Wer viel fragt
schlecht deswegen.
»Aber du hast diese
Leute doch irgendwie unter die Lupe genommen?« Er tippte auf den
Aktenordner neben meinem Salatteller.
»Ich habe die Lupe
nicht unaufgefordert zur Hand genommen.
Einer von denen hat mich
engagiert.«
»Aber du hast irgend
etwas gefunden.«
»So wie die Dinge
liegen, könnte das durchaus sein. Aber was immer da gewesen sein mag,
es ist jedenfalls lange verjährt.«
Er tippte wieder auf den
Aktenordner. »Du bist verhaftet.
Verschaffst dir
Informationen, für die du mir einen Betag versprichst, den du
anschließend nicht lieferst. Das ist Betrug.«
In unseren jüngeren
Tagen hätte er in diesem Augenblick seine Handschellen aus der Tasche
gezogen und um meine Handgelenke zuschnappen lassen. Aber wir sind beide
weicher geworden, so daß wir nur schweigend dasaßen und über
die Dinge nachdachten.
»Das Beste, was ich dir
zu bieten habe, wäre ein Einbruchsgeständnis. Aber nur, wenn du
mir versprichst, mir meinen Hocker zurückzugeben.«
»Das Merkwürdige
daran ist«, sagte er, »daß niemand auch nur mit einem
Schnurrbarthaar gezuckt hat, als ich um diese Unterlagen bat. Ich glaube,
ich könnte mir einen Polizeibericht über den Präsidenten
aus Washington kommen lassen, und keiner hier würde was merken. Ich
bin bestimmt der erfahrenste Sergeant bei der ganzen Truppe. Und was
bringt mir das?«
»Die Nachtschicht«,
sagte ich. »Wahrscheinlich nimmt niemand irgendwas zur Kenntnis, was
die Nachtschicht reinreicht.«
»Ach Scheiße«,
sagte er. »Al, bringt dir dieser Job, den du machst, jemals Geld
ein?«
Ich muß rot geworden
sein. Er hatte so ziemlich ins Schwarze getroffen. »Manchmal«,
sagte ich, »aber nicht sehr oft. Ich wollte dir gerade dieselbe
Frage stellen.«
»Es müßte
doch was Besseres für uns zu tun geben.
Irgendwas, was zum Leben
reicht, ohne daß wir uns mit diesem ganzen Mist rumschlagen müssen.
Wenn ich etwas Geld hätte, würde ich mich mit einem Onkel von
Janie zusammentun.
Er hat sich unten in Kentucky
einen See gekauft, den er zu einem Ferienort machen will. Du weißt
schon, Motorboote und Angeln und Sonderbusse zum Kentucky-Derby«
»Ihr solltet
kostenlosen Kaffee anbieten, ganzjährig. Dann kommen die Leute auch
außerhalb der Saison.«
»Ich mache keine Witze,
Al.«
»Ich auch nicht. Warum
wirst du nicht einfach für'n paar Jahre bestechlich, um deinen Anteil
zusammenzukriegen?«
»Mir bietet ja nie
einer was an.«
»Ich geb dir fünf
Dollar für meinen Hocker und die Garantie, daß um drei Uhr
morgens niemand meine Bude stürmen wird.«
Unwillkürlich stellten
sich bei ihm die Nackenhaare auf. Er kam nicht dagegen an. Er ist zwar
eine Spur weicher geworden, aber im Grunde immer noch ein ehrlicher Cop.
Das ist auch der eigentliche Grund, warum er nicht weiterkommt. Nicht weil
er schwarz ist, sondern weil er so verdammt rechtschaffen ist. Vor langer
Zeit habe ich mal darüber nachgedacht, mich als Mittelsmann zwischen
ihm und Maude zu betätigen. Sie hätte ein Ohr im Präsidium
gut gebrauchen können. Aber es hätte nicht funktioniert. Er
mochte mir zwar gelegentlich einen Freundschaftsdienst erweisen, hätte
so was aber niemals für Geld und aufgrund fester Vereinbarungen
getan. Maude hätte ihm ohnehin nicht viel gezahlt. Und jetzt hat sie
ein Ohr, das noch ein bißchen näher am eigentlichen Ort des
Geschehens für sie horcht.
Tagträume von kleinen
Landhäusern mit Gärten machten unsere Tafelfreuden komplett.
Am Ende griff ich nach der
Rechnung, und er griff nach dem Aktenordner mit Informationen.
»Hey«, sagte ich
und griff ebenfalls danach. Jetzt hatten wir jeder eine Hand auf dem
Aktenordner liegen.
»Ich dachte, du wärst
aus der Sache raus.«
»Na ja, ich habe keinen
Klienten mehr, aber ich will mich noch ein oder zwei Tage damit beschäftigen…«
»Also, entweder es hat
dich schwer erwischt, oder du verheimlichst mir was.«
»Oder beides«,
sagte ich. Dabei ließen wir es bewenden.
27
Ich ging ziemlich schnell
nach Hause. Dagegen läßt sich nichts einwenden. Ein Mann hat
schließlich das Recht, auf dem Heimweg jede Geschwindigkeit
vorzulegen, die ihm gefällt, oder?
Mich hatte es also schwer
erwischt. Ja? Ja. Ich preßte die Unterlagen, die Miller mir gegeben
hatte, an meinen Busen. Ja?
Ja, vielleicht suchte ich
nach einem ausreichenden Grund, um einzulösen, was
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