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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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eingeladen. Also, was ist los?«
    »Ich mußte
     pinkeln.«
    »Pinkeln? Pinkeln, darüber
     geht's wohl nicht? Das wird aus den Menschen, wenn sie ein paar Jahre im
     Osten verbringen. Sie fangen an zu pinkeln. Entschuldige mich mal'n
     Augenblick. Ich muß pissen.«
    »Na, dann geh mal
     pissen, Sergeant.« Er rührte sich nicht vom Fleck.
    »Jetzt muß ich
     nicht mehr.«        
    Ich ging. Als ich zurückkam,
     tranken wir Kaffee. Eigentlich mag ich gar keinen Kaffee. Aber ich mag
     Miller. Janie hatte den Raum verlassen, als ich kam, um sauberzumachen
     oder irgendwas in der Art. Sie mag mich nicht. Das ist der Grund, warum
     ich nicht mehr hier gewesen bin. Ich übe keinen guten Einfluß
     aus oder so was. Zu wenig Ehrgeiz oder so was.
    »Wie gut bist du in der
     Beschaffung von Informationen aus dem Ausland?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf
     wie eine tadelnde Mami. »Du weißt bereits alles, was man hier
     in Erfahrung bringen kann?«
    Ich lächelte und zuckte
     mit den Schultern. »Wie leicht ist es?«
    »Nicht leicht. Nicht
     ohne Grund. Das kann ich nicht ohne weiteres anfordern. Es kostet
     vergleichsweise viel Geld. Solche Sachen mag der Boss nicht.«
    »Schrumpft euer Anteil,
     wenn ihr das Geld für dienstliche Zwecke verwendet?«
    »Übertreib nicht,
     Al. Es geht nur, wenn ich eine Akte anlege und die Strategie des Falls mit
     Captain Gartland abspreche. Was für Sachen willst du?«
    »Ich will eine
     verschwundene Ausländerin aufspüren.«
    »Ah. Die Akte vom Ausländeramt.
     Die habe ich mir angesehen. Das ist ziemlich lange her.«
    »Wenn ich könnte,
     wüßte ich gern mal, ob es in ihrer Heimatstadt irgendwelche
     Unterlagen über sie gibt, seit sie in diesem Land verlorengegangen
     ist. Wenn sie soviel Geld hatte, wie das Konsulat behauptet, muß sie
     irgendwelchen Besitz gehabt haben oder Familie oder etwas, das sie
     loswerden mußte oder für das sie irgendwie Vorsorge treffen mußte,
     bevor sie beschloß verlorenzugehen. Irgend jemand dort muß
     irgend etwas wissen. Wenn sie zurückgekehrt ist, schön. Wenn sie
     sich hier versteckt hält, müßten ihre Leute zu Hause das
     wissen.«
    »Ich kann nicht, Al.
     Ich kann nicht eines Abends hereinspaziert kommen und den fünfzehn
     Jahre alten Fall einer verschwundenen Ausländerin neu eröffnen,
     nur so zum Spaß.
    Ich mag da unten zwar
     unsichtbar sein, aber Akten und Anfragen aus dem Ausland sind es nicht.«
    »Okay«, sagte
     ich. Ich hatte nicht wirklich erwartet, daß er es tun würde.
     Nicht richtig. Nun, na schön, ich hatte es schon erwartet.
    »Wie wär's, wenn
     du hier nach ein paar Leichen Ausschau hieltest?«
    »Irgendwelche
     speziellen Leichen?« Janie war nicht im Zimmer, also konnte er mir
     ohne eigenes Risiko so einen Ball zuspielen. Janie ist etwas argwöhnisch,
     wenn ich in der Nähe bin. Das liegt daran, daß ich ein guter
     Freund der Dame war, die Miller vor ach so langer Zeit eigentlich hatte
     heiraten wollen. Es hätte nicht funktioniert. Alle Beteiligten wissen
     das, nur Janie nicht.
    »Ja. Tote Leichen. Ich
     will, daß die Fingerabdrücke meiner Ausländerin mit allen
     nichtidentifizierten Frauenleichen verglichen werden, die zwischen dem 1.
     September 1954 und, sagen wir mal, dem 1. Januar 1955 gefunden wurden.«
    Polizisten bekommen etwas
     Verschrobenes. Sie entwickeln einen seltsamen Sinn für Humor. Ohne daß
     ich einen Witz gemacht hätte, lachte Miller und lachte.
    »Na komm schon«,
     sagte ich, »das ist hier im Land. Das kannst du machen.«
    »Möchtest du die
     modrigen Leichen bestimmter Orte überprüfen lassen, oder die im
     ganzen Land?«
    »Im ganzen Land. Woher
     zum Teufel soll ich wissen, wo sie ist? Das kannst du doch machen, oder?
     Habt ihr nicht so eine Art Zentralregister für die Speicherung von
     Fingerabdrücken nichtidentifizierter Leichen im ganzen Land?«
    »Davon hab ich bisher
     noch nie was gehört. Wäre aber keine schlechte Idee. Ich geh der
     Sache nach. Bis dahin könntest du mal drei oder vier Städte
     rauspicken, und ich seh mal, was sich machen läßt.«
    »Okay. Versuch's mit
     Indianapolis, New York, Lafayette und Ames, Iowa. Wann kriege ich die
     Infos?«
    »Großer Al,
     glaube mir, wenn irgend etwas zusammenpaßt, wirst du's erfahren.«
    »Ah, welche Beruhigung.
     So beruhigt war ich nicht mehr, seit der Dekan mir damals sagte, er sei
     sicher, daß ich, wenn ich hart arbeitete, in all meinen Fächern
     bestehen und auf dem College bleiben

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