Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
ihr abfuhrt, die Adresse gegeben. Was für ein Mädel, das ist wieder typisch für sie!«
Bertis nur zu sehen munterte Nealy gewaltig auf. Die letzte Nacht hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt. Dass es schön werden würde, hatte sie erwartet; aber nicht, dass diese Gefühlsflut anhielt …
Himmel, dies war nur eine Affäre! Wenn sie Glück hatte, blieben ihnen noch ein, zwei Nächte – doch dann würde alles vorbei sein. Irgendwann, in der fernen Zukunft, wenn es nicht mehr so wehtat, würde sie an diese Zeit zurückdenken, während eines langweiligen Empfangs oder einer überlangen Rede. Der Gedanke deprimierte sie. Bertis und Charlie hätten zu keinem geeigneteren Zeitpunkt auftauchen können.
»Lucy wird sich riesig freuen, euch zu sehen.« Sie setzte sich Button auf die Hüfte. »Sie ist gerade hinten im Garten beschäftigt.«
»Ja, man sollte Kindern immer was zu tun geben.« Bertis setzte sich ihre Lesebrille auf, musterte Button prüfend und wischte ihr einen Fleck vom Kinn. »Da wir ohnehin nach Westen fahren wollten, dachten wir, schauen wir mal, wie’s euch geht.«
Charlie streckte die vom Fahren steifen Glieder. »Wir sind unterwegs zum Yosemite, da wollten wir längst mal hin. Aber wir haben keine Eile, und Bertis hat sich Sorgen um Lucy gemacht.«
Bertis ließ die Lesebrille, die an einem Kettchen um ihren Hals hing, wieder fallen. »Wir dachten, es wird sicher schwer für sie, sich endlich mit dem Tod ihrer Großmutter auseinander zu setzen.«
Worauf Mat die Augen zusammenkniff. »Sie wissen das von ihrer Großmutter?«
»Oh, sie hat uns alles darüber erzählt.« Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Man stelle sich vor, eine dreiundfünfzigjährige Frau heiratet einen ihrer Studenten. Natürlich habe ich Lucy nicht gesagt, was ich darüber denke.«
Mats Kiefer begann zu jucken. »Ihr wusstet auch das mit Nico?«
»Siehst du, Charlie, ich habe dir doch gesagt, sein Name ist nicht Nick, aber du hörst ja nie auf mich!«
Charlie kratzte sich am Kopf. »Was ist das bloß für ein Name – Nico?«
»Darum geht’s nicht. Es geht darum, dass ich Recht und du Unrecht hattest.«
»Ein Glück – denn wenn’s tatsächlich mal andersrum wäre, dann könnte ich diesen Herzanfall kriegen, den du mir dauernd prophezeist.«
Liebevoll tätschelte sie seine Hand und blickte dann Mat an. »Sie und Nell waren ja wohl in letzter Zeit ganz schön fleißig.«
Mat lächelte. »So was passiert eben.«
Nealy verstand nicht, wieso alle sie anstarrten. »Was?«
Sie erhielt von Mat einen amüsierten, aber auch warnenden Blick. »Ich glaube, Bertis und Charlie meinen deine plötzliche Schwangerschaft.«
Nealys Hand flog an ihren Bauch. Ihr Auftauchen hatte sie so überrascht, dass sie gar nicht mehr an das Kissen dort dachte. Vor zwei Tagen, als sie die Waynes zum letzten Mal gesehen hatten, war ihr Bauch noch ganz flach gewesen. Verzweifelt blickte sie sich um. »Oh … äh …«
»Warum kommt ihr nicht rein?« Mat stieg die Stufen zur Veranda hinauf und sah dabei gar nicht so unglücklich über ihr Auftauchen aus. »Ich setze frischen Kaffee auf.«
»Gute Idee.« Bertis eilte geschäftig hinter ihm her. »Charlie, geh doch rasch und hole diese Jiffy-Mix-Blaubeermuffins, die ich heute früh gebacken hab.« Sie warf Nealy einen verschwörerischen Blick zu. »Zu Hause mache ich sie immer selber, aber für unterwegs gibt’s nichts Besseres als diese Fertigbackmischungen – erspart einem unnötige Arbeit.«
Nealy, die noch nie etwas von Jiffy-Mix-Fertigbackmischungen gehört hatte, zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie ihre Kissen-Schwangerschaft erklären sollte.
Mats Hand legte sich warm und beschützend auf ihren Rücken. »Blaubeermuffins klingt sagenhaft!«
Während er den Kaffee machte, sagte Bertis nichts zu Nealys falscher Schwangerschaft. Stattdessen plauderte sie über ihre Enkelkinder und richtete dann die Muffins, die Charlie brachte, auf einer Kuchenplatte an, die Nell im Geschirrschrank fand. Sie trugen alles auf die hintere Veranda, und dann rief Bertis Lucy herbei, die fleißig bei den Rosenbüschen werkelte.
Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie sie sah, und sie kam förmlich aufs Haus zugeflogen. »Ihr seid gekommen! Wow, ich fasses nich!« Sie umarmte beide stürmisch und wich dann zurück, weil das gar nicht cool gewesen war. »Ich meine, es wär okay gewesen, wenn ihr gleich zum Yosemite gefahren wärt. Wie lang könnt ihr bleiben?« Wieder keimte Angst in ihren Augen auf.
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