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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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vertuschen.
    Es war auch nicht viel Geld für
     einen Arzt, den man zu einem Umzug in eine andere Gegend veranlassen
     wollte, jedenfalls nicht, wenn er auch nur ein wenig Klasse hatte, und
     irgendwie war mir klar, daß jemand, der so lange mit Crystal zu tun
     hatte, einfach etwas Klasse haben mußte. Aber es war eine hübsche
     Leibrente, und vielleicht war dieser Chivian ein entgegenkommender, nicht
     sehr anspruchsvoller Bursche.
    Warum ging ich davon aus, daß
     jeder, der mit Crystal zu tun hatte, anspruchsvoll sein mußte?
    Dann kam mir der Gedanke, daß
     das Ganze auch bedeuten konnte, daß irgend jemand im Hause Crystal
     ein Junkie war.
    Fleur wahrscheinlich.
    Und warum Lafayette? Warum
     nicht Indianapolis?
    Die Stadt war doch groß
     genug, um Geheimhaltung zu sichern, wenn das gewünscht wurde. Das
     hatte Crystal mit seinem ›Ames‹ -Büro bewiesen. Natürlich
     war diese Entscheidung in den späten Fünfzigern getroffen
     worden, aber Indianapolis war schon damals ziemlich groß gewesen,
     eine Stadt mit mehr als vierhunderttausend Einwohnern. Vielleicht spielten
     wehmütige Erinnerungen an die alten Zeiten in Frankreich und der Name
     Lafayette eine Rolle.
    Ich hätte mich um ein
     Haar an fünf Uhr vorbeigedacht. Aber eben nur um ein Haar.
    Ich nahm den Hörer ab,
     erbat und bekam von der Auskunft in Lafayette Chivians Praxisnummer und wählte
     dann direkt.
    Dann hatte ich eine sehr
     freundliche Stimme am Apparat, die sagte: »Praxis Dr. Chivian.«
     Sehr freundlich. Klang jung und hübsch und, nun ja, eben freundlich.
     Ich bat sie um einen Termin, was sie ganz zutreffend auf den Arzt bezog
     und nicht auf sich.
    »Vielleicht nächsten
     Montag um zwei Uhr?«
    »Ich hatte gehofft,
     etwas früher kommen zu können; ich meine, wäre es
     vielleicht irgendwie möglich, mich morgen nachmittag reinzuquetschen?«
    »Wegen welcher
     Beschwerden wollen Sie den Doktor denn konsultieren?«
    »Es, hm, es handelt
     sich um ein Männerproblem.«
    »Ich verstehe.«
     Sie verstand! »Wenn Sie morgen so gegen zwei Uhr reinkommen,
     versuchen wir, Sie nicht allzu lange warten zu lassen. Würden Sie mir
     vielleicht noch Ihren Namen und Ihre Adresse geben?«        
    Ich hätte die Sache um
     ein Haar versaut, indem ich mich Henry nannte. »Ich heiße
     Harry, das heißt Harrison Keindly.«
    Ich buchstabierte es ihr.
     »Aber ich werde allgemein Harry genannt.«
    »Also gut, Harry, Sie
     kommen morgen gegen zwei. Vielen Dank für Ihren Anruf.«
    Sehr freundlich. Ab und zu
     ist eine Stimme einfach genug.
    Das Dinner verbrachte ich mit
     der Frage, was ich anziehen sollte.
    Meine
     Nach-Tischvor-Schlummer-Phase verbrachte ich sehr tugendhaft mit Büroarbeit.
     Ich ging Crystals Steuerunterlagen und Rechnungen durch. Ich nahm jedes
     Foto zur Hand, studierte jedes Blatt durch mein Vergrößerungsglas
     und versuchte, so gut es mir möglich war, herauszufinden, was zum
     Teufel es möglicherweise bedeuten konnte.
    Der Erfolg war nicht gerade
     umwerfend. Meine Vertrautheit mit Papierkram rund ums Geld ist nur
     rudimentär. Als ich mit solchen Dingen zu tun hatte- während
     meiner kurzen Wohlstandsphase Ende der Fünfziger -, kümmerte
     sich ein Steuerberater um den ganzen Kram. Ich habe nur unterzeichnet.
    Ich hatte ständig gegen
     wahre Völkerscharen zu kämpfen, von denen ich damals umgeben
     war, alles hochqualifizierte Experten für alles mögliche außer
     für Geld, die die ganze Zeit über nichts anderes sprachen als
     darüber, was man mit seinem Geld anfangen sollte. Ich bekämpfte
     sie erfolgreich; den ganzen Weg zurück nach Hause, nach Indianapolis.
     Es ist noch ein Grund, warum es mir innerlich widerstrebte, mich sorgfältig
     mit Crystals Unterlagen zu beschäftigen. Irgendwie hatte die ganze
     Sache noch eine andere Dimension für mich, aber nachdem ich erst mal
     angefangen hatte… Ich fand drei Informationen, die mir etwas
     sagten. Urkunden und Kaufverträge für zwei Häuser und
     Unterlagen über den Verkauf eines dritten.
    Der Verkauf betraf das als
     ›Haus Graham‹ bekannte Grundstück auf der North
     Meridian Street. Es brachte im August 1955 das hübsche Sümmchen
     von sechsundneunzigtausendfünfhundert Dollar ein. Ungefähr zur
     selben Zeit wurde das Haus auf dem Jefferson Boulevard mit der Nummer 7019
     für achtundfünfzigtausend Dollar erworben.
    Die dritte Immobilie war mir
     ebenfalls bekannt. Ein Haus auf der Fünfzigsten Straße auf
     einem 15 mal 20 Meter

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