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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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zurück.
    »Bitte«, wimmerte
     sie. »Ich will es ihm sagen!« Crystal warf mir einen Blick zu,
     und ich verstand. Ich ging durch die Wohnzimmertür und weiter bis zur
     Haustür. Ich meisterte die Feinheiten des Wegs hinaus, aber nicht
     ohne vorher noch weiteres grelles Gekreisch zu hören.
    Als ich ging, hallten mir die
     Worte ›künstliche Befruchtung‹ in den Ohren.
    Ich war immer noch froh, daß
     Crystal mich angelächelt hatte.
    Ich verstand ihn jetzt
     besser, und ich wußte, daß er müde war, sehr müde.
    Ich übrigens auch. Also
     ging ich nach Hause.
    Aber ich konnte nicht in der
     Wohnung bleiben. Es war ein schöner Tag. Ich zog mir bedächtig
     das Jackett aus und hängte es, ohne in die Tasche zu schauen, ganz
     hinten in meinen Kleiderschrank. Dann zog ich mir ein paar Turnschuhe an
     und verbrachte den Nachmittag mit Basketballspielen im Brookside Park. Später
     konzentrierte ich mich mit aller Kraft darauf, nicht an die Crystals zu
     denken. Das gelang mir auch ganz gut; bis gegen zwei Uhr morgens. Es war
     eine dieser Denknächte, keine Schlafnacht. Alles, was ich verdrängt
     hatte, kam mit einem Mal zurück, tiefe, dunkle, vagabundierende
     Gedanken. Sie waren grimmig. Sie bescherten mir einen Schmerz im Magen,
     den ich, auch wenn es kein Hunger war, mit Milch zu beruhigen versuchte.
     Ich hatte nicht genug da. Ich brauchte eine ganze Weile, um einen
     Lebensmittelladen zu finden, der auch nachts geöffnet war. Dann trank
     ich zuviel.
    Als ich zurückkam, mußte
     ich mich übergeben. Dann schlief ich wie ein Baby. Bis ein Uhr
     mittags. Warum nicht? Ich war reich. Oder?

24
    Als ich mich aus dem Bett
     gehievt hatte, war mir auch endlich klar, warum ich nicht mit fliegenden
     Fahnen zur Bank lief, um den Scheck einzulösen.
    Das Grundproblem, die Sache,
     die mich davon abhielt, die anderthalb Blocks bis zur Bank zu gehen, war
     der Übergriff auf meinen Berufsstolz, seine Vereinnahmung.
    Ich versuche, in meinem Leben
     falschem Stolz aus dem Weg zu gehen. Aber es hat gut sieben Jahre
     gedauert, bis mir klar war, was ich tue und wie ich damit zurechtkomme.
     Das Ergebnis mag zwar recht armselig erscheinen, aber wenn mir nicht
     gefiele, was ich tue, täte ich's eben nicht. Wenn also jemand
     daherkommt und mir diese Entscheidung ungebeten abnimmt, erfüllt mich
     das nicht gerade mit Begeisterung.
    Und es gab noch Dinge, die
     nicht ganz zu meiner Zufriedenheit geklärt waren. Kleine Widersprüche
     - oder die Möglichkeiten von Widersprüchen. Die Versuchung,
     etwas als wahr anzunehmen, weil jemand es einem gesagt hat, ist ein Risiko
     meines Berufes. Wenn man eine Sache ordentlich machen will, muß man
     alle Tatsachen selbst nachprüfen und feststellen, ob die Ergebnisse
     miteinander vereinbar sind.
    Ich verpaßte die
     Drei-Uhr-Deadline. Jetzt war die Bank geschlossen.
    Um drei Uhr achtundzwanzig
     bekam ich einen Anruf von Miller aus dem Polizeipräsidium. Er hatte
     gerade seinen Dienst angetreten.
    »Verrat mir deinen
     Trick«, meinte er. »Dieser pingelige Anwalt war hier, hat alle
     Anklagen fallenlassen und darum gebeten, daß dir alle Fotos, die du
     gemacht hast, ausgehändigt werden.«
    »Es war einfach nur ein
     kleines Mißverständnis. Der Nachtwächter hat mich mit der
     Nachtputzfrau verwechselt und seinen Irrtum erst bemerkt, als er mir schon
     auf den Rücken gesprungen war. Um nicht ganz so blöde
     dazustehen, hat er mich k. o. geschlagen und jede Menge Fotos gemacht.«
    »Die Negative und ein
     Satz Abzüge warten hier auf dich, wenn du sie haben willst. Tut mir
     leid, ich kann nicht länger plaudern. Ich muß gleich einen
     notorischen Einbrecher verhaften.« Er legte auf.
    Es war ein kühler, aber
     angenehmer Tag. Ich machte einen Spaziergang zum Polizeirevier.
    Auf dem Weg dorthin kam ich
     an drei Banken vorbei, alle drei geschlossen.
    Miller war bis zum Schluß
     konsequent geblieben.
    Er hatte die Filme und Abzüge
     für ›Donald Duck‹ hinterlegt.
    Ich hatte Glück - mein
     Freund Taube Nuß saß am Schreibtisch und zog den Umschlag
     raus, sobald er mich sah.
    Als ich zurück ins Büro
     kam, klingelte das Telefon. Es war nicht Eloise. Es war ein Rechtsanwalt,
     für den ich arbeite, der sich erkundigte, ob ich ein paar Vorladungen
     für ihn zustellen könne. Ohne nachzudenken, sagte ich nein, ich
     arbeitete an einem Fall. Ein interessantes Konzept, weil es bedeutete, daß
     ich mich selbst engagierte.
    Ich las eine Weile. Als es
     Zeit zum

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