Wer viel fragt
Abendessen war, beschloß ich, daß dieses ›ich
mache weiter - ich mache nicht weiter - ich löse den Scheck ein - ich
löse den Scheck nicht ein‹ aufhören mußte.
Als Ausdruck meiner
Verwegenheit beschloß ich, die ganze Sache ein paar Tage in ihrem
eigenen Saft schmoren zu lassen.
Während des Abendessens
- Lammeintopf aus der Dose dachte ich darüber nach, daß ich
jetzt zwei Sätze Abzüge von den Filmen hatte, und erwog die Möglichkeit,
den Scheck einzulösen, die Negative und einen Satz Abzüge an
Crystal zu schicken und mit dem anderen Satz Abzüge trotzdem
weiterzumachen.
Ich verwarf diese Möglichkeit
als unprofessionell. Nach dem Abendessen machte ich mich noch einmal,
über die Bilder her.
Zwölfhunderteinundvierzig
Stück. Das ging nicht lange gut.
Es war ja genau das gleiche,
was ich mit den medizinischen Unterlagen nicht getan hatte. Aber welchem
Experten konnte ich diese Dinger in die Hand drücken?
Bei dem Gedanken an die
medizinischen Unterlagen kam ich auf die Idee, meine Notizen noch einmal
durchzusehen. Ich fragte mich, wer Fleurs Arzt war, der Nachfolger von
Fishman.
Ich fragte mich, ob ich
Crystal fragen sollte. Er sagte, ich dürfe.
Aber ich entschied mich
eindeutig dagegen, ihn zu fragen.
Entweder kaufte ich ihm seine
Story ab, oder ich ließ es bleiben.
Ich schickte einen Brief nach
New York City und bat um eine Kopie von Eloise Crystals Geburtsurkunde.
Ich erwog den Gedanken, meine Flamme zu fragen, was ich tun solle. Ich
meine, wozu ist eine Frau denn da? Auf dem Weg zum Briefkasten, in den ich
einen Brief nach New York werfen wollte, ging ich bei ihr vorbei. Aber ich
hätte ihr alles mögliche erklären müssen, um sie auf
den neuesten Stand zu bringen. Ich konnte mich nicht recht dazu überwinden,
ihr all die Erklärungen aufzuzwingen. Wo wir doch über so viele
andere Dinge zu reden hatten. Mit großer Willenskraft schaffte ich
es schließlich, die ganze Sache, solange ich bei ihr war, vollkommen
zu verdrängen.
25
Um elf Uhr am nächsten
Morgen war ich in der Bibliothek.
Schlug die Stichworte
›Künstliche Besamung‹ und ›Sterilität‹
nach.
In der Britannica stand:
»Die Besamung eines weiblichen Zuchttieres anders als durch natürliche
Paarung… Künstliche Besamung wurde bereits von den Arabern in
der Pferdezucht angewandt. Fohlen, Kaninchen, Welpen und andere Tiere sind
erfolgreich durch künstliche Besamung erzeugt worden. Seit 1940
gelangte das Verfahren in den USA zu weiter Verbreitung, vor allem bei
Milchvieh… Der Samen kann auf verschiedene Weise gewonnen werden…
bei Zuchtbullen meist mit Hilfe einer künstlichen Scheide…«
Und unter Sterilität
fand ich: »Unfreiwilliges Unvermögen zur Fortpflanzung
(Unfruchtbarkeit) findet sich bei den meisten bisher untersuchten
Populationen bei 10 % aller verheirateten Paare… « ›Kein
Entmannter oder Verschnittener soll in die Gemeinde des Herrn kommen (5.
Buch Moses, 23.2)… ‹ »Die Behandlung der
Unfruchtbarkeit der Frau ist erfolgreicher (als die der Unfruchtbarkeit
des Mannes); mechanische Probleme lassen sich bisweilen operativ beheben,
und es ist sogar möglich, durch Gabe von Humangonadotropinen die
Ovulation einzuleiten…«
In der Americana war zu
lesen: »Eine verheiratete Frau kann mit dem Samen eines vom Arzt
ausgewählten Spenders künstlich besamt werden. Das kommt in
Betracht, wenn der Ehemann unfruchtbar ist oder unter einer Erbkrankheit
leidet, die er nicht an seine Kinder weitergeben will. Die United
Presbyterian Church in the U. S. A. billigte 1962 die künstliche
Besamung für ›intelligente, emotional stabile‹ Paare
und verlangte einheitliche staatliche Gesetze zum Schutz der legalen
Rechte von ›Retortenbabys‹.« Stedman's Medical
Dictionary: Fehlanzeige.
Colliers Encyclopedia:
»Seit etwa 1920 war die künstliche Besamung in vielen Fällen
letzte Abhilfe bei Unfruchtbarkeit…
Das Verfahren ist aber wegen
emotionaler und religiöser Einwendungen nicht universell einsetzbar.«
Und was bewies das? Daß
die Sache, was die künstliche Befruchtung betraf, genauso
stattgefunden haben konnte wie behauptet. Ich hatte gehofft,
herauszufinden, daß bis etwa 1956 niemand an künstliche
Befruchtung für Menschen auch nur gedacht hatte. Da lag ich wohl fünfunddreißig
Jahre daneben.
Ich wollte beweisen, daß
man mich belogen hatte. Weil ich
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