Wer viel fragt
Telefonbuch einen Henry Chivian, MD.
Es gab keinen. Nicht einmal
einen ganz gewöhnlichen Henry Chivian.
Man kann nicht immer auf der
Siegerstraße sein.
Ich ließ die Sache auf
sich beruhen. Bis drei Uhr füllten zwei Vorladungen meine Zeit aus.
Als ich ins Büro zurückkam,
hatte ich mich mehr oder weniger damit abgefunden, die Art Arbeit in
Angriff zu nehmen, die ich hasse. Mir sämtliche Bilder aus Crystals Büro
in allen Einzelheiten vorzunehmen. Das war die einzige Möglichkeit,
die mir einfiel, um Chivian zu finden. Ich nahm an, daß er irgendwo
in der Gegend lebte oder es Zumindest vor fünfzehn Jahren getan
hatte. Wahrscheinlich war er immer noch hier, denn Fleur und Leander
hatten Fishmans Filius nicht wieder mit ihrer Patientenschaft beehrt. Sie
konnten natürlich auch einfach zu einem ganz anderen Arzt gegangen
sein; Wilmer Fishman gehörte ja nicht gerade zu den bezauberndsten
Menschen, die ich kannte, wenn er auch immer noch vor Taube Nuß
rangierte.
Trotzdem ging Fishmans Praxis
offensichtlich gut, und es stand anzunehmen, daß er sich gut genug
auf den Umgang mit Patienten verstand, um alles in allem den Stamm seines
Vaters zu halten.
Also nahm ich an, daß
Chivian sich irgendwo hier in der Gegend aufhielt. Wo? Ich konnte Leander
fragen. Oder irgendeinen anderen Crystal.
Ich konnte es auch lassen.
Ich ziehe es vor, kein Feuer unter meinen Füßen zu entfachen,
bis mir nichts anderes übrigbleibt.
Ich könnte in die
Bibliothek gehen, mir die Telefonbücher aus der Umgebung von
Indianapolis greifen und eins nach dem anderen durchgehen. Die haben sie
alle da. Auf diese Weise könnte ich bis nach Chicago, Detroit oder
Cincinnati kommen.
Wenn man in der Nähe
eines Flugplatzes lebt, ist man vielleicht schneller in unserer Stadt als
mit dem Wagen von Evansville oder Fort Wayne. Aber das Durchblättern
von Telefonbüchern ist höchst ineffizient.
Also setzte ich darauf, daß
es in Crystals Unterlagen irgendeinen Hinweis auf Chivian geben mußte.
Na schön. Bei Crystal dem Reichen konnte man davon ausgehen, ;daß
ein gewisser urkundlich festgehaltener Geldstrom von Crystal zu Chivian
floß.
Eine Kanne Tee und anderthalb
Stunden später fand ich es.
Die Dinge, die in diesem
Geschäft die meiste Zeit verschlingen, sind die, die man am
leichtesten zusammenfassen kann. »Ich habe die finanziellen
Unterlagen durchgesehen, bis ich einige auf Henry Chivian, MD,
ausgestellte Schecks fand.« So was kann für mehrere Tage Arbeit
stehen; mein Job kann der stumpfsinnigste auf Erden sein.
Aber immerhin kann man bei
dieser Arbeit Radio hören.
Beispielsweise Baseballübertragungen,
wenn es in Indianapolis irgendwelche Baseballübertragungen im Radio gäbe.
Die zehntgrößte Stadt im Land, und kein Baseball in den
Spitzenligen. Nur die Indianapolis Indians, ein besserer Dorfclub im
Besitz der Stadt. Als ich jünger war und gerade zum zweiten Mal das
College hinter mir hatte, kaufte meine Mutter mir eine Aktie der Indians,
Symbol ihres Wunsches, daß ich nach Hause kommen und mich
niederlassen möge. Aber das waren die Zeiten, als ich
Spitzenligaambitionen hatte. Das war 1956, und die Aktie kostete zehn
Dollar. Im nächsten Jahr bekam ich als Dividende eine freie
Eintrittskarte für ein Spiel.
Jetzt, vierzehn Jahre später,
bekomme ich Erinnerungen. Seit mit den Pacers erstklassiger Basketball
hier Einzug gehalten hat, bin ich zu einem Basketballmann geworden. Dieser
Roger Brown!
Ein paar Minuten vor fünf
fand ich die Schecks, die auf Henry Chivian ausgestellt worden waren. Zwei
interessante Tatsachen: erstens, daß die jüngeren Schecks von
einer Bank in Lafayette, Indiana, gutgeschrieben worden waren. Damit hatte
ich ihn wahrscheinlich aufgespürt. ›Jünger‹
bedeutete 1957. Die älteren waren in Indianapolis gutgeschrieben oder
eingelöst worden.
Die ChivianTheorie hielt
bisher stand.
Zweitens: Die Schecks waren
sehr regelmäßig ausgestellt worden, seit dem Wechsel nach
Lafayette zweimal jährlich. Und aus den fünftausend Dollar von
1957 waren 1970 fünfzehntausend Dollar geworden.
Das ließ von mehreren Möglichkeiten
nur eine übrig.
Unglücklicherweise wußte
ich nicht, welche.
Zum Beispiel war es nicht
besonders viel Geld, falls da jemand einen Mann mit Leander Crystals
Finanzmitteln bluten ließ. Wenn das Geld bezahlt wurde, um irgend
etwas zu
Weitere Kostenlose Bücher