Wer viel fragt
»Ich habe in dieser Hinsicht bereits alles, was ich brauche.«
Und legte auf.
Ich hatte eine wirklich hübsche
Kollektion im Sinn. ›Toupet à la nasser Mop‹. Die Perücke
mag sich zwar bei heftigen Kopfbewegungen lösen, aber wenn sie es
tut, hinterläßt sie garantiert einen sauberen Kopf.
Es war meine beste Schlußfolgerung
seit Monaten.
Ich hatte eine Erscheinung;
mehr als eine Erscheinung, eine Erscheinung mit akustischer Untermalung.
Der Bastard lachte mich aus, lachte schallend, und dabei immer eine Hand
am Kopf.
Aber alle Dinge bedürfen
der Überprüfung.
Es war nicht spät, aber
ich hatte eine Menge schweres Zeug im Kopf. Zum Beispiel Haare. Annies
amerikanischer Verlobter ein kahlköpfiger Arzt, wer weiß, wer
weiß.
Ich beschäftigte mich
noch ein Weilchen mit den eingelösten Schecks, fand aber nichts mehr.
Ich gab mich damit zufrieden und machte um Mitternacht Schluß.
37
Am nächsten Morgen war
ich früh dran. Ich machte mich auf den Weg zum Reisebüro
Matador, wo ein sehr attraktives Mädchen hinter der Ladentheke stand.
Ich fragte sie, ob sie mir Informationen darüber geben könne,
wieviel ein Hin- und Rückflug Indianapolis-Paris 1953 gekostet hatte.
Sie holte ihr Buch hervor und
begann zu blättern. Dann hielt sie inne, sah zu mir auf, benutzte
eine zierliche Fingerspitze, um ihre Augenlider hochzuschieben, die unter
der Last von borstigen falschen Wimpern herabhingen, und fragte: »Wann
wollten Sie nochmal fliegen?«
»Oktober 1953«,
sagte ich.
Sie blinzelte und fragte:
»Ist der Flieger nicht schon gestartet?«
Ich fragte nach dem Geschäftsführer,
den ich in einem Plüschbüro im Zwischengeschoß und etwas
hilfreicher fand als seine Helferin.
Ich wies mich aus und
beschrieb den Fall, an dem ich arbeitete - ich sollte
Hintergrundinformationen einholen zur Überprüfung von Leuten,
die im Verdacht standen, ihre Spesenabrechnungen frisiert zu haben. Ich
sagte nicht, daß ich für einen wichtigen ortsansässigen
Anwalt arbeitete. Diese Tatsache sprach aus meinem Benehmen. Ich fragte
ihn, ob er Unterlagen über einzelne Aufträge aus dem Jahr 1953
habe.
Er sagte nein.
Also fragte ich statt dessen
nach dem Preis einer Flugreise von Indianapolis nach Paris im Jahr 1953.
Wo hatte ich diese Frage schon einmal gehört?
»Ich bin mir nicht
sicher«, sagte er, »aber ich kann Ihnen eine annähernde
Schätzung geben.«
Ich sagte, eine Schätzung
wäre okay. Er war ein gleichmütig wirkender Herr mit nettem,
sauberem Anzug von konservativem Schnitt. Mäßige Glatze. Etwa fünfzig.
Auf der Welt wimmelte es nur so von ihnen.
»Hin und zurück würde
ich das auf siebenhundertundsieben Komma zwei fünf schätzen,
wenn es nicht erste Klasse war.«
»Und wenn doch?«
»Noch mal hundert.«
»Wenn ich also einen
Scheck über 2941,91 Dollar habe, der angeblich für zwei Personen
die Flugkosten nach Frankreich und zurück abgedeckt hat, dann könnten
Sie sagen, daß mit dem Scheck etwas nicht stimmt.«
»Nun, es sei denn, sie
hätten den langen Weg genommen.
Sonst ergibt das für
mich mehr den Preis für vier Personen. Oder vielleicht dreieinhalb.«
Er lächelte. Er machte einen Scherz.
Ich lächelte nicht. Ich
fand es nicht komisch. Ich ahnte mehr und mehr, was damals passiert war,
und ahnte immer weniger, was jetzt los war.
Ich tastete mich weiter:
»Ich habe dann noch eine Summe.
Hin- und Rückflug nach
New York 1954. Was hätte das gekostet?«
»Knapp neunzig. Das ist
der Erste-Klasse-Preis.«
Ich fragte ihn nicht, was ein
Scheck über 307,52 Dollar bedeuten mochte. Aber ich fragte, wie
wahrscheinlich es war, daß jemand Mitte der fünfziger Jahre in
sechseinhalb Monaten in Frankreich siebzehntausend Dollar ausgeben konnte.
»Das ist ein
Kinderspiel«, sagte er. »Das könnte sogar ich schaffen,
wenn ich das Geld hätte.«
»Aber wie sieht die
Sache aus, wenn der Betreffende keine großen Käufe getätigt
hat? Ich meine, keine Häuser, keine Diamanten.«
»Ein wenig schwieriger.
Aber mit ein paar großen Partys, etwas erlesenem Champagner oder ein
paar teuren Nutten - auch kein Problem.«
Er ließ die Möglichkeit,
das Geld wegzugeben, einfach aus.
Na gut. Er war mir eine Hilfe
gewesen, und das sagte ich auch.
Beim Rausgehen blinzelte ich
der Dame mit den Fächeraugen zu. Sie verzog keine Miene. Sie konnte
sich ziemlich sicher sein, überlegte
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