich zwei Stunden lang
dagesessen hatte, ohne Schnaps, dämmerte mir langsam, was hier
eigentlich vorging.
Warum ich das Gefühl
hatte, dem Tode nahe zu sein.
Ich hatte in meiner eigenen
kleinen Welt der Illusionen herumgehampelt. Zufällig war ich mit der
richtigen Welt zusammengestoßen, und der freundliche Herr war
hergekommen, um mich wieder aufs richtige Gleis zu bringen.
Ich hatte gedacht, ich sei
eine ziemlich große Nummer. Ich hatte gedacht, mir stünden große
Zeiten ins Haus. Jetzt hatte ich das Gefühl, überhaupt nichts zu
sein.
Ich hatte einen
Frontalzusammenstoß
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