Wer viel fragt
ein klein wenig Engagement und ein klein
wenig Kühnheit verdient zu haben. Wegen der Verhaftung machte ich mir
keine allzu großen Sorgen. Ich habe eine ganze Reihe von Freunden in
der Stadt, die einem helfen können, wenn man nicht so wichtig ist.
Und wichtig bin ich nicht.
Auf dem Heimweg im Auto pfiff
ich vor mich hin. Ich nahm die Treppe, statt auf den Aufzug zu warten. Und
ich nehme fast nie die Treppe.
Der einzige Wermutstropfen
war, daß Eloise aus irgendeinem Grund nicht in der Lage gewesen war
zu bleiben. Ich dachte, meine Nachricht würde genügen, um sie
hier festzuhalten. Ich freute mich darüber, eine so positive
Nachricht hinterlassen zu haben. Ich beeilte mich auf dem Rückweg,
daher näherte ich mich um vier Uhr fünfundvierzig meiner Bürotür.
Die Tür stand einen
Spaltbreit offen. Als ich das sah, tat mein Herz einen kleinen Hüpfer,
wie Herzen das eben so tun. Das überraschte mich. Ich war immerhin
ein alter Mann, von dem man etwas mehr Selbstbeherrschung erwarten durfte.
Ich staunte kopfschüttelnd
über mich selbst. Ich lächelte, ich ging mit langen Schritten in
mein Büro.
Auf der Ecke meines
Schreibtischs saß mit meiner Notiz an Eloise in der Hand Leander
Crystal.
Dieser Anblick machte mich
sprachlos. Ich stand einfach nur da und fing an zu zittern. Ich weiß
nicht, ob er das bemerkte.
Nach einminütigem
Schweigen murmelte ich: »Ich brauche einen Drink«, und
versuchte mir zu überlegen, wie ich am besten an meine
Schreibtischschublade kam. Es hätte eigentlich nicht weiter schwierig
sein dürfen - das ist mir jetzt klar. Aber der Anblick von Crystal
dort, wo meine Eloise, meine Klientin hätte sein sollen, dieser
Anblick erschreckte mich.
Ich brauchte noch mal volle
sechzig Sekunden, um zu begreifen, daß ich in keiner unmittelbaren körperlichen
Gefahr war; er hatte keine Waffe und richtete sie auch nicht auf mich.
Ich war sicher, daß er
wußte, daß ich zitterte. Ich wollte ihn los sein. Ich wünschte
ihn Gott weiß wohin. Wir wußten, daß wir Feinde waren.
Ich sagte: »Gehen Sie
von meinem Schreibtisch runter.« Er ging runter und stellte sich
neben den Stuhl. Eloises Stuhl. Ich trat hinter meinen Schreibtisch,
setzte mich und tat, was zu tun war. Ich ging drei Schubladen durch, bevor
ich die Flasche fand.
Das Siegel war kaum
aufzukriegen. Ich kann nicht sagen, daß ich mich nach dem guten
Schluck besser fühlte. Es war mir halt nichts Besseres eingefallen.
Ich reagiere nicht besonders gut auf Überraschungen.
»Sie haben meine
Tochter erwartet, glaube ich.« Er machte nach jedem Wort eine kurze
Pause und artikulierte sehr deutlich.
Mister Cool. »Ich habe
sie nach Hause geschickt. Das arme Kind war sehr aufgeregt. Die Überraschung,
mich hier zu sehen.
Ich muß sagen, ich war
überrascht, sie hier zu sehen. Aber ich habe mich entschlossen zu
bleiben, damit wir reden können.«
»Ich bin nicht so
sicher, ob wir einander viel zu sagen haben«, meinte ich, weil es
jetzt an mir war, etwas zu sagen, und weil ich instinktiv zu Höflichkeit
neige.
»Ich glaube, diese
Notiz, die Sie meiner Tochter hinterlassen haben, läßt eher auf
das Gegenteil schließen.«
»Ah, die Notiz.«
»Was genau wissen Sie
über Eloise' Abstammung, Mr. Samson?«
»Ich arbeite immer noch
an der Frage, wie Sie hierhergekommen sind.«
Er trat ungeduldig von einem
Fuß auf den anderen und beschloß dann, sich zu setzen. »Sie
sind gestern nacht in mein Büro eingebrochen. Die Nachtwache hat eine
Geheimnummer von mir, mit der man mich verständigt, falls im Büro
etwas Verdächtiges vorgeht. Ihre Aktivitäten wurden für
verdächtig gehalten. Von der Polizei habe ich Ihren Namen bekommen.
Ich muß sagen, es fasziniert mich, was Sie alles für einen
Artikel auf sich nehmen. Aber dieses kleine Märchen können wir
wohl für den Augenblick fallen lassen, nicht wahr? Sie sind
Privatdetektiv, siebenunddreißig Jahre alt und stammen ursprünglich
aus dieser Stadt. Sie haben Indianapolis verlassen, um das College zu
besuchen, sind aber abgegangen, als ihr Vater starb. Er war Wärter im
Gefängnis von Marion County. Dann haben Sie eine Zeitlang als
Wachmann gearbeitet, sind zurück aufs College gegangen, durch die Prüfung
gefallen und haben ein Buch über ihre ›Erfahrungen‹
geschrieben, das eine Art cause celebre war. Sie haben über Ihren
Stand geheiratet, eine
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