Wer viel fragt
daß mein Besucher sich mit der Post mehr Mühe
als mit den Schubladen gegeben hatte, um den ursprünglichen Zustand
wiederherzustellen, oder daß die Post nach meinem Besucher gekommen
war.
Ich tippte auf letzteres. Die
Post kommt für gewöhnlich gegen zwei. Crystal hatte heute morgen
beschlossen, die Sachen holen zu lassen. Bevor ich mit Chivian gesprochen
hatte. Das war seltsam. Und bedeutete, daß Chivian ihn
wahrscheinlich am Abend zuvor angerufen hatte, um ihm mitzuteilen, daß
ein Mr. Keindly nahte, aber niemand wüßte, woher. Und Crystal
war zu dem Schluß gekommen, das müsse bedeuten, daß ich
keinerlei ›vernünftigen Argumenten‹ zugänglich
war.
Das waren tatsächlich
eine Menge Vermutungen. Es war möglich, daß es gar nicht
Crystal gewesen war, der die CrystalAkte mitgenommen hatte. Aber ich hatte
weiß Gott Mühe, mir eine Alternative auszudenken. Außer
vielleicht Eloise. Aber warum?
Hmm. Es war zuviel. Ich
sammelte den mir noch verbliebenen Satz meiner kostbaren Fotos ein und
ging auf leisen Detektivsohlen die Treppe hinunter und in ›meinen‹
Drugstore.
Dort kaufte ich sämtliche
Rollen Fünfunddreißig-MillimeterSchwarzweißfilm auf, die
zu haben waren, und dazu ein paar Kartoffelchips und einen
Rhabarberapfelkuchen. Dann kehrte ich ins Büro zurück.
Ich begann meinen Abend,
indem ich Fotos von allen Fotos machte, die noch zu besitzen ich mich glücklich
schätzen durfte.
Als ich alle Bilder
geschossen hatte, die ich schießen wollte, versteckte ich die
unentwickelten Filme unter meiner Matratze und machte mich daran, mich
ernsthaft mit den Unterlagen aus Crystals Büro zu beschäftigen.
30
Ich hätte nie gedacht,
wie viele unverständliche Informationen auf eintausendzweihundert-
einundvierzig Fotos passen. Ich habe bis nach elf gebraucht, um zu
begreifen, daß finanzielle Unterlagen nicht meine Stärke sind.
Ich meine, ich wußte es schon immer, aber es dauerte lange, bis ich
einsah, daß das bedeutete, daß ich besser andersrum anfing.
Wie bei meinen Arztfotos war es vielleicht die effizientere Methode, die
Sache einem Experten zu überlassen. Ich würde eine Buchprüfung
durchführen lassen - was für eine entzückende Idee. Nur wußte
ich niemanden, der das konnte. Also rief ich Maude an. Maude kennt Leute,
die alles mögliche tun.
»Berrrtie! Wo zum
Teufel steckst du? Ich wollte gerade in diesem Augenblick nach dem Hörer
greifen und dich anrufen.
Du weißt schon, einfach
mal 'n bißchen quatschen.« Wenn sie müde ist, ist das
ihre Vorstellung von einer fabelhaften Lüge.
Maude redet buchstäblich
niemals über andere Dinge als geschäftliche.
»Ich brauche einen
Namen, Maude, jemanden, der eine Menge finanzielle Unterlagen durchgeht
und mir sagt, was sie zu bedeuten haben.«
Sie dachte einen Augenblick
lang nach und sagte: » Da du mich deswegen anrufst, suchst du wohl
eine Person, die schweigen kann.«
»Wie ein Grab.«
»Wie ein Grab? Wird es
wahrscheinlich Schwierigkeiten geben?«
»Ich weiß nicht,
wie wahrscheinlich. Aber ich halte langsam so ziemlich alles für möglich.
Ich habe nämlich ein paar Unterlagen, und es wäre mir sehr viel
lieber, wenn niemand wüßte, daß ich sie habe.«
»Nun«, sagte sie,
»ich habe da einen Mann an der Hand, der eine Menge Sachen für
mich macht, aber für dich ist er wahrscheinlich zu teuer.«
»Wie teuer?«
»Sagen wir mal fünfzig,
um überhaupt ins Geschäft zu kommen.«
»Würde er sich auf
eine Regelung für den Eventualfall einlassen, sagen wir einhundert,
plus mehr, falls er Probleme kriegt? Ich glaube allerdings nicht, daß
er welche kriegen wird.«
»Er wird es machen.«
»Gebongt.«
»Der Name lautet Andrew
Elmitt, Park Avenue 4552. Die Telefonnummer ist, laß mal sehen,
Humbolt 6-9292. Schick ihm das Zeug und deine Telefonnummer. Mit Eilpost,
wenn du die Sache schnell haben willst. Er wird dich, ein oder zwei Tage
nachdem er die Unterlagen bekommen hat, anrufen.«
»Ich will nicht, daß
irgend jemand erpreßt wird, falls sich erweisen sollte, daß da
tatsächlich was ist.«
»Du hast eine blühende
Phantasie, Berrrtie. Elmitt ist absolut verläßlich, und außerdem
habe ich genug gegen ihn in der Hand, um ihn ins Gefängnis und ins
eigene Paradies der Steuerhinterzieher zu befördern.«
»Na gut. Jetzt muß
ich mir nur noch deinetwegen Sorgen machen.«
»Das will ich
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