Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
Vom Netzwerk:
meinetwegen zu Ihnen gekommen. Ich habe
     ein ziemlich delikates Problem und hoffte, Sie könnten mir bei der Lösung
     helfen.«
    Seine Lippen verzogen sich zu
     einem leichten Lächeln.
    Vielleicht mochte er delikate
     Probleme. Er lehnte sich zurück, um den Genuß zu steigern.
     »Sprechen Sie weiter.«
    »Ich habe das Gefühl,
     daß Sie bereits erraten haben, worum es geht«, sagte ich,
     »aber ich sage es trotzdem. Meine Tochter hat sich in die Klemme
     gebracht, ich meine, sie ist schwanger. Ich hoffte, Sie würden uns
     helfen oder uns jemanden nennen, der uns helfen könnte.«
    »Aber warum kommen Sie
     da ausgerechnet zu mir? Es läuft doch bestimmt niemand herum und erzählt,
     ich würde Abtreibungen vornehmen.« Der Hauch eines Lächelns
     blieb, wo er war. Und ich bekam Informationen.
    »Nein, aber ein Freund
     von mir, nun… Die Sache ist die, daß wir ziemlich verzweifelt
     sind. Lucy, das heißt meine Tochter hat sozusagen bis auf den
     letzten Drücker gewartet, bevor sie uns was erzählt hat, und wir
     haben nicht viel Ahnung von diesen Dingen. Wir hätten nie gedacht…
     also, wir haben mit einer Freundin gesprochen, und sie meinte, sie wüßte
     zwar nichts Genaueres, aber Sie seien ein freundlicher Mann und würden
     uns möglicherweise helfen und mir sagen, wo wir uns Hilfe verschaffen
     können.«
    »Wie genau hat Lucy
     sich in diese Art von Klemme hineinmanövriert?« Er ließ
     die Frage für einen Augenblick im Raum stehen, um sich in deren
     genauer Tragweite ergehen zu können. Aber gerade als ich ihm von der
     Neuwagenfahrt erzählen wollte, die ich Lucy unklugerweise im Sommer
     zugestanden hatte, kam er auf den Punkt. Er sagte: »Ich meine, wußte
     Lucy denn nicht, daß so etwas passieren könnte, oder ist sie
     der Typ Mädchen, der ziemlich sorglos mit seinen Zuneigungen und
     Abwehrmechanismen umgeht?« O ja, er genoß die Sache wirklich.
    »Das würde ich
     nicht sagen«, sagte ich.
    »Also, Mr. Keindly Sie
     sind doch sicher ein erfahrener Mann und haben gewußt, daß
     niemandes Tochter in dieser Welt vor den Versuchungen des Fleisches sicher
     ist, ganz gewiß nicht ohne Leitung, Vorbereitung und Warnung. Sicher
     hätten Sie ihr wenigstens zeigen können, wie man ein Diaphragma
     benutzt oder die Pille oder sonst etwas in der Art. Nur für den
     Notfall.«
    Ich fühlte mich
     zunehmend unbehaglich in der Rolle, in der ich zu dem Mann gekommen war.
     Aber genausogut könnte man die Scheunentür abschließen,
     nachdem das Pferd schon durchgegangen ist. Dieselbe Art von Hilfe, die er
     Lucy anbot.
    »Alles Bedauern auf der
     Welt kann nicht ungeschehen machen, was geschehen ist«, sagte ich.
     »Werden Sie uns nun helfen oder nicht?«
    »Da haben Sie absolut
     recht, absolut.« Er nahm seinen Rezeptblock zur Hand und verwandte
     mehrere Augenblicke darauf, einige Zeilen zu schreiben. Dann riß er
     das oberste Blatt ab, faltete es und hielt es mir hin.
    »Sie haben recht, Mr.
     Keindly. Und es tut mir leid, wenn ich ungefällig erschienen sein
     sollte. Ich werde Ihnen durchaus helfen. Ich habe hier den Namen eines
     Mannes aufgeschrieben, der in der Lage sein sollte, Ihnen einen gewissen
     Beistand zu leisten. Seine Praxis mag zwar ein wenig zwielichtig
     erscheinen, und er geht vielleicht mit spitzgefeilten Kleiderbügeln
     auf ihre Tochter los und…« Er fiel sich selbst ins Wort,
     indem er den Zettel vor mir auf den Schreibtisch fallen ließ und
     sich in seinem Stuhl weit zurücklehnte und lachte.
    Laute, vulgäre
     Lachsalven, bei denen er sich den Kopf halten mußte. Er machte mir
     angst. Aber laute Geräusche und Trugschlüsse machen mir immer
     angst.
    Ich griff nach seinem Rezept
     für meine Probleme und faltete es auseinander. Es lautete:
    Albert Samson Indianapolis,
     Indiana USA, Welt Der Bastard hatte die ganze Zeit über gewußt,
     wer ich war.
    Es gibt Augenblicke in diesem
     Geschäft, da können alle Worte der Welt nicht genau ausdrücken,
     was in der kürzestmöglichen Zeitspanne vorgegangen ist.
    Es gab nichts, was ich tun
     konnte, außer abwarten, bis er ausgelacht hatte. Für gewöhnlich
     versuche ich, kein Spielverderber zu sein, aber es ist auch eine recht gut
     gesicherte Erkenntnis, daß ich selbst gelungene Scherze nicht
     allzugut aufnehme, wenn sie auf mein Konto gehen. Leander Crystals letzte
     Chance, mich aus der Sache rauszukaufen, ging an diesem Nachmittag in
     Lafayette, Indiana, in Lachsalven auf.
    Als er anfing zu schnaufen,
     um

Weitere Kostenlose Bücher