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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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schlecht deswegen.
    »Aber du hast diese
     Leute doch irgendwie unter die Lupe genommen?« Er tippte auf den
     Aktenordner neben meinem Salatteller.
    »Ich habe die Lupe
     nicht unaufgefordert zur Hand genommen.
    Einer von denen hat mich
     engagiert.«
    »Aber du hast irgend
     etwas gefunden.«
    »So wie die Dinge
     liegen, könnte das durchaus sein. Aber was immer da gewesen sein mag,
     es ist jedenfalls lange verjährt.«
    Er tippte wieder auf den
     Aktenordner. »Du bist verhaftet.
    Verschaffst dir
     Informationen, für die du mir einen Betag versprichst, den du
     anschließend nicht lieferst. Das ist Betrug.«
    In unseren jüngeren
     Tagen hätte er in diesem Augenblick seine Handschellen aus der Tasche
     gezogen und um meine Handgelenke zuschnappen lassen. Aber wir sind beide
     weicher geworden, so daß wir nur schweigend dasaßen und über
     die Dinge nachdachten.
    »Das Beste, was ich dir
     zu bieten habe, wäre ein Einbruchsgeständnis. Aber nur, wenn du
     mir versprichst, mir meinen Hocker zurückzugeben.«
    »Das Merkwürdige
     daran ist«, sagte er, »daß niemand auch nur mit einem
     Schnurrbarthaar gezuckt hat, als ich um diese Unterlagen bat. Ich glaube,
     ich könnte mir einen Polizeibericht über den Präsidenten
     aus Washington kommen lassen, und keiner hier würde was merken. Ich
     bin bestimmt der erfahrenste Sergeant bei der ganzen Truppe. Und was
     bringt mir das?«
    »Die Nachtschicht«,
     sagte ich. »Wahrscheinlich nimmt niemand irgendwas zur Kenntnis, was
     die Nachtschicht reinreicht.«
    »Ach Scheiße«,
     sagte er. »Al, bringt dir dieser Job, den du machst, jemals Geld
     ein?«
    Ich muß rot geworden
     sein. Er hatte so ziemlich ins Schwarze getroffen. »Manchmal«,
     sagte ich, »aber nicht sehr oft. Ich wollte dir gerade dieselbe
     Frage stellen.«
    »Es müßte
     doch was Besseres für uns zu tun geben.
    Irgendwas, was zum Leben
     reicht, ohne daß wir uns mit diesem ganzen Mist rumschlagen müssen.
     Wenn ich etwas Geld hätte, würde ich mich mit einem Onkel von
     Janie zusammentun.
    Er hat sich unten in Kentucky
     einen See gekauft, den er zu einem Ferienort machen will. Du weißt
     schon, Motorboote und Angeln und Sonderbusse zum Kentucky-Derby«
    »Ihr solltet
     kostenlosen Kaffee anbieten, ganzjährig. Dann kommen die Leute auch
     außerhalb der Saison.«
    »Ich mache keine Witze,
     Al.«
    »Ich auch nicht. Warum
     wirst du nicht einfach für'n paar Jahre bestechlich, um deinen Anteil
     zusammenzukriegen?«
    »Mir bietet ja nie
     einer was an.«
    »Ich geb dir fünf
     Dollar für meinen Hocker und die Garantie, daß um drei Uhr
     morgens niemand meine Bude stürmen wird.«
    Unwillkürlich stellten
     sich bei ihm die Nackenhaare auf. Er kam nicht dagegen an. Er ist zwar
     eine Spur weicher geworden, aber im Grunde immer noch ein ehrlicher Cop.
     Das ist auch der eigentliche Grund, warum er nicht weiterkommt. Nicht weil
     er schwarz ist, sondern weil er so verdammt rechtschaffen ist. Vor langer
     Zeit habe ich mal darüber nachgedacht, mich als Mittelsmann zwischen
     ihm und Maude zu betätigen. Sie hätte ein Ohr im Präsidium
     gut gebrauchen können. Aber es hätte nicht funktioniert. Er
     mochte mir zwar gelegentlich einen Freundschaftsdienst erweisen, hätte
     so was aber niemals für Geld und aufgrund fester Vereinbarungen
     getan. Maude hätte ihm ohnehin nicht viel gezahlt. Und jetzt hat sie
     ein Ohr, das noch ein bißchen näher am eigentlichen Ort des
     Geschehens für sie horcht.
    Tagträume von kleinen
     Landhäusern mit Gärten machten unsere Tafelfreuden komplett.
    Am Ende griff ich nach der
     Rechnung, und er griff nach dem Aktenordner mit Informationen.
    »Hey«, sagte ich
     und griff ebenfalls danach. Jetzt hatten wir jeder eine Hand auf dem
     Aktenordner liegen.
    »Ich dachte, du wärst
     aus der Sache raus.«
    »Na ja, ich habe keinen
     Klienten mehr, aber ich will mich noch ein oder zwei Tage damit beschäftigen…«
    »Also, entweder es hat
     dich schwer erwischt, oder du verheimlichst mir was.«
    »Oder beides«,
     sagte ich. Dabei ließen wir es bewenden.

27
    Ich ging ziemlich schnell
     nach Hause. Dagegen läßt sich nichts einwenden. Ein Mann hat
     schließlich das Recht, auf dem Heimweg jede Geschwindigkeit
     vorzulegen, die ihm gefällt, oder?
    Mich hatte es also schwer
     erwischt. Ja? Ja. Ich preßte die Unterlagen, die Miller mir gegeben
     hatte, an meinen Busen. Ja?
    Ja, vielleicht suchte ich
     nach einem ausreichenden Grund, um einzulösen, was

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