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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Tochter bekommen und der Sache ein Ende gemacht,
     weil Sie dem Druck nicht standhalten konnten. Vor sieben Jahren sind Sie
     hierher zurückgekommen, haben sich eine Detektivlizenz erteilen
     lassen und leben seither von diesem Job und verschiedenen anderen
     Unternehmungen. Ihre Mutter lebt noch und betreibt Bud's Dugout. Der Laden
     gehört ihr. Das Geld dazu ist wahrscheinlich ein Überbleibsel
     aus Ihren besseren Tagen gewesen. Ich bin heute hergekommen, um
     herauszufinden, was Sie gestern nacht in meinem Büro zu suchen
     hatten.«        
    »In Ihrem Geheimbüro«,
     sagte ich und fand meine Bemerkung selbst engstirnig.
    »In meinem Geheimbüro.
     Aber ich glaube, Ihre Notiz hat mein Rätsel schon gelöst. Außerdem
     wollte ich wissen, wer Sie auf die Sache angesetzt hat; das hat Eloise mir
     gesagt. Jetzt will ich wissen, wieviel Sie wissen. Das können Sie mir
     sagen.«
    »Ach?« Ich
     versuchte verzweifelt, mich auf den neuen Stand der Dinge einzustellen.
    »Versuchen Sie nicht,
     sich auf die Privatsphäre Ihrer Klientin herauszureden. Eloise gibt
     Ihnen die Erlaubnis zu sprechen.
    Ganz abgesehen von den
     Tatsachen, daß sie minderjährig ist und daß ich ihr Vater
     bin. Was, frage ich noch einmal, was glauben Sie zu wissen?« Er
     verlor die Geduld. Ich beschloß, ihm eine der Versionen zu gönnen,
     die zu den Dingen, die ich wußte, paßte.
    »Ich weiß, daß
     Sie nicht ihr echter Vater sind. Ich weiß, daß sie in
     Frankreich empfangen wurde, und ich glaube, ihr Vater war ein Mann namens
     Jacques Chaulet, an den Sie zwanzigtausend Dollar für geleistete
     Dienste gezahlt haben.«
    Diese Mitteilung erstaunte
     ihn leicht, aber er erholte sich schnell.
    »Warum hätte ich
     das tun sollen?«
    »Damit Sie und Ihre
     Frau der Klausel in Estes Grahams Testament entsprechend erben konnten.
     Dazu mußten Sie ein gesundes, ehelich geborenes Kind haben. Ich
     glaube, Sie haben herausgefunden, daß Sie steril sind.« Unter
     den gegebenen Umständen war es einen Versuch wert.
    Wir schwiegen gemeinsam,
     musterten einander aufmerksam.
    Es war die Art von
     Augenblick, die jemand, der plötzlich bei uns hereingeplatzt wäre,
     komisch gefunden hätte. Wir fanden es nicht komisch.
    Ich wartete darauf, daß
     er etwas sagte. Er wartete auch. Daß ich etwas sagte. »Sprechen
     Sie weiter«, sagte er.
    Weitersprechen? Ich wünschte,
     das hätte ich gekonnt. Er verriet mir nur, was ich bereits wußte
     - daß da noch mehr dahintersteckte. Aber ich schätzte, daß
     das, was ich ihm verraten hatte, genügte, um mir etwas Aufmerksamkeit
     zu verschaffen.
    Das mußte es einfach.
     Oder nicht? Ich war beinahe froh, daß er gekommen war.
    Ich machte auf cool. »Was
     brauche ich mehr? Alles, was ich hinzufügen kann, ist, daß sich
     eine Kopie dieser Informationen und Anweisungen darüber, wie damit zu
     verfahren ist, an einem sicheren Ort befinden. Also kommen Sie nicht auf
     dumme Gedanken.«
    Daraufhin schossen seine
     Augenbrauen in die Höhe und schoben sieben Falten über seine
     ausladende Stirn. Er seufzte den Seufzer eines reichen Mannes für
     dumme Angestellte.
    »Wenn Sie glauben, ich
     würde Ihnen um Geldes willen oder um Sie zum Schweigen zu bringen,
     etwas antun, sind Sie den Illusionen Ihres Berufs erlegen.«
    Eine Abfuhr, aber sie
     funktionierte. Er gab mir das Gefühl, ein Idiot zu sein, weil ich
     mich in Gefahr wähnte. Aber zum Teufel damit, das hier war immerhin
     mein Büro und mein Stuhl.
    Es entstand eine neuerliche,
     wenn auch kürzere Pause, nach der er sich erhob. »Okay«,
     sagte er, »bitte lassen Sie dieses Projekt für heute ruhen. Sie
     werden noch von mir hören.« Damit spazierte er hinaus. Mit dem
     Gang eines selbstsicheren Mannes, der wußte, was er wollte, wußte,
     wie er es bekam, und wußte, wie er es festhalten konnte. Alles,
     woran es mir mangelte.
    Nachdem ich zwei Stunden lang
     dagesessen hatte, ohne Schnaps, dämmerte mir langsam, was hier
     eigentlich vorging.
    Warum ich das Gefühl
     hatte, dem Tode nahe zu sein.
    Ich hatte in meiner eigenen
     kleinen Welt der Illusionen herumgehampelt. Zufällig war ich mit der
     richtigen Welt zusammengestoßen, und der freundliche Herr war
     hergekommen, um mich wieder aufs richtige Gleis zu bringen.
    Ich hatte gedacht, ich sei
     eine ziemlich große Nummer. Ich hatte gedacht, mir stünden große
     Zeiten ins Haus. Jetzt hatte ich das Gefühl, überhaupt nichts zu
     sein.
    Ich hatte einen
     Frontalzusammenstoß

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