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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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mich nicht gern belügen lasse. Was
     schon Ansporn genug gewesen wäre, um die ganze Geschichte
     weiterzuverfolgen.
    Trotz des Respekts, den
     Leander Crystal mir abnötigte, hatte ich das Gefühl, daß
     er mich einfach belogen haben mußte.
    Im Grunde, weil ich nicht
     glaubte, daß das, was ich wußte, fünfzigtausend Dollar
     wert war, nicht einmal, wenn es zu einem Skandal kam. Ich hätte das
     eher wie Eloise eingeschätzt. Ich hätte mich mit fünftausend
     Dollar zufriedengegeben.
    Auf alle Fälle würde
     ich so lange weitermachen, bis ich beweisen konnte, daß man mich
     belogen hatte oder nicht. Ich würde keine neuen Wege erkunden. Würde
     Notizen durchgehen, okay. Würde Leute besuchen, die zu besuchen ich
     mir bereits vorgenommen hatte. Die Unterlagen überprüfen, die
     ich Miller abgeschwatzt hatte, und ihm sagen, was ich in der Hand hatte.
    Meine Post lesen. Und
     vielleicht einen Blick auf die Bilder werfen, die ich mir bei Crystal
     beschafft hatte.
    Und wenn binnen einer Woche
     nichts dabei rauskam, würde ich meinen Scheck einlösen und das
     Geld abheben und…
    Ich ging zum Mittagessen zu
     Joe. Dort wäre ich beinahe an meinem zweiten Hamburger erstickt, als
     mich schlagartig der unbezwingbare Drang überkam, zu meiner nächsten
     Bank zu rennen. Ungeachtet der Tatsache, daß Samstag war. Ich würde
     an die Tür hämmern, bis irgend jemand mir aufmachte. Als ich
     mich zum dritten Mal verschluckte, riß ich mich endlich zusammen,
     bestellte Zitronenbaiser, Torte, Schokoladeneiscreme, schwarzen Kaffee und
     beschloß, der Sache drei Tage zu geben, maximal.

26
    Mrs. Forebush war ganz die
     alte. Ich fragte mich nur, was sie in diesem Haus in der Fünfzigsten
     Straße tat. Ob sie jemals ausging; wie sie an ihre Lebensmittel kam.
     Der nächste Laden ist an der Ecke Neunundvierzigste und Washington
     Boulevard, drei stattliche Häuserblocks weiter. Bei näherem
     Nachdenken dämmerte mir, daß sie wohl zurechtkam.
    Als wir im Viktorianischen
     Zimmer von Indianapolis saßen, gab ich ihr die Geschichte so wieder,
     wie Crystal sie mir aufgetischt hatte. Ich hatte die Möglichkeit
     erwogen, das Ganze noch etwas zu schönen, mir dann aber überlegt,
     daß sie sicher um Eloise' willen schweigen würde, wenn ich das
     schon um fünfzigtausend Dollar willen tat. Ich ließ Crystals
     finanzielles Angebot unerwähnt.
    Als ich fertig war, sagte
     sie: »Fleur war nie besonders in sich gefestigt. Jetzt ergibt das
     Ganze wohl einen Sinn.« Sie sah mich mit großer Aufmerksamkeit
     an, um festzustellen, ob ich genauso dachte.
    »Das tut es wohl«,
     sagte ich und versuchte, genauso aufmerksam zurückzuschauen.
    »Aber ich sehe das
     Problem nicht. Das Kind wurde ehelich geboren, und es war Fleurs Kind;
     mehr war nach dem Testament nicht nötig. Wozu also die Geheimniskrämerei?«
    »Vielleicht weil es
     schwierig ist, sich dazu zu bekennen, daß man sich anfangs mit einer
     Lüge beholfen hat«, sagte ich gnädig. »Was mich
     betrifft, ich habe einen beträchtlichen persönlichen Respekt für
     Leander Crystal entwickelt. Er ist ein ungewöhnlicher Mann.«
    Sie nickte nachdrücklich.
     »Ihm gehört dieses Haus, wissen Sie. Er läßt mich
     hier mietfrei wohnen und gibt mir eine Art Pension.«
    »Das haben Sie mir erzählt.
     Wann sind Sie hier eingezogen?«
    »Fast unmittelbar nach
     dem Tod des armen Estes. Fleur und Mr. Crystal sind zwei Tage nach der
     Beerdigung nach New York abgereist, und er hatte alles Nötige in die
     Wege geleitet, damit die Umzugsfirma mich zwei Tage später hier
     herbrachte.«
    »Wissen Sie, wann er
     das Haus gekauft hat?« Ich habe auch mal ein Haus gekauft; war 'ne
     Menge Trouble. »Nein, aber es war damals bewohnt. Ich glaube, er hat
     die Mieter rausgeworfen, oder sie sind von selbst ziemlich schnell
     ausgezogen. Sie haben ziemlich viele Lebensmittel hiergelassen und
     Porzellan und solche Dinge. Porzellan Marke Woolworth.«
    Sie warf einen anerkennenden
     Blick auf ihre eigene Porzellanvitrine. »Sehen Sie diese Schale mit
     dem Blumenmuster? Das ist Minton.«
    »Sehr hübsch.«
    »Und das Essen. Lauter
     merkwürdige Gemüsearten.
    Artischockenherzen und
     Endivien. Aber was kann man von einer Ausländerin schon erwarten? Sie
     war nämlich Ausländerin. Wußten Sie das?«
    »Nein, das wußte
     ich nicht. Woher wissen Sie es denn?« Sie sah mich scharf an, als hätten
     meine Worte eine Art von Kritik enthalten, was sie wahrscheinlich auch
     taten. Die

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