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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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großen Grundstück. Mrs. Forebushs Haus.
     Crystal hatte es im September 1953 gekauft. Für dreizehntausend
     Dollar. Das erschien mir viel. Fast das gleiche, was das Haus heute
     einbringen würde.
    Bei dem Kaufvertrag fand ich
     Rechnungen für den Einbau eines elektronischen Garagenöffners, für
     Gartenarbeiten, bis hin zur Pflanzung hoher Büsche, und für
     Arbeiten im Haus: Reinigung, Möbel aufbauen, Doppelbetten und neue
     Schlösser an sämtlichen Türen.
    Sehr anspruchsvoll. Leuchtete
     mir alles ein, die Urkunde und die verschiedenen Maßnahmen im und um
     das Haus herum. Ich verstand nur nicht ganz, wozu das alles. Dann kam mir
     der Gedanke, daß Mrs. Forebush in ihrem anekdotenreichen Wissen
     vielleicht einiges zu dem Thema auf Lager haben könnte.
    Überdies fiel mir ein,
     daß ich mehrere Stunden lang nicht mehr an die fünfzigtausend
     Dollar gedacht hatte. Ich schenkte mir gerade ein Glas Orangensaft ein,
     als das Telefon klingelte.
    Es war Leander Crystal. Er
     übernahm das Reden.
    »Es tut mir leid, daß
     ich Sie zu dieser späten Stunde störe, Mr. Samson, aber ich habe
     über Sie nachgedacht, und dabei kam mir der Gedanke, daß ich
     vielleicht etwas übersehen haben könnte, das Sie möglicherweise
     beunruhigt. Die Sache mit dem Scheck, den ich Ihnen gegeben habe. Wenn es
     Ihnen lieber wäre, und ich glaube, das sollte es wohl, kann ich Ihnen
     einen Teil davon oder die ganze Summe in bar geben.«
    »Das ist viel Geld, um
     es im Haus rumliegen zu haben.«
    »Ohne großspurig
     klingen zu wollen, Mr. Samson, aber wenn man eingewisses Kapital zur Verfügung
     hat, lassen sich solche Dinge ziemlich leicht arrangieren.«
    »Verstehe. Ich danke
     Ihnen, daß Sie mich darauf hingewiesen haben. Das war es zwar nicht,
     was mich bisher zurückhielt, aber auch darüber wäre ich
     wahrscheinlich irgendwann gestolpert.«
    Es entstand eine
     intratelefonische Pause. Ich spürte, daß er etwas sagen wollte
     und nach den richtigen Worten suchte. Er fand sie. »Es liegt mir
     fern, auch nur den geringsten Druck auf Sie auszuüben, aber ich habe
     mich doch gefragt, ob ich Ihnen nicht helfen könnte, aus der Welt zu
     schaffen, was immer es ist, das Sie aufhält.«
    »Jetzt bin ich
     derjenige, der nicht großspurig klingen will, Mr. Crystal. Aber um
     ehrlich zu sein, ich habe mich bisher noch nie von einem Fall loskaufen
     lassen, und ich bin die Art Mensch, die erst absolut sicher sein muß,
     ob sie das wirklich will.«
    »Ich verstehe. Im
     Grunde sollte die Verzögerung mich beruhigen. Es ist ein Beweis für
     Ihre Ehrlichkeit. Nun, soll ich es dabei belassen? Wenn Sie irgendwelche
     Fragen haben, bei denen ich Ihnen helfen kann, oder wenn Sie noch einmal
     über die Sache, deretwegen ich angerufen habe, reden wollen, rufen
     Sie mich an.«
    »Mach ich.«
    »Ich möchte nur,
     daß Sie wissen, Mr. Samson, daß ich einen Mann mit Skrupeln
     durchaus zu schätzen weiß.«
    »Ich auch, Mr. Crystal.«
    Ich machte Feierabend und
     verbrachte so viel Zeit mit Tagträumen über kleine Cottages an
     Seen in Kentucky mit Gemüsegärten und steuerfreie Dollars, daß
     ich bis nach ein Uhr morgens brauchte, um zu begreifen, daß er mir
     die Sache versüßte, indem er andeutete, meine ›Skrupel‹
     könnten zu künftigen Engagements und finanziellem Profit führen.
    Als ich anfing, darüber
     nachzudenken, ob er zur Mafia gehören konnte, wußte ich, daß
     es Zeit fürs Bett war. Ich meine, eine drogensüchtige Fleur war
     eine Sache, aber ein Albert Samson als Schachfigur der Unterwelt war eine
     ganz andere.

29
    Spät ins Bett und früh
     aus den Federn. Ich hatte irgendwie gehofft, ein paar Abstecher machen zu
     können. Die Eltern meiner Mutter kamen aus der Gegend zwischen
     Lafayette und Indianapolis. Aus Kokomo, oder genauer gesagt aus solchen
     Metropolen wie Camden und Deer ›Crick‹ und Flora und Delphi.
     Wo sie aufgewachsen ist, war Logansport schon eine Großstadt. Wo die
     feinen Großstadtpinkel herkommen.
    Aber ich hatte keine Zeit,
     haltzumachen und die Bekanntschaft mit dem Land meiner Vorfahren zu
     erneuern. Ich mußte mich ranhalten, um bis zwei bei Chivian in
     Lafayette zu sein.
    Seine Praxis war eine halbe
     Klinik mit seinem Namen ganz oben auf der Tafel. Es war wohl nicht bei
     dieser einen CrystalGeschichte geblieben. Die Katze, die das Mausen nicht
     läßt, stand sich nicht schlecht.
    Meine Sekretärin mit der
     goldenen Stimme war eine Enttäuschung. Damit hatte

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