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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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»Ich habe in dieser Hinsicht bereits alles, was ich brauche.«
     Und legte auf.
    Ich hatte eine wirklich hübsche
     Kollektion im Sinn. ›Toupet à la nasser Mop‹. Die Perücke
     mag sich zwar bei heftigen Kopfbewegungen lösen, aber wenn sie es
     tut, hinterläßt sie garantiert einen sauberen Kopf.
    Es war meine beste Schlußfolgerung
     seit Monaten.
    Ich hatte eine Erscheinung;
     mehr als eine Erscheinung, eine Erscheinung mit akustischer Untermalung.
     Der Bastard lachte mich aus, lachte schallend, und dabei immer eine Hand
     am Kopf.
    Aber alle Dinge bedürfen
     der Überprüfung.
    Es war nicht spät, aber
     ich hatte eine Menge schweres Zeug im Kopf. Zum Beispiel Haare. Annies
     amerikanischer Verlobter ein kahlköpfiger Arzt, wer weiß, wer
     weiß.
    Ich beschäftigte mich
     noch ein Weilchen mit den eingelösten Schecks, fand aber nichts mehr.
     Ich gab mich damit zufrieden und machte um Mitternacht Schluß.

37
    Am nächsten Morgen war
     ich früh dran. Ich machte mich auf den Weg zum Reisebüro
     Matador, wo ein sehr attraktives Mädchen hinter der Ladentheke stand.
     Ich fragte sie, ob sie mir Informationen darüber geben könne,
     wieviel ein Hin- und Rückflug Indianapolis-Paris 1953 gekostet hatte.
    Sie holte ihr Buch hervor und
     begann zu blättern. Dann hielt sie inne, sah zu mir auf, benutzte
     eine zierliche Fingerspitze, um ihre Augenlider hochzuschieben, die unter
     der Last von borstigen falschen Wimpern herabhingen, und fragte: »Wann
     wollten Sie nochmal fliegen?«
    »Oktober 1953«,
     sagte ich.
    Sie blinzelte und fragte:
     »Ist der Flieger nicht schon gestartet?«
    Ich fragte nach dem Geschäftsführer,
     den ich in einem Plüschbüro im Zwischengeschoß und etwas
     hilfreicher fand als seine Helferin.
    Ich wies mich aus und
     beschrieb den Fall, an dem ich arbeitete - ich sollte
     Hintergrundinformationen einholen zur Überprüfung von Leuten,
     die im Verdacht standen, ihre Spesenabrechnungen frisiert zu haben. Ich
     sagte nicht, daß ich für einen wichtigen ortsansässigen
     Anwalt arbeitete. Diese Tatsache sprach aus meinem Benehmen. Ich fragte
     ihn, ob er Unterlagen über einzelne Aufträge aus dem Jahr 1953
     habe.
    Er sagte nein.
    Also fragte ich statt dessen
     nach dem Preis einer Flugreise von Indianapolis nach Paris im Jahr 1953.
     Wo hatte ich diese Frage schon einmal gehört?
    »Ich bin mir nicht
     sicher«, sagte er, »aber ich kann Ihnen eine annähernde
     Schätzung geben.«
    Ich sagte, eine Schätzung
     wäre okay. Er war ein gleichmütig wirkender Herr mit nettem,
     sauberem Anzug von konservativem Schnitt. Mäßige Glatze. Etwa fünfzig.
     Auf der Welt wimmelte es nur so von ihnen.
    »Hin und zurück würde
     ich das auf siebenhundertundsieben Komma zwei fünf schätzen,
     wenn es nicht erste Klasse war.«
    »Und wenn doch?«
    »Noch mal hundert.«
    »Wenn ich also einen
     Scheck über 2941,91 Dollar habe, der angeblich für zwei Personen
     die Flugkosten nach Frankreich und zurück abgedeckt hat, dann könnten
     Sie sagen, daß mit dem Scheck etwas nicht stimmt.«
    »Nun, es sei denn, sie
     hätten den langen Weg genommen.
    Sonst ergibt das für
     mich mehr den Preis für vier Personen. Oder vielleicht dreieinhalb.«
     Er lächelte. Er machte einen Scherz.
    Ich lächelte nicht. Ich
     fand es nicht komisch. Ich ahnte mehr und mehr, was damals passiert war,
     und ahnte immer weniger, was jetzt los war.
    Ich tastete mich weiter:
     »Ich habe dann noch eine Summe.
    Hin- und Rückflug nach
     New York 1954. Was hätte das gekostet?«
    »Knapp neunzig. Das ist
     der Erste-Klasse-Preis.«
    Ich fragte ihn nicht, was ein
     Scheck über 307,52 Dollar bedeuten mochte. Aber ich fragte, wie
     wahrscheinlich es war, daß jemand Mitte der fünfziger Jahre in
     sechseinhalb Monaten in Frankreich siebzehntausend Dollar ausgeben konnte.
    »Das ist ein
     Kinderspiel«, sagte er. »Das könnte sogar ich schaffen,
     wenn ich das Geld hätte.«
    »Aber wie sieht die
     Sache aus, wenn der Betreffende keine großen Käufe getätigt
     hat? Ich meine, keine Häuser, keine Diamanten.«
    »Ein wenig schwieriger.
     Aber mit ein paar großen Partys, etwas erlesenem Champagner oder ein
     paar teuren Nutten - auch kein Problem.«
    Er ließ die Möglichkeit,
     das Geld wegzugeben, einfach aus.
    Na gut. Er war mir eine Hilfe
     gewesen, und das sagte ich auch.
    Beim Rausgehen blinzelte ich
     der Dame mit den Fächeraugen zu. Sie verzog keine Miene. Sie konnte
     sich ziemlich sicher sein, überlegte

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