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Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe

Titel: Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peta Mathias
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das Sterben selbst. Fast jeder, mit dem ich gesprochen habe, der dem Tode nahe war und wieder ins Leben zurückgekehrt ist, wollte es im entscheidenden Moment eigentlich gar nicht. Stattdessen beschrieben die Menschen den Nahtod als herrliches, friedliches, beinahe halluzinatorisches Erlebnis, in dessen Verlauf sie geradezu magisch von einem Licht oder einem lächelnden geliebten Menschen auf der anderen Seite angezogen wurden. Sie waren sogar regelrecht wütend, weil ihre Kinder riefen: »Mami, wir brauchen dich doch hier« oder ein Arzt oder ein Rettungsschwimmer sie wiederbelebte. Als Krankenschwester habe ich viele Menschen sterben sehen und weiß, dass sie am Ende selten bei Bewusstsein sind. Viele von ihnen gleiten einfach hinüber, lassen los. Wissenschaftler behaupten, dieses Gefühl, in einen warmen Tunnel zu fallen, gleißendes Licht zu sehen und dieses euphorische Hochgefühl zu erleben, sei lediglich das Gehirn, das von einer gewaltigen Menge Serotonin und Endorphin überflutet wird. Viele Ärzte glauben, dass es sich hierbei um mit dem Ende des körperlichen Daseins verbundene Halluzinationen und nicht um die Aussicht darauf handelt, was uns nach dem Tod erwartet. Menschen sind so unglaublich intelligent im Vergleich zu vielen anderen Lebewesen, deshalb ist es mir ein Rätsel, weshalb man das Sterben nicht einfacher machen kann.
    Die meisten Frauen, die ich zu Lebzeiten bewundert habe, sind »wie die Metzgersfrau« gealtert, wie Simone Signoret es einmal so treffend von sich selbst formuliert hat. Sie kleiden sich schön und haben natürlich gealterte Gesichter, die nie ein Skalpell oder eine Spritze gesehen haben. Diese Frauen strahlen eine unaufgeregte, authentische Wahrnehmung ihres Selbst aus. Sie führen auch im Alter ein ungewöhnliches Leben, ohne ihre Verluste und ihre Verletzlichkeit zu leugnen. Man kann ein klein wenig schummeln, aber das Alter mit aller Vehemenz zu leugnen, ist, als würde man ein Teil seines Selbst leugnen. Sie werden niemals wirklich mit sich selbst im Einklang stehen, mit Ihrem wunderbaren, einzigartigen Ich, wenn Sie sich wegen der normalsten und unvermeidlichsten Tatsache des menschlichen Daseins schämen – dass wir alle älter werden. Ich finde es völlig in Ordnung, hier und da durch kosmetische Chirurgie ein bisschen nachzuhelfen, aber bitte nicht zu viel. Es bereitet mir Sorge, dass unsere Kultur das äußere Erscheinungsbild höher bewertet als den Charakter, besonders bei Frauen. Aber es macht mir auch Sorgen, dass Frauen die Debatte über dieses Thema so grundsätzlich verändert haben, dass sogar feministische Rhetorik dafür herhalten muss, den manischen Versuch zu kaschieren, sich seine jugendliche Schönheit bewahren zu wollen. »Dieser Eingriff steigert mein Selbstwertgefühl« oder »Mein Körper, meine Entscheidung.« Das sind doch alles nur Phrasen, die nichts anderes aussagen, als dass unser »Selbstwertgefühl gesteigert« ist, weil unsere Umwelt uns als jugendlich und damit als begehrenswert empfindet. Auf chirurgischem Weg das Unvermeidliche vermeiden zu wollen, lässt uns vollkommen unvorbereitet auf unseren eigenen Tod sein. Durch den natürlichen Alterungsprozess erkennen wir die Unausweichlichkeit unseres Daseins und bewerten die innere Entwicklung höher als unser äußeres Erscheinungsbild. Ohne diesen Prozess haben wir viel größere Angst als unsere Vorfahren, wenn uns die Einladung zu unserem Schöpfer ins Haus flattert.
    Was lernen wir daraus
    ♥ Man ist nur einmal jung, kann aber für immer unreif bleiben.
    ♥ Experten raten uns dringend, mehr Sport zu treiben, und sie haben völlig recht damit.
    ♥ Falten sind nichts als Spuren des Lächelns auf unserem Gesicht. Tun Sie Ihrem Körper Gutes, dann ist er gut zu Ihnen.

KAPITEL 7
Musik und singen:
Der Ruf des Herzens
    Welchen Sinn hat Musik? Wir brauchen die Musik wie die Fische das Wasser, und unser Verlangen danach scheint keine Grenzen zu kennen. Neurowissenschaftler gehen davon aus, dass wir Musik zwar nicht zum Überleben brauchen, sie aber trotzdem irgendeinen evolutionären Vorteil hat, sonst hätte sie nicht so lange überlebt. Ein Vorteil könnte sein, dass uns Musik und Singen in eine Art euphorischen Taumel versetzt, weil das »Liebeshormon« Oxytocin freigesetzt wird, ein Hormon, das einen wesentlichen Einfluss beim Geburtsprozess hat.
    Die Eckpfeiler der Musik sind Tonhöhe, Rhythmus, Tempo, Timbre und Dynamik – laut und leise. Auf dieser Basis entstehen die weiteren

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